Ukrainischer Flüchtling bei Space Eye: Musterbeispiel gelungener Integration
Weiden. Seit mehr als 1000 Tagen tobt in der Ukraine Krieg. Der russische Einmarsch brachte Leid, Tod und Flucht für Millionen Menschen. Wie geht es denen, die ihre Heimat verlassen mussten? Ein Beispiel aus Weiden.
880 ukrainische Flüchtlinge leben derzeit in Weiden, 296 davon sind Kinder und Jugendliche. Laut André Pfeiffer von der Wohnungslosenhilfe und Asylunterbringung der Stadt Weiden klappe die Integration dieser Menschen völlig problemlos. „Die Ukrainer etablieren sich sehr gut, engagieren sich in Vereinen und fördern so das Verständnis untereinander.“
Als Übersetzer „Gold wert“
Einer dieser Flüchtlinge ist Yaroslav Bykanov. Der 37-Jährige kam 2022 wegen seiner angegriffenen Gesundheit aus zunächst nach Neustadt/WN, seit Kurzem lebt er in Weiden. Um seinem Land und den Menschen dort „irgendwie“ zu helfen, arbeitet er seither bei Space Eye mit. Darüber ist Andreas Lehner, Verbindungsmann der Regensburger Hilfsorganisation in der nördlichen Oberpfalz, sehr froh. Der Ukrainer unterstützt ihn bei allen logistischen und verwaltungstechnischen Aufgaben und ist als Übersetzer „Gold wert“. „Yaroslav ist ein Musterbeispiel für den gelungenen Umgang von Einheimischen und Geflüchteten: Es gibt keine Probleme, die sich nicht lösen ließen“, lobt auch Space Eye-Gründer und -Vorsitzender Michael Buschheuer die Arbeit seiner Mitstreiter in Neustadt/WN.
Kürzlich stellte der regionale Fernsehsender OTV Yaroslav Bykanov und die Situation seiner Landsleute in Weiden vor (Beitrag hier).
Erinnerungen eines Flüchtlings
Yaroslav Bykanov, der in seiner Heimat Tartastan (circa 100 Kilometer südlich von Kiew) als Journalist arbeitete, hat seine Erinnerungen an den Krieg in seiner Heimat und sein derzeitiges Leben in Deutschland aufgeschrieben:
„In den ersten Stunden des Krieges rief mich zuerst meine Mutter an. Sie weinte und sagte, dass Kiew bombardiert wird und dass es Krieg ist! Ich rief sofort meine Freundin an, die ebenfalls schon wach war. Der öffentliche Verkehr stand still, niemand wusste, was zu tun war. Die Menschen hatten große Angst. Die Sirenen begannen zu heulen. Am nächsten Tag gründeten mein Freund und ich eine Gruppe in Viber, um die Menschen zusammenzubringen und ihnen zumindest einige Informationen zu geben.
Später erstellten wir die Anzeigen und informierten, dass wir mit einer freiwilligen Sammlung beginnen. Es war beeindruckend, wie viele Menschen darauf reagierten. Sie brachten, was sie konnten: Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleidung, Medikamente und vieles mehr. Sogar ältere Leute kamen mit kleinen Gaben und sagten: ‚Ich habe nicht viel, aber bitte nehmt das.‘ Die Stadtverwaltung organisierte erst einige Wochen später eine eigene Gruppe – zu Beginn wusste auch sie nicht, was zu tun war. In den ersten Monaten arbeiteten wir in unserem kleinen Journalistenbüro. Wir hielten Wache, lasen Nachrichten im Internet, informierten die Menschen über Luftalarm und Entwarnung. Wir nahmen Kontakt mit anderen Freiwilligen auf und schickten die gesammelten Hilfsgüter an die Front im Osten.
Gesundheit verschlechterte sich
Doch nach einiger Zeit verschlechterte sich meine Gesundheit. Die Nerven, der Schlafmangel und die ständige Belastung während des Krieges und der Unsicherheit setzten mir sehr zu. Mein Onkel riet mir, ärztliche Hilfe zu suchen. Über den deutschen Botschafter in der Ukraine wurden Treffen mit den besten Chirurgen des Landes organisiert. Leider sagten alle, dass sie mir nicht mehr helfen könnten, da wichtige medizinische Einrichtungen durch die russischen Angriffe zerstört waren.
Deshalb musste ich eine schwierige Entscheidung treffen – mein Zuhause zu verlassen, um eine Chance auf eine bessere Gesundheit zu bekommen. In Neustadt/WN traf ich nach etwa drei Wochen Andreas Lehner. Es stellte sich heraus, dass er seit Beginn des Krieges der Ukraine hilft. Seitdem bin ich seit über einem Jahr Teil des Teams von Space Eye. Diese Menschen sind engagiert, fleißig, talentiert und unermüdlich. Sie opfern oft ihre eigenen Ressourcen, um anderen in Not zu helfen.
Ausbildung im IT-Bereich
In diesen fast anderthalb Jahren habe ich begonnen, die deutsche Sprache zu lernen und ich weiß, dass ich noch viel lernen muss. Seitdem bin ich meinem Traum von einer besseren Gesundheit ein Stück nähergekommen. Es ist ein Traum, den ich fast mein ganzes Leben lang habe. Ich glaube, dass ich in dieser Zeit viel Gutes für das ukrainische Volk und auch dafür getan habe, dass die Deutschen die Ukraine und ihre reiche Kultur besser verstehen. Bis vor wenigen Jahren wussten viele Menschen hier noch nicht viel über mein Heimatland.
Mein Plan für die Zukunft nach meiner Operation ist, die deutsche Sprache weiterzulernen, meine Ausbildung im IT-Bereich fortzusetzen und zu arbeiten. Ich glaube fest daran, dass ich diese Möglichkeiten bekomme, und ich bin sicher, dass ich meiner Heimat damit helfen kann.“
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