Umstrittene Entscheidung: Reiserdorf bekommt Wasserleitung

Störnstein. Hitzige Debatte: Die Bürgermeisterstimme gibt den Ausschlag für den sofortigen Bau einer zusätzlichen Wasserleitung. Die Räte von CSU und SPD sind dafür, die der Freien Wähler und der Bürgerliste dagegen.

Das Baugebiet Gramleite (links) leidet unter zu geringem Wasserdruck, das Bezirksklinikum Wöllershof (rechts) hat mit 200 Patienten und 300 Mitarbeitern einen hohen Wasserbedarf. Der Gemeinderat hat daher den Bau einer zweiten Wasserleitung für den Ortsteil beschlossen. Foto: Gabi Eichl

Strittig ist weniger die Leitung an sich als vielmehr der Zeitpunkt des Baus. Bürgermeister Markus Ludwig und die Befürworter von CSU und SPD wollen so schnell wie möglich bauen, um sich nicht der Möglichkeit einer Förderung zu berauben. Den Freien Wählern geht das alles zu schnell, für sie hat die Erneuerung der bestehenden Leitung zwischen Neustadt/WN und Reiserdorf Priorität.

Neue Leitung macht Erneuerung der alten billiger

Kämmerer Andreas Voit kommentiert den Zeitpunkt mit Verweis darauf, dass es sinnvoll und billiger sei, die neue Leitung zuerst zu bauen, da man dann die alte Leitung nach Neustadt auf der bestehenden Trasse erneuern könne, während eine solche Erneuerung ohne zweite Leitung eine neue Trasse voraussetze, unter Umständen auch eine Notversorgung des Ortsteils.

Kampfabstimmung – 6:5 für die neue Leitung

Die mit 6:5 Stimmen beschlossene neue Leitung wird von Lanz aus Wasser der Steinwaldgruppe nach Reiserdorf/Wöllershof bringen. Die Kosten sind auf nicht ganz 480.000 Euro geschätzt. Laut Bürgermeister Ludwig ist eine Förderung möglich in Höhe von 109.000 Euro. Diese Förderung steht aber derzeit in den Sternen, denn der entsprechende Fördertopf ist leer.

Die Gemeinde steht laut Ludwig aber auf Platz fünf auf der Warteliste dieses Fördertopfes. Für Ludwig ist daher eigenen Worten zufolge entscheidend, dass man zumindest die Chance auf eine Förderung habe, wenn man jetzt baue, während man diese Chance vertue, wenn man weiter abwarte.

Und dass die Leitung notwendig ist, ist für den Bürgermeister und die Befürworter unstrittig, wenngleich diese sich bewusst sind, wie sie sagen, dass die Entscheidung für den Bau unpopulär sei. Denn bezahlen müssen die neue Leitung die Bürger. Aber Ludwigs Worten zufolge stehe der Gemeinderat auch in der Verantwortung dafür, „was er unterlässt“, sprich: was er sich mit Blick auf die Wähler nicht zu tun traut. 

Bürgermeister: Klinikum, Löschwasser, zu geringer Druck

Es geht laut Ludwig um die Wasserversorgung von 330 Einwohnern, etwa 200 Patienten und über 300 Beschäftigten im Bezirksklinikum. Aber auch um die Versorgung mit Löschwasser im Notfall und die Behebung der Druckschwankungen im Baugebiet „Gramleite“.

Von diesen Druckschwankungen kann Beate Gmeiner (CSU) ein Lied singen. Sie wohnt wie der Bürgermeister in Reiserdorf. Der zeitweise geringe Wasserdruck sei unschön, bisweilen streikten Haushaltsgeräte deshalb, aber damit könne man leben. Doch an der zweiten Leitung führe allein schon wegen des dauernden Ausbaus des Bezirksklinikums kein Weg vorbei.

Ähnlich argumentiert Jürgen Völkl (CSU). Andreas Müller (CSU) sagt, es sei unbedingt sinnvoll, in Reiserdorf ein zweites Standbein zu schaffen für den Fall, dass die Stadt Neustadt/WN nicht in gleicher Weise wie die Gemeinde Störnstein in eine Erneuerung der bestehenden Leitung investieren wolle.

SPD-Sprecher: Bau der neuen Leitung geht schneller

Der SPD-Sprecher Konrad Schell sagt, die Erneuerung der alten Leitung nach Neustadt könne sich hinziehen, aber die neue Leitung könne schnell verwirklicht werden.

FW-Sprecher: Allzu viele Fragen noch unbeantwortet

„Schnell“ ist das Stichwort für den FW-Sprecher Hubert Meiler. Viel zu schnell geht es ihm und seiner Fraktion, zu viele Fragen seien unbeantwortet. Er spricht sich dafür aus, zuerst die alte Leitung nach Neustadt, die aus den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammt, zu erneuern. Diese Erneuerung ist auf nicht ganz 300.000 Euro veranschlagt.

Meilers Argumentation zufolge gewinne man mit einer Erneuerung der Leitung nach Neustadt/WN Sicherheit, auch für das Bezirksklinikum. Wenn der Wasserdruck dann immer noch zu schwach sei, müsse man weitersehen.

Schreiner: Unterlagen zu spät für Vorbereitung bekommen

Karlheinz Schreiner (FW) beklagt, die Unterlagen zu spät für eine vernünftige Vorbereitung erhalten zu haben. Er verweist außerdem darauf, dass man hier auf Kosten aller Bürger der Gemeinde eine zweite Leitung finanziere. 

Art der Refinanzierung der Leitung noch nicht entschieden

Noch nicht entschieden wurde über die Art der Refinanzierung des Leitungsbaus. Die Gemeinde hat zwei Möglichkeiten: Sie kann einen Verbesserungsbeitrag pro Anwesen erheben, der auch für unbebaute Grundstücke gelten würde, oder sie kann den Wasserpreis erhöhen. In jedem Fall müssten alle Gemeindebürger zahlen, da die Gemeinde nur eine Satzung hat. Den einmaligen Verbesserungsbeitrag schätzt Ludwig auf 600 bis 700 Euro pro Einfamilienhaus.

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