Unbekanntes und Verblüffendes aus der Heimatgeschichte

Kemnath. Die neueste Ausgabe des Kemnather Heimatboten ist erschienen. Ein Beitrag beschäftigt sich mit der Geschichte der mittelalterlichen Siedlung „Keminata“.

Im Kemnather Rathaus stellte Schriftleiter Robert Schön (Dritter von rechts) den neuen Kemnather Heimatboten vor. Von links: Bürgermeister Roman Schäffler, die Autoren Hans Walter und Rainer Sollfrank. Von rechts die Autoren Bernhard Piegsa und Arno Stahl. Foto: Bernhard Piegsa

Auf einem aufgeschütteten Plateau an der Berndorfer Straße stand Kemnaths Wiege: So liest man es in vielen regionalgeschichtlichen Abhandlungen. Doch Robert Schön, Vorsitzender des „Heimatkundlichen Arbeits- und Förderkreises“ (HAK), ist davon nicht mehr restlos überzeugt. Wo aber nahm die Geschichte der mittelalterlichen Siedlung „Keminata“ tatsächlich ihren Anfang? Eine mögliche Antwort gibt der Kreisheimatpfleger und Geschichtsforscher im „Kemnather Heimatboten 2022“, der dieser Tage druckfrisch an HAK-Mitglieder und regionale Buchhandlungen ausgeliefert wird.

Das Ehe-Geheimnis wird gelüftet

Außerdem lüftet Schön das Geheimnis um die Kurzzeit-Ehegattin des Schriftstellers und Juristen Dr. Erich Ebermayers, der ab 1939 im Schloss Kaibitz gelebt und 1945 für einige Monate das Amt des Kaibitzer Bürgermeisters versehen hatte. Er lenkt den Blick der Leser auf weitere bislang unbekannte Facetten aus dem Leben dieser schillernden Persönlichkeit. Die Geschichte der „Familienkapelle beim Bauern-Erl“ im Kastler Ortsteil Neuenreuth, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Erfüllung eines Gelübdes erbaut worden war, zeichnet Arno Stahl nach. Seine detaillierte Dokumentation des Besetzungsverfahrens für die 1829 frei gewordene Pfarrstelle seiner Heimatgemeinde widmet sich Bürgermeister und Heimatforscher Hans Walter, einer weiteren Episode der Kastler Kirchen- und Gemeindegeschichte.

Theologe Alois Dietl vor 270 Jahren geboren

Über die heutigen Grenzen des Kemnather Landes greift der Historiker Bernhard Piegsa mit seiner Würdigung Georg Alois Dietls hinaus, dessen Geburtstag sich 2022 zum 270. Mal jährte: Der unkonventionelle katholische Theologe, den Piegsa als „christlichen Aufklärer“ und „konservativen Revolutionär“ charakterisiert, stammte aus Pressath, das im 18. Jahrhundert noch zum Landrichteramt Kemnath-Waldeck gehörte. Ihre Serie von Auszügen aus dem Gruppenbuch der Kemnather Pfadfinder für 1964/65 setzt Katrin Pasieka-Zapf fort, Erinnerungen an das „mittelalterliche Feldlager“ im Juli 2022 bewahrt Rainer Sollfrank auf acht Bildseiten.

Nicht zu vergessen sind Robert Schöns Nachrufe auf drei tatkräftige Mitglieder und Förderer des HAK: des Ehrenbürgers Max Ponnath, des Historikers Bernd Thieser und des „Vereins- und Regionalchronisten“ Werner Dollhopf, in dessen Fußstapfen Katrin Pasieka-Zapf als Verfasserin der Jahreschroniken für den „Heimatboten“ getreten ist.

Heimatboten gibt es im Buchhandel

Bürgermeister Roman Schäffler dankte Schön, der zum 32. Mal die Schriftleitung des Jahrbuchs übernommen hatte, und allen Autoren für deren Arbeit. Es sei zu wünschen, dass das Heft Regionalgeschichtsfreunden nicht nur als Lektüre Freude bereite, sondern sie auch zum Forschen und zur Abfassung eigener Jahrbuchbeiträge ermuntere, damit die Zukunft dieses „aus unserer Stadt und Region nicht mehr wegzudenkenden Nachschlagewerks“ gesichert sei. Den „Kemnather Heimatboten 2022“ gibt es für vier Euro im örtlichen Buchhandel und im Heimat- und Handfeuerwaffenmuseum.

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