Unterricht unter Pandemiebedingungen: Rektor über Chancen, Alltag und Sicherheitslücken

Tirschenreuth. Albert Bauer ist der Rektor des Stiftlandgymnasiums Tirschenreuth. Was er zur Rückkehr zum Präsenzunterricht sagt, wie sein Fazit zu den letzten Wochen ausfällt und welche Sicherheitslücke er bei Lokalpolitikern anspricht.

Stiftland Gymnasium Tirschenreuth Schule
Wie meistert das Stiftland-Gymnasium in Tirschenreuth die Corona-Pandemie? Rektor Alfred Bauer steht Rede und Antwort. Bild: Freundl.

Endlich wieder Schule: Mit dem Absinken der 7-Tage-Inzidenz ist wieder Präsenzunterricht für die Kinder und Jugendlichen im Landkreis Tirschenreuth möglich – Aufatmen nicht nur bei Rektor Albert Bauer, sondern auch bei Landrat Roland Grillmeier und den Kreistagsfraktionen von CSU und Zukunft, die zu einer gemeinsamen digitalen Fraktionssitzung zusammengekommen sind.

Die beiden Fraktionsvorsitzenden Bernd Sommer (CSU) und Matthias Grundler (Zukunft) hatten als besonderen Gast Oberstudiendirektor Albert Bauer, den Rektor des Stiftlandgymnasiums in Tirschenreuth, eingeladen. Er gab den Kreisräten Einblick in die Situation der Schule während der Pandemie und berichtete ausführlich von den Maßnahmen zur Wiederaufnahme des Schulbetriebs.

Präsenzunterricht unter Pandemiebedingungen

Die Stundenpläne wurden angepasst. Das Stiftlandgymnasium hat sich auf den Präsenzunterricht unter Pandemiebedingungen vorbereitet, wie Bauer berichtet. Oberste Priorität haben dabei die regelmäßigen Schnelltests für alle Schüler, bevor sie am Unterricht teilnehmen. Mit den beiden obersten Jahrgangsstufen, der Q11 und der Q12, die bereits früher wieder Präsenzunterricht erhalten hatten, konnte die Schule schon erste Erfahrungen mit regelmäßigen Corona-Tests sammeln. Und die fallen durchweg positiv aus: „Bis jetzt hat sich noch kein Schüler geweigert und wir hatten auch ausschließlich negative Ergebnisse.“

Mit der Testung aller Schüler betritt die Schule zwar jetzt Neuland, aber der Rektor zeigt sich trotzdem optimistisch. Er erwarte gar nicht, dass alles von Anfang an reibungslos funktioniert, aber er sei sehr zuversichtlich, dass auch die jüngeren Kinder mit der Teststrategie gut zurechtkommen. „Wir dürfen die Kinder nicht für naiv oder tollpatschig halten. Sie können mehr als manche Leute ihnen zutrauen.“

Sicherheit durch Testpooling

Auch das von Landrat Grillmeier favorisierte Testpooling unterstützt Bauer. Das Labor Bio Variance aus Waldsassen, das die Auswertung der Tests übernehmen wird, hat die Methode den Schülern bereits vorgestellt. Das sogenannte „Pooling“ ist eine Methode, bei der die Proben einer Gruppe zusammen ausgewertet werden. Nur wenn die Gesamtmenge positiv ausfällt, werden die einzelnen Proben separat untersucht. Dadurch sind deutlich mehr Tests in kürzerer Zeit möglich.

Für das Krisenmanagement des Landratsamtes hatte der Oberstudiendirektor nur Lob übrig – die ergriffenen Maßnahmen hätten Wirkung gezeigt: „Es ist höchst erstaunlich, wie sich der Landkreis Tirschenreuth vom negativen Spitzenreiter zum positiven Schlusslicht gearbeitet hat. Respekt an den Landkreis und alle, die daran beteiligt waren”, sagt Bauer.

Endlich Öffnungsperspektive

Nun gehe es darum, das auch beizubehalten. Mit der Öffnungsperspektive sei den Kindern und Jugendlichen aus seiner Sicht ungemein geholfen. „Sonst ist das Schuljahr gelaufen“, befürchtet Bauer. Der Onlineunterricht sei zwar nicht schlecht, könne aber den Präsenzunterricht nicht vollständig ersetzen, „weil sich das Persönliche auch auf den Lernerfolg auswirkt“.

Für die beiden obersten Stufen Q11 und Q12 sind ausreichend große Räumlichkeiten vorhanden, sodass diese vollzählig in die Schule dürfen. Beim Wechselunterricht der niedrigeren Klassen 5 bis 9 ist künftig jeweils die halbe Schulklasse daheim und die andere Hälfte anwesend. Am nächsten Tag wird gewechselt. Dabei wird der Unterricht aus dem Klassenzimmer in vielen Fällen live nach Hause übertragen, damit alle auf dem gleichen Wissensstand sind.

Die Schule habe den täglichen Wechsel gewählt, weil niemand wisse, wie lange die Situation anhält und man allen Schülern die Chance auf Teilnahme am Unterricht geben wolle. Auch Schüler, die sich nicht testen lassen wollen oder bei denen ein gesundheitliches Risiko vorliegt, nehmen weiterhin am Distanzunterricht teil.

Enormer Schub für Digitalisierung

Mit der Technik klappt es dabei gut, wie Rektor Bauer weiter ausführt. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir einen tollen Glasfaseranschluss haben.“ Die Uploadgeschwindigkeit von 100 Mbit/s reiche aus, dass das System funktioniert. Auch mit der Wahl der Videokonferenz-Software Big Blue Button ist Bauer ebenfalls hoch zufrieden. „Big Blue Button hat uns unabhängig gemacht von zentralen Angeboten.“

Als Ergänzung dazu werde die Lernplattform „moodle.sgtlernen.de“ genutzt, die auf einem eigenen Server im Schulgebäude liegt, sodass sie störungsfrei läuft. Insgesamt habe die Krise der Digitalisierung der Schulen enormen Anschub verliehen. „Vor einem Jahr hätten wir das niemals gedacht.“ Stolz ist Bauer darauf, dass das Lehrerkollegium die neuen technischen Möglichkeiten bereits eifrig nutzt und bestens damit zurechtkommt.

Auch Landrat Grillmeier sieht den Landkreis bei der Digitalisierung gut aufgestellt: „Wir haben die Digitalprogramme des Freistaates genutzt und in den letzten Jahren in vielen Bereichen investiert, was sich nun positiv auszahlt.“ Auch die Entscheidung für Big Blue Button sei der richtige Weg gewesen. Jetzt gehe es darum, Soft- und Hardware auf dem neuesten Stand zu halten und eine gute Betreuung zu gewährleisten.

Viele Lehrkräfte bereits geimpft

Über das Impfangebot für Lehrkräfte an den weiterführenden Schulen war der Rektor ebenfalls hocherfreut. „Wir tun uns jetzt leichter, den Unterricht zu gestalten. Die Impfung gibt ein Gefühl von Sicherheit. Und die Akzeptanz unter den Lehrkräften ist gigantisch.“ Etwa 90 Prozent aller Lehrer hätten das Impfangebot wahrgenommen.

Der Landrat dankt Rektor Bauer für die sehr gute Zusammenarbeit. Er findet: „Die Lehrer zu impfen war der richtige Weg.“ Grillmeier sei froh über das gute Miteinander, dem sich Fraktionsvorsitzender Bernd Sommer anschließt. Er bezeichnete das Stiftlandgymnasium als „Beispielschule“, zu der ihm spontan vier Schlagworte einfallen: pragmatisch, konstruktiv, wirtschaftlich und effektiv.

Er bat OStD Bauer, den Dank auch an das gesamte Kollegium weiterzugeben. „Das Wichtigste ist es jetzt, die Kinder gut durch das restliche Schuljahr zu bringen.“ Auch er setzt seine Hoffnungen dabei auf das Testpooling: „Es wäre toll, an dieser wissenschaftlichen Entwicklung teilzuhaben.“

Sicherheitslücke Schulbus?

Eine Bitte gab Albert Bauer den Mandatsträgern mit auf dem Weg. Sorgen bereite ihm derzeit noch die Situation morgens in den Bussen, in denen die Schüler noch vor den Selbsttests auf engem Raum zusammenkommen. „Trotz der FFP2-Maskenpflicht haben wir hier ein gewisses Sicherheitsrisiko.“ Auch weil eine lückenlose Aufsicht nicht möglich ist. Als mögliche Lösung schlug Sommer den Einsatz von Verstärkerbussen vor.;

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