Magdeburger Anschlag auf Christkindlmarkt: Bub mit Verwandtschaft in Floß unter Opfern

Magdeburg. Taleb A. (50), Arzt aus Saudi-Arabien, tötete bei seiner Amokfahrt mit einem BMW-SUV X3 auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt mindestens vier Menschen. Am Samstagnachmittag wird bekannt: Eines der Todesopfer, ein neunjähriger Bub, hat Wurzeln in Floß in der Oberpfalz.

Posts auf X des Attentäters Taleb A. und des Terrorismus-Experten Professor Peter R. Neumann vom Londoner King’s College. Screenshot von X: jrh

[Update] Das jüngste Todesopfer des Anschlags in Magdeburg ist ein neunjähriger Bub, der bis vor etwa zwei Jahren in Floß im Landkreis Neustadt/WN gelebt hat. Er ist 2015 in Weiden geboren und mit vier Geschwistern in Floß aufgewachsen. Der Schüler lebte inzwischen mit seiner Mutter und einem Bruder in einem kleinen Dorf in Niedersachsen, etwa 60 Kilometer von Magdeburg entfernt.

Verwandten in der Oberpfalz äußerten sich gegenüber OberpfalzECHO schockiert über den unfassbaren Tod des Jungen. Die Mutter hatte mit zwei Kindern am Freitagabend den Weihnachtsmarkt in Magdeburg besucht. Sie ist nach Auskunft eines Verwandten unverletzt geblieben, der weitere Sohn wurde leicht verletzt.

Täter ein Psychiater im Maßregelvollzug

Aus Polizeikreisen wurde bekannt, dass der Arzt aus Saudi-Arabien bei seiner mörderischen Fahrt am Freitagabend auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg unter Drogen gestanden haben soll. Laut Informationen von WDR und NDR ist die Zahl der Toten von zwei auf vier gestiegen. Darunter soll auch ein Kleinkind sein. Mindestens 200 Menschen wurden verletzt, viele davon schwer.

Nach „BILD“-Informationen heißt er Taleb A, wurde 1974 in Saudi-Arabien geboren, lebt und praktiziert seit 2006 mit einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung im 46 Kilometer von Magdeburg entfernten Bernburg an der Saale (Sachsen-Anhalt) als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in einem Klinikum. Laut WELT war er dort im Maßregelvollzug des Landes Sachsen-Anhalt zur Besserung und Sicherung von suchtkranken Straftätern tätig gewesen.

FAZ-Interview: „Aggressivster Kritiker des Islams“

Gegen 3.45 Uhr sollen Spezialeinsatzkräfte Wohnung und Kellerräume durchsucht haben. Inzwischen wurde bekannt, dass Taleb A. in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ bereits 2019 den Islam kritisierte: „Ich bin der aggressivste Kritiker des Islams in der Geschichte“, sagte er dort. Weil er sich vom Islam abgewandt habe, sei er bedroht worden: „Man wollte mich ‚schlachten‘, wenn ich nach Saudi-Arabien zurückkehren würde. Also habe ich mich dazu entschieden, Asyl in Deutschland zu beantragen.“

Er soll eine Internet-Plattform gegründet haben, die saudi-arabischen Frauen dabei hilft, Asyl in Deutschland zu beantragen. Auch auf einem Profil bei X verbreitete er Islam-kritische Posts, allerdings auch Verschwörungstheorien, die möglicherweise ein Motiv für den Anschlag gewesen sein könnten: „Deutschland jagt saudische Asylbewerberinnen innerhalb und außerhalb Deutschlands, um ihr Leben zu zerstören“.

Taleb A. lobt die Haltung der AfD

„Deutschland will Europa islamisieren“ ist in seiner Profilbeschreibung zu lesen. Der Arzt teilte Inhalte, in denen er die Haltung der AfD und ihre Einstellung zum Islam lobt. Unter anderem auch ein bearbeitetes Foto von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einem Schild mit der Aufschrift „I destroyed Europe“ – „Ich habe Europa zerstört“. In einem Video, Minuten nach der Todesfahrt wurde auf seinem Profil ein Video gepostet, auf dem er in wirrer Rede davon spricht, dass Islam-Kritiker in Deutschland „aktiv und kriminell“ verfolgt würden.

Laut „Spiegel“ verbreitete er in einem vor wenigen Tagen auf einem islamfeindlichen US-Blog erschienenen Video-Interview die von Verfolgungswahn geprägten Thesen, der deutsche Staat betreibe eine „verdeckte Geheimoperation“, um weltweit saudische Ex-Muslime „zu jagen und ihr Leben zu zerstören“, während syrische Dschihadisten in Deutschland Asyl erhielten.

Terror-Experte: „Ein saudischer Ex-Muslim, der die AfD liebt“

Professor Peter R. Neumann vom Londoner King’s College zeigt sich auf X verblüfft: „Nach 25 Jahren in diesem ‚Geschäft‘ denkst Du, nichts könnte dich mehr überraschen“, schreibt der Terrorismus-Experte. „Aber ein 50-jähriger, saudischer Ex-Muslim, der in Ostdeutschland lebt, die AfD liebt und Deutschland für seine Toleranz gegenüber Islamisten bestrafen will – das hatte ich wirklich nicht auf dem Zettel.“

Taleb A. befand sich Freitagabend bei der Polizei in Gewahrsam. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (70, CDU) und die Behörden sprachen bereits von einem Anschlag. Die genauen Hintergründe der Todesfahrt sind noch unklar, die Ermittlungen dauern an.

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1 Kommentare

Daniel Preisinger - 21.12.2024

Es ist absolut utopisch, was hier wieder versucht wird hinzuframen, als gäbe es eine direkte Relation, zwischen dem, was die AfD sagt und dem, was hier in Magdeburg angerichtet wurde. Bei aller kritischen Haltung zur AfD merkt man hier exemplarisch, in welcher vergifteten, unfairen Auseinandersetzung wir mittlerweile angekommen sind, in der jedes Mittel den Zweck zu heiligen scheint.