US-Wahlnacht beim Tännesberger Künstler-Paar Christina und Rob: Trump ist wieder da!
Tännesberg. Der Orangenmann ist zurück: Der Sieg ist Trump kaum mehr zu nehmen. Was geht uns die US-Präsidentenwahl an? „Sehr viel“, sagt die deutsch-amerikanische Künstlerin Christina Jarmolinski: „Mit Trump hat Putin in Europa freie Hand, und die deutsche Wirtschaft ein dickes Problem.“
Christina Jarmolinski ist aufgeregt: „Wir fiebern seit Wochen beim Wahlkampf mit“, sagt die deutsch-amerikanische Künstlerin in ihrem Atelier in Tännesberg. „Es ist zu weinen, da Trump der größte Verbrecher ist – und wenn du mich fragst: the fallen angel oder der Teufel.“ Mittlerweile sei es in den USA zu wie in einem „Dritte-Welt-Land“: „Democracy is on the edge, scary – die Demokratie steht am Abgrund, das ist beängstigend.“
„Ich weiß nicht, ob wir heute Nacht überhaupt schlafen können“, bezieht sie ihren Freund Rob de Koter mit ein. Bei der gemeinsam Wahlnacht durchzuhalten und die Stimmungsschwankungen nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse in den jeweiligen Bundesstaaten zu dokumentieren, finden die beiden eine willkommene Ablenkung: „Ja, das ist eine lustige Idee.“
Trend zu Machismo stärker als Frauenpower
Acht Stunden später: Der Wahlsieg ist Donald Trump kaum mehr zu nehmen. In den entscheidenden Swing States ist der Vorsprung des Präsidenten-Wiedergängers kaum mehr aufzuholen. Der mehrfach verurteilte Straftäter, der ankündigte, am ersten Tag seiner Wiederwahl auch diktatorische Mittel anzuwenden, der den Feind nicht in den Diktaturen Chinas, Russland oder Nordkorea sieht, sondern bei den Demokraten im eigenen Land, hat mit Unterstützung Elon Musks und seiner Plattform X die Wahl gewonnen.
Offensichtlich haben auch chauvinistische Tendenzen bei den Männern of Colour zur Trendwende beigetragen. Bei Umfragen äußerten sich viele männliche Latinos und Schwarze pro Trump, weil sie einer Frau keine Führungsrolle zutrauen. Die erwartete starke Unterstützung von Frauen für Harris blieb dagegen aus. „Wir sind entsetzt“, kommentieren Christina und Rob den Wahlausgang. „Appalled! Wie konnte das passieren? – das hat Konsequenzen für die ganze Welt.“
Schwere Zeiten für Europa
In der Tat, auf Europa, Deutschland und die Ukraine kommen voraussichtlich schwere Zeiten zu. Putin-Freund Trump hat wiederholt angekündigt, die militärische Unterstützung für das von Russland mit einem brutalen Angriffskrieg überzogenen Land einzustellen und den Konflikt mit einem Anruf zu beenden.
Wirtschaftlich droht ein Zollkrieg mit der EU, der besonders der Exportnation Deutschland teuer zu stehen kommen könnte Außerdem lockt Trump deutsche Autohersteller, für die die USA ein wichtiger Absatzmarkt sind, mit günstigen Konditionen in die Staaten. Keine guten Vorzeichen für den hiesigen Automobil-Standort.
„Jetzt geht’s los“
Acht Stunden zuvor: Startschuss für die Berichterstattung und 22 Uhr. „Jetzt geht’s los“, sagt Christina, „wir fangen an, die US-Nachrichten anzusehen.“ Es gibt zwar noch keine Trends, aber erste Ergebnisse von Wählerbefragungen. Kleine Überraschung: Nicht die Wirtschaft, wie bisher, die Sorge um die Demokratie wird von einer knappen Mehrheit der Wähler als ihr wichtigstes Motiv für ihre Wahlentscheidung angegeben.
Auch der Unterschied des Wahlverhaltens zwischen Frauen und Männern wird deutlich: Für 26 Prozent der Männer ist die Wirtschaft das wichtigste Thema, aber für 27 Prozent der Frauen das Recht auf Abtreibung das zentrale Anliegen. „Wir hoffen“, sagt Christina, „weder sein Gesicht noch seine jämmerliche Stimme jemals wieder ertragen zu müssen.
Von Kimmel auf Trumps Mütze
Noch ist früher Abend. Die Wahlberichterstattung hat noch nicht begonnen. „Wir haben jetzt Jimmy Kimmel und andere angesehen“, sagt Christina. Vom amerikanischen Talkshow-Moderator und Comedian bekommt Trump immer etwas auf die Mütze. Balsam für die aufgewühlte Seele. „Es heißt abwarten.“ Nach den letzten Umfragen liegt Harris leicht vorne – aber im Rahmen der Fehlermarge kaum relevant. Bei den Nachwahlen zum Senat, wo die Demokraten noch eine Mehrheit besitzen, haben die Republikaner beste Chancen, die Mehrheit zurückzuerobern.
Warten auf die ersten Ergebnisse aus den Ostküstenstaaten, wo Zeitzonen-gerecht zuerst ausgezählt wird: Aus Georgia – dem ersten der sieben Swing States Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Georgia, North Carolina, Arizona und Nevada, auf die es besonders ankommt, weil dort keine Partei eine sichere Mehrheit erwarten kann – wird es die ersten Ergebnisse um 1 Uhr MEZ geben. Die Stimmung ist angespannt.
Erste Ergebnisse von der Ostküste
- 1 Uhr: Georgia wie erwartet to close to call – zu eng für eine Aussage.
- Kentucky ist seit Jahrzehnten republikanisch – acht Wahlmännerstimmen für Trump.
- Vermont, traditionell demokratisch, 3 Wahlmännerstimmen für Harris.
- Virginia mit Rekordregistrierung: to close to call – zu eng für eine Aussage.
- 1.15 Uhr: Indiana, seit Jahrzehnten fest in republikanischer Hand, 11 Stimmen für Trump
Im Osten von Kentucky gehen beide Kongressbezirke erwartungsgemäß an die Republikaner. Noch keine Überraschung. Ernste Gesichter, aber keine Panik, alles andere hätte einem politischen Erdbeben geglichen. „Let’s try to keep the faith“, sagt Christina. „Lass uns versuchen, den Glauben nicht zu verlieren.“
Die nächsten Wahllokale haben geschlossen
- 1.30 Uhr: West-Virginia, vier Wahlleute für Trump.
- Ohio, to close to call …
- North-Carolina, to close to call …
- Bernie Sanders, dienstältester Senator hat’s wieder geschafft.
- 2 Uhr: Florida ist Pflicht für die Republikaner, es geht um 30 Wahlmänner – geht an Trump.
- Alabama, 9 Stimmen für Trump
- Oklahoma, 7 Stimmen für die REPs
- Tennessee, 10 Stimmen für Trump
- Missouri, 10 Stimmen für Trump.
Trump streut bereits Zweifel, dass die Wahl regulär abläuft, von offiziellen Stellen laufen die ersten Dementis ein: Keine Anzeichen für Unregelmäßigkeiten.
- Maryland, 10 Stimmen für Harris
- Massachusetts, 11 Stimmen für Harris
- Rhode Island, to close to call
- Connecticut, to close to call
- Illinois, to close to call
- Delaware, to close to call
- Maine, to close to call
- New Jersey, to close to call
- New Hampshire, to close to call
- Mississippi, to close to call
- Pennsylvania, to close to call.
Zwischenstand: 12 Staaten entschieden, Trump holt die erwarteten, roten Staaten, Harris sichere Bänke sind noch zu eng, um blau zu werden.
Kleine, laute Demo in Washington
Die größte arabisch-stämmige Minderheit hat sich vor dem Weißen Haus mit palästinensischen Flaggen positioniert. Sie sind der Meinung, die Demokraten unterstützen Israel zu sehr.
- South-Carolina bringt weitere 9 Wahlmänner für Trump.
- Arkansas, 6 Wahlmänner für den Orangenmann.
- 3 Uhr (9 Uhr amerikanische Ostküste): Texas, 40 Stimmen für Trump
- South Dakota, 3 für Trump
- North Dakota, 3 für Trump
- Wyoming, 3 für Trump
- Louisiana, to close.
- Iowa, to close
- New Mexico, to close#
- Arizona, to close
- New York, to close
- Colorado, to close
- Minnesota, to close
- Michigan, to close
- Nebraska, to close
- Wisconsin, to close.
Obama und Biden liefern für die Demokraten
- 4 Uhr: Delaware, Bidens Heimatstaat, geht mit 3 Wahlmänner an Harris.
- Illinois, 19 Wahlmänner von Obamas Homeground an die Demokraten, alles Pflichterfolge
- Louisiana, geht an Trump
- Montana, 4 Stimmen an REP.
- Nevada, to close to call
- Utah, 6 Stimmen für Trump
- Mississippi, 8 Stimmen an die Republikaner
- Colorado schenkt Harris 10 Wahlmänner.
Trend für Trump setzt sich fort
- Ohio, 17 Wahlmänner für Trump
- Bei den Swing States nichts Neues, enges Rennen, leichte Tendenz für Trump.
- Iowa geht mit 6 Wahlmänner an Trump
- 5 Uhr: Idaho mit 4 Stimmen an Trump
- Washington State to close to call
- Kalifornien, 54 Wahlmänner für Harris
- Oregon, 8 Stimmen für Harris.
In den Swing States setzt sich der Trend zugunsten von Trump fort. In Georgia, North Carolina und Pennsylvania ist der Vorsprung von drei Prozent kaum mehr aufzuholen. Damit hätte er die nötige Zahl der 270 Stimmen. Einiges deutet darauf hin, dass die Latinos wahlentscheidend sein könnten.
Stimmen und Splitter zur Wahl
Martin Richenhagen, deutsch-amerikanischer Unternehmer, wurde von Obama in ein Beratungsgremium berufen, um Afrika zu entwickeln: „Trump hat sich nach seiner Wahl zum Präsidenten ein halbes Jahr für uns überhaupt nicht interessiert, weshalb ich ausgetreten bin. Ich weiß von Leuten, die eng mit ihm zusammenarbeiten, dass er sehr beratungsresistent ist.
Trump fährt bevorzugt deutsche Autos. Ich konnte mit ihm über die Automobilindustrie reden. Er kennt sich überhaupt nicht aus. Ich bin eher konservativ, aber ich halte ihn für einen Clown, das ist überhaupt kein ernstzunehmender Politiker. Ich war 2004 zum ersten Mal in den USA, seitdem habe ich jede Wahl richtig vorhergesagt. Ich bin überzeugt, dass er nicht gewählt wird.“
* Diese Felder sind erforderlich.
1 Kommentare
Der Artikel macht so augenscheinlich bewusst, dass in den USA die Arbeiterklasse für den leistungs- und wettbewerbsorientierten Trump wählte, während die brotlosen Künstler und der Staatsadel sich auf Harris warf. Wirklich wichtig ist doch zu erwähnen, dass die politische Klasse dafür sorgen sollte, dass Arbeitsplätze nicht outgesourced werden, sondern im Land bleiben. „Amerika First“ ist daher eine Selbstverständlichkeit, nämlich die Belange der eigenen Bevölkerung an die erste Stelle zu setzen. Leider hat eine Linke, die seit den 2000ern immer globalistischer wurde, das vergessen und davon profitieren natürlich die populistischen Kräfte. Man kann natürlich auch immer weiter die Augen davor verschließen, nur wird man dafür hierzulande wahrscheinlich sein blaues Wunder erleben.