80 Häuser betroffen: US-Wohnsiedlung in Kaltenbrunn ist bald Geschichte

Kaltenbrunn. Die US-Wohnsiedlung in Kaltenbrunn ist bald Geschichte. Der Mietvertrag endet nach 40 Jahren im Januar 2025. Grund: Die Wohnungen entsprechen nicht mehr den Standards und Anforderungen.

Was wird aus den Häusern in der St.-Lorenz und Von Steubenstraße im Nordwesten von Kaltenbrunn, unweit der Ortsumgehung B299? Foto: Siggi Bock

In der jüngsten Gemeinderatssitzung berichtete Daniel Schweiger über die Eigentümer-Versammlung, die vergangene Woche im Gasthof „Zum Goldenen Posthorn“ stattgefunden hatte und bei der auch dritter Bürgermeister Thomas Schönberger (zurzeit Urlaub) präsent war.

Bis Weihnachten ziehen alle US-Familien aus

Bis Weihnachten würden alle US-Familien umgesiedelt. Zwei Drittel der 78 Doppelhaushälften und die beiden Häuser des Kommandeurs und Stellvertreters seien bereits nicht mehr belegt, informierte Schweiger. Für Oktober ist eine weitere Eigentümer-Versammlung geplant. Ob die Häuser, die im Privatbesitz sind, weitervermietet werden, sei noch offen, ließ Schweiger wissen. „Als Gemeinde bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten, was die einzelnen Eigentümer mit ihren Häusern vorhaben“, sagte Bürgermeister Ludwig Biller.

Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien gab der Pressesprecher der US-Armee, Garnison Bavaria in Grafenwöhr, Franz Zeilmann, zur Rückgabe der langfristig angemieteten US-Wohnungen diese Auskunft: „Die US-Army Housing Area in Kaltenbrunn wurde am 17.01.1985 von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) in Nürnberg für 10 Jahre angemietet. Der langfristige Mietvertrag für die 78 Doppelhaushälften und zwei Einfamilien-Wohnhäuser wurde mehrmals auf insgesamt 40 Jahre verlängert. Da die Wohnungen den neuen Standards und Anforderungen nicht mehr entsprechen, wird der Ende Januar 2025 auslaufende Mietvertrag nicht mehr verlängert und die Wohneinheiten an die zentrale Verwaltung der Vermieter-Gemeinschaft zurückgegeben.“

Zeilmann hob ferner hervor: „Zahlreiche Amerikaner hatten eine Heimat auf Zeit in Kaltenbrunn bekommen, und viele Freundschaften sind der Zeit seit 1985 zwischen deutschen und amerikanischen Familien entstanden und werden weiterhin gepflegt.“

Weitere Themen der Gemeinderatssitzung

Verladung von Schrott abgelehnt: Biller führte zur Nutzung eines Verladegleises für den Umschlag von Schrott auf die Bahn (Bahnhofstraße 6a und Flurstück 2097/86) durch die Firma Nasz aus: „Nach sorgfältiger Anhörung der Belange aller Beteiligten und gründlicher Prüfung der uns vorliegenden Unterlagen durch die Verwaltung wird dieses Vorhaben als nicht gebietsverträglich eingestuft. Im vorliegenden Gutachten sind einige Passagen mit erheblichen Bedenken zu betrachten. Vor allem, was die Lärm- und Staubentwicklung sowie das erhöhte Verkehrsaufkommen betrifft. Deshalb wird vorgeschlagen, in der angeforderten Stellungnahme durch das Landratsamt das gemeindliche Einvernehmen nicht zu erteilen. Das Landratsamt wird unsere Bedenken prüfen und als Genehmigungsbehörde eine Entscheidung treffen. Das ist abzuwarten.“ Für die CSU-Fraktion nannte Nicole Presche den Standort ungünstig. SPD-Sprecher Rainer Vater schloss sich dieser Meinung an. Der Gemeinderat folgte dem Vorschlag der Verwaltung einstimmig.

Jahresrechnung abgesegnet: Vorsitzende Johanna Krauß (SPD) dankte dem Prüfungsausschuss und der Verwaltung für die Mithilfe bei der örtlichen Prüfung der Jahresrechnung 2023. Diese wurde mit insgesamt 13.843 Millionen Euro in Einnahmen und Ausgaben festgestellt. Einstimmig wurde auch dem 1. Bürgermeister die Entlastung erteilt.

Freiwilliges soziales Jahr der TSG wird unterstützt: Keine Einwände hatte das Gremium gegen die Durchführung eines freiwilligen sozialen Jahres durch die TSG Mantel-Weiherhammer ab September. Deren zweiter Vorsitzender, Ratsmitglied Andreas Solter (SPD) nannte dies eine „tolle Geschichte“. Der 16-jährige Noah Wexlberger werde in erster Linie als Übungsleiter eingesetzt. Laut Kämmerin Tanja Bittner soll dieser auch Hilfstätigkeiten an der Grund- und Mittelschule sowie an den örtlichen Kindergärten verrichten. „Die SPD-Fraktion befürwortet das soziale Jahr“ sekundierte Rainer Vater. Unterstützung versprach auch Nicole Presche für die CSU. Ohne Gegenstimme beschloss das Gremium einen Zuschuss in Höhe der tatsächlich angefallenen Arbeitsstunden an gemeindlichen Einrichtungen. Eine Abrechnung erfolgt nach Abschluss des freiwilligen sozialen Jahres, nachdem der Stundennachweis übermittelt wurde.

“Solarpark Deponie Kalkhäusl” vertagt: Vertagt wurden die Behandlung der Stellungnahmen und Einwendungen zur ersten Änderung des Bebauungsplans „Solarpark Deponie Kalkhäusl“ sowie zur Errichtung einer Bioabfall- und Reststoffvergärungs-Anlage, Biogasverwertung und Aufbereitung von Klärschäden und Gärresten am Standort Kalkhäusl 1, „bis wir nähere Infos haben“ ergänzte Biller.

Bekanntmachungen des Bürgermeisters: Die Feuerwehr-Löschgruppe Trippach erhält ein Tragkraftspritzen-Fahrzeug: Das Gerätehaus in Trippach wird um zirka zwei Meter verlängert. Zur neuen Fahne bekommt die Feuerwehr Weiherhammer einen Zuschuss von 10 Prozent, das sind 1200 Euro. Für die kostenlose Busfahrt am 3. August in die Partnerstadt Tachov/CR sind noch Plätze frei. Am 23. September folgt der Gemeinderat einer Einladung von Rektor Günther Paul. In der Aula der Mittelschule wird die künftige Ausrichtung des Schulbetriebs erörtert. Besonders lobenswert fand Biller die Arbeit der Nachbarschaftshilfe, die auch mit dem Landkreispreis gewürdigt wurde.

* Diese Felder sind erforderlich.

2 Kommentare

M B. - 29.07.2024

„Als Gemeinde bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten, was die einzelnen Eigentümer mit ihren Häusern vorhaben“, sagte Bürgermeister Ludwig Biller. Diese Aussage stütze ich nicht. Es gibt immer die Möglichkeit, auf lokaler Ebene den Austausch aktiv zu suchen und eine Lösung für die Folgenutzung gemeinsam zu erarbeiten. Warten und Zuschauen ist aus meiner Sicht keine Option. Immerhin geht es hier um Immobilienbestand für über 230 Personen, wenn man von einer durchschnittlichen Belegung von nur 3 Personen pro Haus ausgeht. Wenn keine gute Lösung gefunden wird, stehen sehr wahrscheinlich bald 78 Häuser gleichzeitig mit Preisen von maximal 150.000 EUR zum Verkauf. Wahrscheinlich wird sich dann beim Verkauf auch noch gegenseitig unterboten. Das will niemand in der Gemeinde, denn es macht die Preise der Bestandsimmobilien kaputt. Darüber hinaus kann es zu einer Verwahrlosung dieser Siedlung führen, wenn es zu lange zu viel Leerstand gibt. Und das bei 1/4 bis 1/3 aller Häuser Kaltenbrunns. Mit einer “ich-schau-mal-was-passiert-Haltung” blutet die ländliche Region langfristig aus. Schade.

Robert - 29.07.2024

Für “echte” Flüchtlinge (Krieg und bedrohte) sollten die Unterkünfte mehr als ausreichend sein.