Verein Equality Oberpfalz entsetzt über Predigt des Passauer Bischofs

Die Equality-Vorstandschaft ist entsetzt über die Predigt des Passauer Bischofs Stefan Oster, einem gebürtigen Amberger. Sie lässt die Bischofsworte jetzt von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes prüfen.

Pirk. Der vor etwas mehr als einem Jahr in Pirk gegründete Verein Equality Oberpfalz, ein Bündnis von Menschen aus der LSBTIQ*-Community, lässt eine Weihnachtspredigt des Passauer Bischofs Stefan Oster (55) von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes prüfen. 

Von Gabi Eichl

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Die Equality-Vorstandschaft ist entsetzt über die Predigt des Passauer Bischofs Stefan Oster, einem gebürtigen Amberger. Sie lässt die Bischofsworte jetzt von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes prüfen.

„Wir von Equality Oberpfalz, einem Verein, der sich für die Rechte und Sichtbarkeit von queeren Menschen einsetzt, wollen und können die Predigt von Bischof Oster nicht einfach unwidersprochen im Raum stehen lassen“, schreibt der Vorsitzende Alexander Irmisch in einer Pressemitteilung.

Verein sieht Verstöße gegen Antidiskriminierungsgesetz

Es geht um Osters Predigt am 27. Dezember, am Fest der Heiligen Familie, im Passauer Dom. Irmisch und sein Verein erkennen darin eigenen Angaben zufolge Verstöße gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), landläufig auch Antidiskriminierungsgesetz. Und weil der 55-jährige Oster, der seit 2014 Bischof von Passau ist, aus Amberg stammt, könne man das als Oberpfälzer Verein so nicht hinnehmen.

Bischof bekannt für Äußerungen zu Homosexualität

Bischof Stefan Oster ist bekannt für provokante Äußerungen im Zusammenhang mit Homosexualität. Äußerungen, die auch innerhalb der katholischen Kirche umstritten sind. Er lehnt zum Beispiel homosexuelle Partnerschaften und deren kirchliche Segnung ab.

… dass bei diesem Akt (…) etwas nicht passt.“

Die von Equality kritisierte Predigt vom 27. Dezember trägt die Überschrift „Ist die klassische Familie heute noch das Normale?“. Nachzulesen ist sie in Gänze einschließlich Video auf Osters Homepage.

Bischof Oster habe darin Intergeschlechtlichtkeit mit einem „Herzfehler“ und einer „Beeinträchtigung“ verglichen, kritisiert Equality, und er habe Homosexualität als eine „Neigung“ bezeichnet, die man normalerweise zwar „nicht gewählt“ habe, aber bei der man spüre, „dass bei diesem Akt (…) etwas nicht passt“ und das Ausleben dieser Neigung eine Sünde sei.

„Auch eine völlige Transition (Umwandlung, Anm. d. Red.) von Transpersonen wird von ihm in Frage gestellt, obwohl er nach eigenen Angaben nur ganz geringe persönliche Erfahrung mit solchen Menschen hat und er nicht über Transpersonen urteilen möchte“, sagt Irmisch.

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Das Logo von Equality Oberpfalz

Er wird noch deutlicher: Dass die katholische Kirche und vor allem Oster in ihrer Lehre und als Institution mit der Akzeptanz von queeren Menschen grundsätzlich ein Problem hätten, sei nichts Neues. Besonders ärgerlich an der jüngsten Predigt des Passauer Bischofs sei jedoch, dass Homosexuelle, die Osters Haltung „weder verstehen können noch wollen“, aus Sicht des Bischofs „mit der Forderung der Lehre schlicht überfordert“ seien. „Damit schiebt man die Schuld wieder den Homosexuellen zu und nicht denen, die ihnen ihre Anerkennung verwehren“, so Irmisch.

Queere Menschen verlangen dieselbe Anerkennung

Kritik an seinen Thesen und der Haltung der Kirche ist laut Oster inzwischen „von solchen politischen Kräften vereinnahmt (…), die andererseits nicht automatisch mit christlicher Menschenfreundlichkeit gegenüber jedem Menschen glänzen“.

Mit dieser Aussage bringe der Bischof sich und alle, die seine Ansicht teilten, in eine Opferrolle, die ihnen nicht zustehe, sagt Irmisch, denn diejenigen, die sich für die Rechte von queeren Menschen einsetzten, wollten sicher nicht, dass Menschen „ins Abseits geraten, wenn sie einfach nur an ihrem katholischen Glauben festhalten wollen – mit dem auch vom Glauben her gewohnten und uns überlieferten Blick auf Familie (Zitat Oster)“. Sie wollten aber, dass queeren Menschen ebenso Anerkennung und Respekt entgegengebracht würden.

Verein behält sich nach Prüfung weitere Schritte vor

Equality wird laut Irmisch das Ergebnis der Prüfung durch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes abwarten und dann über ein weiteres Vorgehen beraten.

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