Verkehrsstatistik 2022: Fast 100 Unfälle pro Tag

Nordoberpfalz. Verkehrstote in der Oberpfalz sind auf historischem Tiefststand. Zwar gibt es mehr Unfälle als im letzten Jahr, dennoch ist ein Abwärtstrend erkennbar.

Insgesamt lässt sich ein Abwärtstrend erkennen – viele Unfälle ließen sich dennoch ganz vermeiden. Symbolbild: OberpfalzECHO/David Trot

Polizeivizepräsident Thomas Schöniger und Polizeioberrat Vincent Bauer stellten am Dienstag, den 28. Februar 2023 im Rahmen einer Pressekonferenz die Oberpfälzer Verkehrsstatistik für das Jahr 2022 vor. Obwohl sich erwartungsgemäß mehr Verkehrsunfälle als „während Corona“ ereignet haben, gibt es beispielsweise bei den Verkehrstoten einen historischen Tiefstand zu vermelden.

Fast 100 Unfälle täglich

34.828 Verkehrsunfälle registrierten Oberpfälzer Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte im Jahr 2022. Zum Vorjahr ist dies ein Anstieg von 5,4 Prozent. Zu betonen ist, dass die Zahl unter dem Niveau „vor Corona“ liegt. Im Jahr 2019 waren es 37.616 und im Jahr 2021 waren es 33.032 Verkehrsunfälle. Betrachtet man die Verkehrsunfälle mit verletzten Personen, ergibt sich ein ähnliches Bild: Im Jahr 2022 wurden bei 3.955 Verkehrsunfällen insgesamt 5.160 Personen verletzt. 2019 gab es 5.890 Verletzte und 2021 waren es 4.859 Verletzte.

Verkehrstote auf historischem Tiefstand

Mit 41 liegt die Anzahl der im Straßenverkehr getöteten Personen in der Oberpfalz auf einem historischen Tiefstand, während es 2019 und 2021 jeweils 52 und 51 Personen waren. Trotzdem gilt es solch tragische und einschneidende Schicksale weiter zu minimieren. Weil mit 27 Personen nach wie vor die meisten Menschen auf der Landstraße sterben, wird die Polizei dort weiterhin Schwerpunkte setzen. Wichtige Aspekte sind hierbei das Erkennen von Gefahrenstellen und deren Entschärfung im Rahmen von Verkehrsunfallkommissionen und Verkehrsschauen, aber auch gezielte Überwachungsmaßnahmen an Unfallschwerpunkten, beispielsweise durch Geschwindigkeitsmessungen.

Alkohol und Drogen als Unfallursache

Mit 465 Unfällen unter Alkoholeinfluss stellte man ein Plus von fast 20 Prozent im Vergleich zu 2021 fest. Dort waren es 390 Unfälle. 2022 wurden 284 Personen verletzt sowie fünf Menschen getötet. Sowohl bei der Gesamtzahl der Unfälle als auch bei den verletzten Personen ist damit der negative Höchstwert der vergangenen zehn Jahre erreicht worden. Analog dieser Steigerung konnte die Oberpfälzer Polizei in 2.055 Fällen folgenlose Fahrten unter Alkoholeinfluss feststellen und durch das Unterbinden der Weiterfahrt möglicherweise schlimme Folgen verhindern. „Die Verletzungen bei 284 Menschen und der Tod von fünf Personen wären allein dadurch vermeidbar gewesen, wenn nicht jemand alkoholisiert gefahren wäre“, wird Polizeivizepräsident Schöniger deutlich.

Hinzu kommen 49 Verletzte sowie eine getötete Person, die im Zusammenhang mit insgesamt 79 Unfällen zu beklagen sind, bei denen unter dem Einfluss von berauschenden Mitteln ein Fahrzeug geführt wurde. 1.375 Mal stoppte eine Oberpfälzer Polizeistreife Personen, die unter dem Einfluss von berauschenden Drogen mit Fahrzeugen im Straßenverkehr unterwegs waren. Der pragmatische Rat des Vizepräsidenten lautet deshalb: „Setzen Sie sich deshalb nur mit klarem Kopf hinters Steuer!“ Die Polizei werde auch weiterhin durch entsprechende Kontrolltätigkeiten alles dafür tun, um solche Verkehrsunfälle möglichst zu verhindern.

Fahrradunfälle gestiegen, vermehrt Pedelecs beteiligt

Die steigende Beliebtheit von Fahrrädern geht auch mit vermehrten Unfällen einher. In den meisten Fällen kam es zu Verletzungen, wenn ein Fahrrad an einem Verkehrsunfall beteiligt war. Es gab demnach 1.235 Verletzte bei 1.324 Verkehrsunfällen. Hier ergaben sich deutliche Steigerungen zu 2019 und 2021. In vier Fällen verliefen Fahrradunfälle tödlich. 2019 waren es drei, 2021 waren es zwei. In den meisten Fällen war das Verhalten der radfahrenden Person Unfall-ursächlich.

Immer häufiger im Straßenverkehr anzutreffen sind Pedelecs, also Fahrräder mit Motorunterstützung. Bei fast jedem vierten Fahrradunfall ist mittlerweile ein Pedelec beteiligt. Bei 320 Unfällen wurden 307 Pedelec-Nutzer verletzt. Auch hier setzten in den meisten Fällen, 230-mal, die Zweiradfahrenden selbst die Ursache. Tödliche Unfälle in Zusammenhang mit Pedelecs ereigneten sich 2022 (wie auch in den Jahren 2019 und 2021) nicht.

Motorradunfälle auf niedrigstem Stand – dennoch neun Biker gestorben

Bei den stärker motorisierten Zweirädern ergab sich ein erfreulicher Tiefstwert. So waren erstmalig in den vergangenen zehn Jahren weniger als 400 verletzte Motorradfahrer zu verzeichnen, während es 2019 noch 509 und 2021 rund 438 waren. Wie bei den nicht-motorisierten Zweirädern gehen Unfälle mit Motorrädern in den meisten Fällen mit verletzten Personen einher. So liegt die Zahl der Motorradunfälle mit 442 nur geringfügig höher als die Zahl der Verletzten. Tödlich endeten neun Motorradfahrten.

Erkennbarkeit im Dunklen

Gerade im Zusammenhang mit sogenannten ungeschützten Verkehrsteilnehmern spielt die Erkennbarkeit eine große Rolle. Auch wenn dies nicht statistisch erfasst werden kann, dürfte vielen die Situation bekannt vorkommen, dass man eine dunkel gekleidete Person oder ein unbeleuchtetes Fahrrad erst auf den letzten Moment erkennt und gerade noch reagieren kann. Um zu demonstrieren, wie durch entsprechende Kleidung und Beleuchtung viel für die (eigene) Sicherheit getan werden kann, führte die Polizei praktisch den Effekt vor. Polizeihauptmeisterin Nina Kugler, die als Verkehrserzieherin der Polizeiinspektion Neumarkt hauptamtlich für die Sicherheit im Straßenverkehr eintritt, konnte aus der Praxis zahlreiche Tipps geben. Hierzu sollte neben einer entsprechend auffälligen Kleidung auch das Tragen eines Helmes beim Radfahren zählen.

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