Verständigung über Grenzen hinaus

Weiden. Am Bau eines friedvollen Hauses "Europa" mitwirken. Dies nennt EJPO-Vorsitzender und Projektleiter Hartmut Schendzielorz als eines der Ziele in den nächsten drei Jahren.

Bürgermeister Uwe König (von links), Projektbetreuerin Christiane Regn, Zeitzeuge Horst Adler, 1.Vorsitzender und Projektleiter Hartmut Schendzielorz, 2.Vorsitzender Gerd Müller freuen sich sehr über die erste Präsenz-Veranstaltung, nach fast zweijähriger Corona bedingter Pause. Bild: Siegfried Bock

„Wir müssen uns mit den Tschechen wieder verständigen und als vernünftige Menschen aufeinander zugehen, denn die jetzige Generation kann nichts dafür.” Dies betonte Vertriebenen-Zeitzeuge Horst Adler bei der ersten Präsenz Veranstaltung des Europäischen Jugendprojekts Oberpfalz (EJPO) nach fast zweijähriger coronabedingter Pause im Gasthof Alte Post. Der gut dreistündige Abend stand unter dem Thema “Bayern und Böhmen, Deutsche und Tschechen – damals und heute”.

Das Thema “Deutsche-Vertreibung” ist an den Schulen lange Zeit unterdrückt worden. Auch in der Tschechischen Republik wird Objektivität inzwischen schon gelehrt, sagte der Ehrenbürger von Asch. Dort hatten seine Eltern ein Gasthaus betrieben. Von Asch geschah der Einmarsch, durch Hitler wurde erstmals tschechischer Boden betreten. Adler gab sich hoffnungsvoll, dass dieses Unrecht aus der Welt geschafft wird „denn die Benesch-Dekrete haben in unserer europäischen Ordnung nichts verloren.” Die Eigentumsfrage stellt sich nicht mehr.

Symbolisch Brücken bauen

Die Benesch-Dekrete sind in keiner Sekunde im Geschichtsunterricht behandelt worden, bemerkte der Jugendliche Sebastian Baldauf aus Weiden beim anschließenden Zeitzeugengespräch. „Es wäre ein symbolischer Akt die Dekrete aufzuheben”, fügte Bürgermeister Uwe König hinzu. „Das Thema Frieden ist immer aktuell. Deshalb gilt es Brücken zu bauen, und dafür ist die Jugend der zentrale Ansatzpunkt”, signalisierte König im Beisein von Mitgliedern des Marktgemeinderats.

Erste Ideen hat man bereits entworfen für eine Zusammenarbeit auf kultureller, sportlicher und gesellschaftlicher Ebene. Posaunenchorleiter Müller nannte den Austausch mit dem Leiter der tschechischen Musikschule als absolut gewinnbringend.

Eine vorurteilsfreie Verständigung

Der zuvor gezeigte zweiteilige Dokumentarfilm über das Sudetenland und den Kalten Krieg zeugt von Unrecht und gibt Anlass das Verhältnis neu zu betrachten, unterstrich Adler. “Damals wurden Täter zu Opfern und Opfer zu Tätern”. Adler rief dazu auf mit den jungen Leuten den Boden zu bereiten für eine vorurteilsfreie Verständigung über die Grenzen hinweg.

EJPO-Vorsitzender Hartmut Schendzielorz versprach zusammen im Team das zarte Pflänzchen der begonnenen Zusammenarbeit mit der Fachoberschule Plasy in den nächsten drei Jahren beidseitig zu pflegen und es in den Mittelpunkt der Projektarbeit der nächsten drei Jahre zu stellen. Christiane Regn, Gerd Müller und Heinrich Müller berichteten über ihre Eindrücke vom ersten Treffen in Plasy.

Das Programm für 2022:

  • 23.Januar: Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen
  • 7. Mai: Teilnahme an Jubiläums-Gedenkfeier des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf der Gedenkstätte in Cheb/Eger
  • 5. Juni: Jubiläums-Projekttag in Freihung mit Standkonzert am Rathausplatz, Gedenken der Jugend am Ehrenmal, Festgottesdienst, Empfang im Gemeindezentrum mit Partnerschaftsbegründung
  • 11. Juni: Abschluss in Plasy/CZ mit Festakt und Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde
  • 11. bis 13. November: Teilnahme an der zentralen Gedenkfeier des Deutschen Bundestags zum Volkstrauertag in Berlin

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