Versteigerung von Diebesgut: Schnäppchenjäger haben ihren Spaß

Weiden. Die Justiz versteigert in regelmäßigen Abständen Diebesgut, für das kein Besitzer gefunden werden konnte. Letzten Donnerstag war es wieder so weit.

Versteigerung Diebesgut Amtsgericht
Reinhard Hollmann mit einem Teil seiner “Beute”. Foto: Christine Ascherl

Der Gerichtssaal Nummer 126 sieht an diesem Vormittag ein bisschen aus wie ein Baumarkt. Schleifer, Bohrmaschinen, Stichsägen liegen ordentlich aufgereiht auf den Tischen. Ein Justizmitarbeiter rollt zwei Fahrräder herein. Eines davon ist ein “Cube”, wenn auch mit einem Platten.

Sofort zahlen…

Heute versteigert die Gerichtsvollzieherin Asservate der Staatsanwaltschaft. Etwa alle drei Monate packt die Beamtin im Dienst der Justiz ihr Hämmerchen aus. Jedes Teil wird einzeln präsentiert und das Mindestgebot genannt. Wer die Hand hebt, bietet mit. Der Zuschlag erfolgt nach dreimaligem Aufruf. Alle ersteigerten Waren sind sofort in bar zu zahlen. “Wenn Sie mitbieten, stellen Sie sicher, dass Sie genug Geld dabei haben”, sagt die Gerichtsvollzieherin.

Die Plätze im Gerichtssaal sind um Punkt 11 fast alle besetzt. Und fast alle sind sie Profis, was Auktionen anbelangt. Reinhard Hollmann aus Tännesberg beispielsweise, ein lässiger Cowboy-Typ mit Zigarillo hinterm Ohr. Er schlägt ein paar Mal zu. Ein Trennschleifer – für 10 Euro. Ein Ratschenköfferchen – 17 Euro. Eine elektrische Handsäge – 5 Euro. “Habe ich alles schon. Und jetzt hab’ ich’s halt doppelt.”

…und sofort mitnehmen

Vor Jahrzehnten hat Hollmann seine Leidenschaft fürs Handeln und Weiterverkaufen entdeckt. Schon 2003 saß er in den Bieterreihen, als im Stahlwerk Maxhütte das Inventar unter den Hammer kam. Vor einigen Jahren ersteigerte der Tännesberger ein Feuerwehrauto. Problem nur: Er hatte gar nicht den Führerschein dafür.

Die entsprechende Zusatzausbildung machte er dann bei einem Bekannten, der seine Leidenschaft fürs Steigern teilt: Bernhard “Balko” Balk, Fahrerlehrer aus Vohenstrauß. Auch Balk nimmt am Donnerstag so einiges mit nach Hause, von dem sich seine Freunde fragen, was er damit anfangen kann. Beispiel: ein Satz mit vier Felgen für 20 Euro. “Kaufst jetzt das passende Auto dazu?”, scherzen die Sitznachbarn.

Herausforderung ist vielmehr, die vier schweren Felgen im Nachgang aus dem Gerichtssaal zu rollen. Denn auch das ist eine Bedingung: Was ersteigert wird, muss gleich mitgenommen werden. Balk hat da schon seine Erfahrungen gemacht: Bei der Polizei ersteigerte er einen Sechs-Meter-Kanadier. Der musste dann irgendwie heim in den Garten. Gerudert ist er noch nie damit (“Ich hab’ ja keine Paddel”), aber er hat das Kanu einmal ausgeliehen: “Der war ganz begeistert.”

Höchstgebot für das Cube-Bike

Am teuersten gehen am Donnerstag die Räder weg. Eine Familie ersteigert das “Cube”, das von 70 auf 120 Euro hinauf gesteigert wird. Der Sohnemann schiebt das Markenrad mit dem platten Reifen aus dem Gerichtssaal. Ein E-Scooter ohne Papiere bringt immerhin 50 Euro.

Der Gerichtsvollzieherin gelingt, was am Anfang keiner gedacht hätte: Sie verkauft alles, am Ende sogar defekte Heimwerker-Geräte, die nicht mehr gut aussehen. Nach einer Stunde sind gut 700 Euro in der Kasse.

Wer einmal dabei sein will, muss ein wenig aufpassen, um den Termin nicht zu verpassen. Öffentlich gemacht werden Versteigerungstermine nur über die Gerichtstafel.

Versteigerungen von Justiz und Polizei

Die Gerichtsvollzieher sind zuständig bei Asservaten von der Staatsanwaltschaft. Versteigert werden am Amtsgericht Weiden Gegenstände, die von der Staatsanwaltschaft asserviert wurden. Darin können auch Gegenstände sein, die vorher gestohlen oder unterschlagen worden sind, aber keinem Berechtigten zugeordnet werden können.

Die Termine finden nach Auskunft von Richter Alexander Wedlich, Sprecher des Amtsgerichts Weidens, unregelmäßig statt: “je nach Anfall von Asservaten bei der Staatsanwaltschaft, geschätzt alle drei Monate.” Die Termine werden über die Zeitung und die Gerichtstafel veröffentlicht. Bei singulären Gegenständen findet gegebenenfalls eine Onlineversteigerung statt.

Es gibt auch Versteigerungen von Seiten der Polizei. Wie Sprecherin Anna Beyer informiert, werden diese über das Zentralfinanzamt Nürnberg abgewickelt.

Immer dann, wenn bei sichergestellten Dingen oder Behördenfunden der Eigentümer unbekannt ist, veröffentlicht die Polizei zunächst eine Bekanntmachung auf ihrer Homepage.  Dann läuft eine Frist von sechs Wochen. Meldet sich niemand, wird die Sache zum Verkauf an das Zentralfinanzamt Nürnberg gegeben. Vergehen wiederum drei Jahre und es gibt immer noch keinen Anspruchsberechtigten, fällt der Erlös der Versteigerung an den Freistaat.

Am Amtsgericht Weiden wurde mutmaßliches Diebesgut versteigert, für das kein Eigentümer gefunden werden konnte. Foto: Christine Ascherl
Am Amtsgericht Weiden wurde mutmaßliches Diebesgut versteigert, für das kein Eigentümer gefunden werden konnte. Foto: Christine Ascherl
Das
Das “Warenangebot” bei der Versteigerung am Amtsgericht. Foto: Christine Ascherl
Bernhard Balk  mit seinem Felgensatz für 20 Euro. Foto: Christine Ascherl
Bernhard Balk mit seinem Felgensatz für 20 Euro. Foto: Christine Ascherl

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