War dieses Bakterium schuld am Tortellini-Todesfall?
Landkreis Schwandorf. Eine 46-jährige Altenpflegerin verstarb drei Tage nach einer Tortellini-Mahlzeit in einer Trattoria im Landkreis Schwandorf. Vier weitere Gäste klagten über Übelkeit. Jetzt führt eine erste Spur zu dem Bakterium Bacillus cereus.
Es sollte ein fröhlicher Mädelsabend werden: Die 46-jährige Altenpflegerin postete noch im Lokal das Bild ihrer Tortellini mit Sahnesauce unter dem Motto: „Yam yammi!“ Eine tragische Fehleinschätzung (wir berichteten).
Das spätere Todesopfer und ihre Freundin, die anders zubereitete Tortellini gegessen hatte, klagten bereits auf der Heimfahrt über Übelkeit und wurden am nächsten Tag ins Krankenhaus eingeliefert. Die Symptome der Freundin besserten sich rasch, sie konnte das Krankenhaus wieder verlassen. Der Zustand der Altenpflegerin verschlechterte sich dagegen zunehmend. Drei Tage nach dem Besuch der Trattoria verstarb die zweifache Mutter.
Können verdorbene Nudeln töten?
Erste Vermutungen, was Auslöser für den fatalen Verlauf der Vergiftung gewesen sein könnte, scheinen sich nun zu bestätigen. Möglicherweise führte das „Fried Rice Syndrom“ zum Tod der Frau und den Beschwerden weiterer Gäste. Die Lebensmittelvergiftung kann durch das Bakterium Bacillus cereus verursacht werden, das in stärkehaltigen Lebensmitteln wie Reis und Nudeln vorkommt.
Laut des Journals of Clinical Microbiology sei etwa 2005 ein Mädchen an einem bazillenverseuchten Nudelsalat und 2011 ein Student an fünf Tage alter Pasta mit Tomatensauce und Cereus-Bakterien verstorben. „Eine Vergiftung durch Cereulid wird häufig im Zusammenhang mit dem Verzehr von stärkehaltigen, gekochten Lebensmitteln wie Reis oder Nudeln beobachtet“, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Essensreste immer in den Kühlschrank
Stünden diese ein paar Stunden oder gar Tage ohne Kühlung in der Küche, habe das Bakterium genügend Zeit, um sich zu vermehren. Beim Erhitzen würden zwar einige Sporen absterben, aber nicht alle. Die übriggebliebenen vermehrten sich im Anschluss bei Temperaturen zwischen 10 und 50 Grad weiter. Nehme man große Mengen Sporen auf, habe man in der Regel mit Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall zu kämpfen.
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) können sich in sehr seltenen Fällen in aufgewärmten, stärkehaltigen Speisen, wie Reis oder Nudeln, beispielsweise auch Meningokokken-Bakterien vermehren. Rund ein Drittel der Meningokokken-Patienten in Deutschland würden eine Blutvergiftung entwickeln. Bis zu 15 Prozent davon hätten eine sehr hohe Sterbewahrscheinlichkeit.
Impfung schützt vor schweren Verläufen
Die einfachste Möglichkeit, das zu vermeiden, sei eine Impfung. Wer gegen die Krankheit geimpft sei, der würde zwar auch unter Übelkeit leiden, wenn er kontaminiertes Essen verspeise. Aber es käme nicht zu verheerenden Symptomen. Auch andere Lebensmittel wie gekochte Kartoffeln oder Fleischgerichte können betroffen sein. „Durch die Verschmutzung mit sporenhaltigen Erdbodenpartikeln oder Staub kann Bacillus cereus leicht auf Lebensmittel übertragen werden“, erklärt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Das BfR resümiert: „Sehr selten kommt es zu schweren Krankheitsverläufen durch Leber- und Hirnschäden.“ Dass sich das Bakterium so schnell vermehrt, lässt sich aber leicht vermeiden, erklärt das Institut: „Ein Auskeimen der Sporen kann durch eine schnelle Kühllagerung oder ausreichende Heißhaltung von erhitzten Speisen verhindert werden.“
Keine Angst vor Pasta-Gerichten
Da die Behörden und die Polizei in Schwandorf aktuell fieberhaft die Ursache für den tragischen Todesfall und weitere Fälle von Gästen mit einem entsprechenden Krankheitsbild ermitteln, haben wir beim Gesundheitsamt Amberg um eine externe Auskunft gebeten.
Dr. Roland Brey, Leiter des Amberger Gesundheitsamtes will sich verständlicherweise zum konkreten Fall nicht äußern, kann aber so viel sagen: „Ich kann nur mitteilen, dass derartige Verläufe (sehr) selten vorkommen, sodass besondere Umstände vorliegen müssen, warum der Restaurantbesuch so tragisch geendet hat. Jedenfalls essen Millionen Menschen Tortellini ohne diese schlimmen Folgen.“
Es gebe immer wieder einmal lebensmittelbedingte Ausbrüche, „die aber ganz unterschiedliche Ursachen haben können“. Die Polizei ermittelt weiter die Umstände, die abschließenden Laborergebnisse stehen noch aus.
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