Was bedeutet die Ziegler-Insolvenz für die Stadt Tirschenreuth?

Tirschenreuth. Die Insolvenz der Ziegler-Group hat für die Stadt Tirschenreuth konkrete Auswirkungen: Hier sollten im geplanten „Holzbau-Kompetenz-Zentrum“ jährlich bis zu 3000 Häuser gefertigt werden. Bürgermeister Franz Stahl muss die Situation jetzt neu bewerten.

Andreas Sandner (rechts) mit Tirschenreuths Bürgermeister Franz Stahl bei der Unterzeichnung des Vertrags zum Bau des geplanten „Holzbau-Kompetenz-Zentrums“. Bild: Jürgen Herda

Die Insolvenz eines der größten Unternehmen der Region lässt in der Nordoberpfalz niemand kalt.  Auch in der Stadt Tirschenreuth ist den Entscheidungsträgern eine Schockstarre anzumerken. „Das war natürlich eine sehr bedauerliche Nachricht für unsere gesamte Region“, ringt Bürgermeister Franz Stahl um die angemessenen Worte.

„An vorderster Stelle gilt mein Mitgefühl den Menschen, die vom drohenden Verlust des Arbeitsplatzes betroffen sind“, fährt der Rathauschef fort. „Das sind in der gesamten Gruppe über 3000 Leute.“ Außerdem sei so gut wie jede Stadt im Landkreis und darüber hinaus von der Entwicklung indirekt betroffen.

Wirtschaftliche Entwicklung brutal reingegrätscht

„Aber mir tut es auch für das Unternehmen sehr leid, das mit Stefan Zieglers Vision von einer ökologischen Holzbauwende lange sehr erfolgreich unterwegs war.“ Der Unternehmenschef habe auch gesellschaftlich Verantwortung mit zahlreichen Förderungen übernommen. „Das ist deshalb auch gesellschaftspolitisch und wirtschaftlich ein herber Schlag.“

Ziegler habe das Pech gehabt, mit seinem Konzept vom Holzmodulbau zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt in die Produktion eingestiegen zu sein: „Zwei Krisen in Folge, drastische Preissteigerungen, fehlende Kapazitäten und Fachkräfte in der Baubranche und dann auch noch nach Jahren der Null-Zins-Politik erhebliche Zinserhöhungen und als Folge der praktisch komplette Einbruch beim Hausbau – da ist die wirtschaftliche Entwicklung brutal in das Konzept reingegrätscht.“

Die Betzenmühle von oben. Foto: Ziegler Group

Alle Verpflichtungen erfüllt

Was bedeutet die Insolvenz konkret für das geplante Werk am Standort Tirschenreuth? „Wir sind in den vergangenen Wochen immer wieder mit der Firma Ziegler in Kontakt gewesen“, sagt Stahl. „Ich möchte betonen, dass sowohl unsere Seite alle vereinbarten Aufgaben erfüllt hat – wir haben den Bebauungs- und Flächennutzungsplan, die erste Auslegung ohne große Einwände über die Bühne bekommen, stehen kurz vor der zweiten Auslegung – und auch Ziegler hat alle Verpflichtungen eingehalten und alle Zahlungen auf Heller und Pfennig beglichen.“

Bis zu dessen Ausscheiden habe es eine sehr enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit und einen intensiven Austausch mit Andreas Sandner gegeben. Anschließend sei man auch mit dem neuen Geschäftsführer Jörg Artmann in Kontakt getreten. „Als dann bereits dunkle Wolken aufgezogen sind“, erklärt Stahl, „haben wir in den vergangenen Monaten Vorsorge getroffen – uns entsteht kein direkter finanzieller Schaden.“ Das Thema Betriebsansiedlung sei schließlich noch nicht rechtskräftig umgesetzt: „Auch in unserer Finanzplanung sind keine Kosten und Einnahmen vorgesehen.“

„Bei uns bricht nicht alles zusammen“

Wie geht’s jetzt mit der Planung auf dem 35 Hektar großen Terrain an der Bundesstraße 15 weiter? „Wir werden abwarten, wie sich das unter dem bestellten Insolvenzverwalter entwickelt“, sagt Stahl, „wir werden das Tempo rausnehmen und mit unseren Planern das Thema diskutieren.“ Vielleicht benötige man die Flächen nicht mehr in diesen Dimensionen: „Aber wir werden grundsätzlich an der Planung festhalten“, betont der Bürgermeister. „Wir brauchen entsprechende Gewerbeflächen, auf denen sich auch gerne andere Firmen ansiedeln können.“

Bei der nächsten Stadtratssitzung am 28. November würden sich die Fraktionen intensiv mit dem Thema beschäftigen. Für die Frage, ob er noch auf eine politische Unterstützung für die Ziegler-Group hoffe, sei es noch zu früh. „Wir haben gestern im Wirtschaftsdialog auch mit Wohnungsbau-Minister Christian Bernreiter gesprochen“, sagt Stahl. „Die nächsten Tage werden zeigen, welche Initiativen noch möglich sind.“ Für Tirschenreuth löse der herbe Rückschlag gleichwohl keine Stadtkrise aus: „Bei uns bricht nicht alles zusammen, wir müssen uns eben neu strukturieren.“

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1 Kommentare

peter reimann - 28.11.2024

Ich vefolge die Entwicklung meiner Heimatregion Oberpfalz seit Jahren. Nach dem wundersamen Aufstieg dieser Region zu einer der besten in Bayern, kommt die Insolvent von der Fa. Ziegler wie ein Paukenschlag. Ich hoffe sehr das ein gutes Konzept zur Weiterführung dieses Weltunternehmens gefunden wird.