Wechselbad in der Nations League: Nagelsmänner gegen Italien erst im Himmel, dann im Fegefeuer
Dortmund. Ein Land voller Selbstzweifel erfindet sich neu. Sicher, es ist nur Fußball, aber eine erste Halbzeit wie im Fußballhimmel gegen Italien zeigt, was ein Energieschub auslösen kann. Aber auch, was passiert, wenn man drei Gänge zurückschaltet. Nach acht Minuten Fegefeuer in der Nachspielzeit zittert sich Deutschland ins Final-Four-Turnier im eigenen Land.

Und sie können es doch noch: Nach Jahren der Magerkost kann man sich am Sonntagabend im Dortmunder Signal-Iduna-Park nur die Augen reiben. In der ersten Halbzeit wegen der rasanten One-touch-Offensive der Deutschen, die das italienische Catenaccio überrennen – mit einem überragenden Mix aus hohem Pressing, schnellen Balleroberungen und kurzen Wegen bis zum Abschluss bei 15:1-Torschüssen in den ersten 30 Minuten.
Dramatischer Leistungsabfall
Und in der zweiten Hälfte wegen des dramatischen Leistungsabfalls der Nagelsmänner, die eine italienische Mannschaft, die nichts mehr zu verlieren hat, zum Toreschießen einladen. Alles, was in der ersten Halbzeit wie im Traum funktioniert, ist plötzlich Makulatur. Lassen die Deutschen den Azzurri zwischen der ersten und 45. Minute keine Luft zum Atmen, spielen millimeterpräzise Pässe, üben eine überirdische Dominanz aus.
Dagegen stehen die Deutschen zwischen der 45. und 98. Minute neben sich und viel zu weit weg vom Gegner, spielen Pässe in die Füße der Gäste. Ein Szenario wie beim 4:4 gegen Schweden vor Jahren nach 4:0 Führung. Zum Schluss haben die nervösen Gastgeber noch Glück, dass der souveräne WM-Final-Schiri Szymon Marcinia eine Viertelstunde vor Schluss einen Elfmeterpfiff nach Video-Studium zurücknimmt.
Italien am Boden, aber bleibt nicht liegen
Joshua Kimmich (30.), Jamal Musiala (36.) und Tim Kleindienst (45.) bringen das DFB-Team per Elfer, Überrumpelungsecke und Kopfball des Willens mit 3:0 in Front. Italien liegt am Boden. Aber anstatt sich der Blamage zu ergeben, nutzen die Jungs von Cheftrainer Luciano Spalletti atemberaubende Schnitzer von Leroy Sané – Moise Kean verkürzt in der 49. und 69. Minute auf 2:3.
In der Nachspielzeit rüttelt Giacomo Raspador mit einem verspäteten Elfer zum 3:3-Ausgleich nach Video-Beweis – Maximilian Mittelstädt hechtet nach einer Ecke mit der linken Hand in den Ball –- gewaltig am Nervengerüst der Deutschen. Nach fast hundert Minuten steht fest: Aufgrund des 2:1-Auswärtssiegs am vergangenen Donnerstag in Mailand sichert sich das DFB-Team das Final-Four-Turnier im eigenen Land.
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