“Weiden braucht ein Kunstmuseum”: Wolfgang Herzer vom Kunstverein

Weiden. Er will das Image der Stadt fördern, sagt Wolfgang Herzer. Und das gehe am besten über Kunst. Der Kunstverein zeigt gerade Originale von Joseph Beuys und hat große Pläne.

Wolfgang Herzer vom Kunstverein Weiden. Bild: Beate Luber
Wolfgang Herzer vom Kunstverein Weiden. Bild: Beate Luber
Die Ausstellung
Die Ausstellung “Beuys in Weiden” im Kunstverein. Bild: Beate Luber
Bild: Beate Luber
Bild: Beate Luber
Bild: Beate Luber
Bild: Beate Luber
Bild: Beate Luber
Bild: Beate Luber
Bild: Beate Luber
Bild: Beate Luber

Lieber Wolfgang Herzer, der Kunstverein Weiden zeigt gerade Originalgraphiken von Joseph Beuys, einem der bekanntesten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Das ist ein großer Wurf. Wie kam es dazu?

Wolfgang Herzer: Ja, das ist eine große Sache, um die wir uns grundsätzlich bemühen. Das Ausstellungsprogramm, das wir für den Kunstverein entwickeln, soll auch immer der Versuch sein, das Image der Kulturstadt Weiden zu fördern. In diesem Zusammenhang hat sich der Kunstverein an einer bayernweiten Eichenpflanzung zu Ehren von Joseph Beuys beteiligt. Das war zum 100. Geburtstag des Künstlers. Dazu konnte der Kunstverein die Stadt und die OTH mit ins Boot holen. Die Ausstellung verdanken wir dem guten Kontakt zu einer Galerie, die diese speziellen Beuys-Graphiken in ihrem Angebot hat.

Der Titel der Ausstellung lautet ja auch “Beuys in Weiden”. Was haben Beuys und Weiden miteinander zu tun?

Wolfgang Herzer: Beuys war im Zweiten Weltkrieg als Flieger bei Weiden stationiert. In der Nachkriegszeit hat er einen Kunstliebhaber aus Weiden kennengelernt, den mittlerweile verstorbenen Dr. Friedrich Herlt, der hatte interessante Kontakte mit der europäischen Kunstwelt besessen. In den 1980er Jahren hat er daher für Beuys ein größeres Sortiment Grafiken herstellen lassen. Diese stellen wir gerade aus.

Die Ausstellung “Beuys in Weiden” mit Originalgraphiken von Joseph Beuys ist noch bis 20. November zu sehen. Am Kunstgenuss bis Mitternacht am Freitag, 28. Oktober, ist die Ausstellung von 18 bis 24 Uhr geöffnet.

Ansonsten ist geöffnet Donnerstag bis Samstag von 20.15 bis 24 Uhr, und Sonntag von 14 bis 18 Uhr. Mehr Infos auf der Webseite des Kunstvereins.

Sie haben Weiden als Kulturstadt bezeichnet. Warum?

Wolfgang Herzer: Weiden hat schließlich einiges zu bieten, man denke beispielsweise an die Max-Reger-Tage, den Förderkreis für Kammermusik, den Kunstbau oder das Sündikat, um nur einige zu nennen. Alles Sachen, mit denen man sich nicht verstecken muss. Auch der Kunstverein bietet das ganze Jahr über hochkarätige Ausstellungen. Insgesamt ist kulturell genug geboten, um sich das Label Kulturstadt ans Revers zu heften. Das heißt, ein Zeichen für den weichen Standortfaktor kreieren, mit dem sich für Weiden Werbung machen ließe. Das geschieht nach meiner Meinung aber nicht ausreichend. Sehen Sie sich die städtische Homepage an, ein Chaos, das könnte man besser machen, finde ich, habe das auch schon öfters geäußert.

Sehen Sie sich die städtische Homepage an, ein Chaos, das könnte man besser machen, finde ich.Wolfgang Herzer

Wie könnte man die Kulturstadt Weiden besser fördern?

Wolfgang Herzer: Man könnte es mit der Zusammenfassung all dieser Qualitäten zu einem Label Weiden machen, das sollte die Stadt in Verbindung mit der Hochschule als bayerischen Kreativort ausweisen. Dazu würde auch ein Kunstmuseum gehören. Und weil das momentan auf wirtschaftlicher Ebene schlecht geht, sollte es schon mal eine entsprechende Vision am Runden Tisch geben. Diese Zukunftsperspektive sollte alle Kultursparten integrieren und auf Sponsoren-Ebene Lust machen, einzusteigen. Die OTH wäre ein toller Partner. Die Eichenpflanzung ist nicht ohne Grund auf dem OTH-Campus erfolgt. Natürlich braucht alles seine Zeit – wahrer Fortschritt ist eine Eiche, und die wächst bekanntermaßen langsam. Manchmal schlägt leider der Blitz ein.

Gibt es dazu Vorbilder in anderen Städten?

Wolfgang Herzer: Cham ist etwa so groß wie Weiden und hat als überörtliches Qualitätsmerkmal das städtische Kunstmuseum Cordonhaus, in Amberg gibt es die Stadtgalerie, ganz interessant ist das Badehaus Maiersreuth im Raum Neualbenreuth.

Bei einem Kunstmuseum geht es auch darum, ganz allgemein die Denkwelt einer Stadt und einer Region zu prägen.

Aber Weiden hat das doch das Keramikmuseum und das Stadtmuseum?

Wolfgang Herzer: Das sind natürlich gute Einrichtungen, die allerdings vorrangig zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auffordern. Kunstmuseen versuchen dagegen auf unkonventionelle Art, die Zukunft vorweg zu nehmen und Widersprüche aufzulösen. Sie betreiben mit ihren Mitteln ein wenig Wahrsagerei.

Warum ist ein Kunstmuseum so wichtig für Weiden?

Wolfgang Herzer: Wenn der Kunstverein von Kunst spricht, dann meint er avantgardistische Kunst, die das normale Denken herausfordert und inspirierende Fragen stellt. Der Anspruch eines Kunstmuseums geht aber noch weiter. Da geht es auch darum, ganz allgemein die Denkwelt einer Stadt und einer Region zu prägen. Darum haben wir auch die Kulturkooperative Oberpfalz, KoOpf, gegründet. Ein Kunstmuseum würde das kreative Image fördern und das innovative Klima voranbringen. Es könnte sich als Ort der Kommunikation etablieren, in der wichtige Themen der Stadt und der Gesellschaft kreativ verhandelt werden. Das Motto dazu wäre: Die Kunst ins Rathaus, den Stadtrat ins Museum.

* Diese Felder sind erforderlich.

1 Kommentare

Kalle - 27.10.2022

Cham hat 17 Tausend Einwohner, Weiden fast 43 Tausend. Von gleich groß kann man da nicht mehr reden 🙂