Weiden statt Hollywood: Ein “Star of Fame” für Elvis

Weiden. In Hollywood gibt es den "Walk of Fame", auf dessen Sternen Schauspielgrößen verewigt sind. Wenn es nach der SPD geht, gibt es in Weiden bald einen "Star of Fame". Für Elvis.

Elvis und ein Begleiter mit den jungen Damen (von links) Maria Schwarzfischer, Sieglinde Rüb und Helga Kroback. Foto: Werner Kraus, mit freundlicher Genehmigung für OberpfalzECHO

Ein entsprechender Antrag wurde im November 2022 eingereicht. Die Verwaltung präsentiert zur Sitzung des Kultur- und Tourismusbeirats am Mittwoch eine Umsetzung. Vorstellbar wäre demnach der Bronzeguss eines Sterns, wie es ihn schon für den “Boulevard der Stars” in Berlin gibt. Für die reine Umsetzung des Gusses, zum Beispiel durch die Sinnwerkstatt in Ludwigsburg, entstehen Kosten von 149 Euro. Dazu kämen Aufwendungen für den Entwurf durch einen lokalen Künstler und die Verlegung.

Warum Elvis? Die Älteren werden sich erinnern, zumindest an die Geschichten, die über den Besuch des “King of Rock’n’Roll” in Weiden erzählt werden. Im November 1958 fuhr Soldat Presley mit einem US-Kameraden auf den Hof des Opel-Hauses Wies in der Bahnhofstraße (heute Matratzengeschäft). Er interessierte sich für den neuen Opel Kapitän – und löste unfreiwillig ein Riesenspektakel aus. Innerhalb kürzester Zeit liefen die Kundinnen und Verkäuferinnen eines damals benachbarten “Weka”-Kaufhauses vor dem Autohaus zusammen.

Ruckzuck Menschenmenge in Bahnhofstraße

Einer, der 1958 mittendrin war, ist Werner Kraus aus Pirk. Er hat damals Fotos gemacht. Dem 18-jährigen Lehrling war vom kaufmännischen Leiter Heinrich Deschl die Kamera um den Hals gehängt worden. Deschl war der Trubel zu viel; er floh. Vor dem Fenster hingen in Trauben kreischende Mädchen. Drinnen ließ sich die Belegschaft mit Chefin Anna Wies mit dem Soldaten Presley fotografieren.

„Elvis kommt!” Kraus erinnert sich, wie an diesem Tag der Ruf durch die Büros des Autohauses schallte. “Das war für mich eine Aussage, mit der ich nichts anfangen konnte. Elvis oder Presley kannte ich damals einfach nicht. Schnell klärten mich meine Kolleginnen auf und dann lief alles ab wie ein Programm.” Als Elvis mit seinen beiden Begleitern noch begrüßt wurde, hatte er mit einem Mal zwei Kameras umhängen, mit dem Auftrag, möglichst viele Fotos von dem Ereignis zu machen.

Mit Zustimmung von Elvis und seinen Begleitern entstanden im Chef-Büro die bekannten Fotos. Vor dem Fenster sammelte sich eine Menschenmenge aus jungen Bewunderern und Autogrammjägern (Angestellte und Kunden der WEKA, Schülern der Handelsschule Ruppert und Passanten, die von dem Auflauf angelockt wurden). “Als Elvis später auch noch auf dem Hof erschien, war die Begeisterung groß”, erinnert sich Kraus.

“Ein vollkommen angenehmer, eher zurückhaltender Mensch”

Die Geschichte ist alt. Aber immer wieder schön zu erzählen. Werner Kraus lässt bis heute nichts über Elvis Presley kommen. “Das unterschreibe ich jedem: Das war ein vollkommen angenehmer, gut gebildeter und eher zurückhaltender Mensch.” Schon damals habe man bemerkt, dass dem Superstar der Rummel eigentlich zu viel war. Was später mit Elvis passierte, hat Kraus mit Bedauern verfolgt. Ausgepresst wie eine Zitrone, vom Manager in die persönliche Zerstörung getrieben.

Gerade der Wahrheit wegen möchte ich noch anmerken, dass ich Elvis, den ich bis dahin praktisch nicht kannte, als einen gut aussehenden, dabei bescheiden auftretenden jungen Mann mit sehr guten Manieren erlebte. Werner Kraus

Als Standort für den “Star of Fame” schlägt die Verwaltung die Bahnhofstraße vor. Elvis besuchte nicht nur das Autohaus Wies (Bahnhofstraße 33), sondern nach Angaben von Franz Hammer auch die Seilerei Hammer (Bahnhofstraße 5). Damit biete sich eine Verlegung vor dem Gebäude der Deutschen Post (Bahnhofstraße 12) an. Sinn des Ganzen: Auch wenn Elvis Presley schon 1977 verstorben ist, ist er bis heute weltberühmt. Man erhofft sich Potenzial für touristisches Marketing, auch im Verbund mit dem Militärmuseum Grafenwöhr.

Was hält Werner Kraus von dem Stern? Er denkt spontan an die Stolpersteine, die wenige hundert Meter entfernt an 11 Opfer des Holocaust erinnern. Generell steht er der Erinnerung an den Elvis-Besuch eher neutral gegenüber. “Ob es da heutzutage noch genügend Fans gibt?” Kraus fände es gut, wenn parallel dazu die Geschichte des Weiden-Besuchs auf der Homepage der Stadt erzählt würde.

Dazu hätte der Pirker etwas beizusteuern: seine Fotos.

Elvis bei Wies in Weiden. Foto: Werner Kraus, mit freundlicher Genehmigung für OberpfalzECHO
Elvis bei Wies in Weiden. Foto: Werner Kraus, mit freundlicher Genehmigung für OberpfalzECHO
Elvis gibt aus dem Fenster der Firma Wies Autogramme an Passanten. Foto: Werner Kraus, mit freundlicher Genehmigung für OberpfalzECHO
Elvis gibt aus dem Fenster der Firma Wies Autogramme an Passanten. Foto: Werner Kraus, mit freundlicher Genehmigung für OberpfalzECHO
Hinten von links: Andreas Wies, der Begleiter von Elvis, Anna Wies und Josef Wies (Vater von Wolfgang Wies) sowie Fritz Lohse. Vorne von links: Maria Schwarzfischer, Helga Kroback, Annie Biebl, Elvis, Sieglinde Rüb, Roswitha Pflaum, Klara Neumann (geborene Kraus), Lohnbuchhalterin Betty Lohrer. Foto: Werner Kraus
Hinten von links: Andreas Wies, der Begleiter von Elvis, Anna Wies und Josef Wies (Vater von Wolfgang Wies) sowie Fritz Lohse. Vorne von links: Maria Schwarzfischer, Helga Kroback, Annie Biebl, Elvis, Sieglinde Rüb, Roswitha Pflaum, Klara Neumann (geborene Kraus), Lohnbuchhalterin Betty Lohrer. Foto: Werner Kraus
Foto: Werner Kraus

Im Kultur- und Militärmuseum Grafenwöhr gibt es Sammlerstücke aus der Zeit von Elvis’ Stationierung.

* Diese Felder sind erforderlich.