Weiden um 1700: Der Geschichte auf der Spur

Weiden. Bernhard Weigl erstellt immer wieder beeindruckende Rekonstruktionen von altertümlichen Festungsanlagen. Erst kürzlich hat er ein Buch über die Burg in Parkstein veröffentlicht. Jetzt wandte er sich der Stadtmauer in Weiden zu – mit beeindruckendem Ergebnis. 

Von Yvonne Sengenberger

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Kaum zu glauben: Mitten im heutigen Weiden war einmal ein riesiger Siechenweiher

Schon als Teenager interessierte sich der Mantler für Geschichte – vor allem aber für die Geschichte seiner Heimat. Irgendwann fing er an seinen Beruf als Ingenieur und sein Hobby zu verknüpfen. Wenn ihn etwas fasziniert, dann fängt er an mehr darüber in Erfahrung zu bringen.

https://www.youtube.com/watch?v=hsblqGU8qZ4

So war es auch bei der Weidner Stadtmauer. Im Stadtarchiv und im Staatsarchiv fand er Bilder und Pläne. Teilweise sogar noch nie veröffentlichtes Material. “Sowas ist natürlich wie ein kleiner Schatz!”, erzählt Bernhard Weigl strahlend. Durch die genauen Pläne konnte er zum Beispiel das Obere Tor ganz detailliert rekonstruieren. Andere Ecken waren leider nicht so einfach nachzustellen, weil dazu einfach die Informationen fehlen. Hier wird dann geschätzt, oder es bleibt einfach grau.

Arbeit lässt sich nicht in Stunden messen

Das Obere Tor. Aus der Holzbrücke wurde im Laufe der Jahre eine Stein-Brücke. Noch heute ist diese vorhanden – unter dem Pflaster.

Wie lange es gedauert hat, bis der Film fertig war, kann der Hobby-Forscher gar nicht in Zahlen fassen: “Schon bei anderen Projekten bin ich auf interessante Dokumente zu Weiden gestoßen. Und dann sucht man mal und bastelt am Computer. Und dann bleibt das Ganze vielleicht wieder ein Weilchen liegen. Und irgendwann fängt man wieder an.”

Zum Glück ist Bernhard Weigl bei seinen Recherchen immer wieder auf interessante Informationen zu Weiden gestoßen. “Erst ab 1700 kann man eine genauere Rekonstruktion wagen. Zur Situation vorher gibt es einfach zu wenige Daten.” Besonders fasziniert hat ihn der große Weiher, der einmal vor den Toren der Stadt – der jetztigen Altstadt – lag. Auch die Tatsache, dass die Weidner eigentlich eine doppelte Stadtmauer hatten, hat den Mantler beeindruckt. “Da war ein Erdwall vor den Mauern aufgeschüttet, der Feinde fernhalten sollte.”

Am 6. November im Alten Rathaus

Aber seine Nachforschungen lassen ihn auch immer wieder mit dem Kopf schütteln. “Erst 1991 wurde ein Gebäude abgerissen, in dem im Keller noch ein ursprünglicher Teil der Stadtmauer war. Das Fundament des sogenannten Roten Turms. Der wurde einfach platt gemacht. Und was einmal verschwindet ist weg – für immer!”

Zum Kunstgenuss am 6. November zeigt Bernhard Weigl den kompletten Film im Alten Rathaus und erklärt interessierten Zuschauern im Detail, wie der Film entstanden ist und welche historischen Bauwerke noch heute in der Innenstadt zu finden sind. Auch den Nutzen einiger Gebäude wird er dann erläutern. So kann jeder Weiden einmal aus einer ganz anderen Perspektive bestaunen.

Das Untere Tor mit Vortor
Den Türlturm konnte Bernhard Weigl ganz genau rekonstruieren. Denn dazu fand er im Staatsarchiv einen detaillierten Plan.
Rings um Weiden sorgten Erdwälle für zusätzlichen Schutz vor Feinden

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