Weihnachtsmärkte: Jetzt ist wieder Hochsaison für Langfinger

Nordoberpfalz. Die Polizei verrät die häufigsten Tricks der Täter und gibt praktische Tipps zum Schutz vor dem blitzschnellen Griff in Taschen und Mäntel.

Einer 70-Jährigen ist in Weiden die Handtasche samt Geldbörse geraubt worden. Symbolfoto: Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes

Ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt ist alle Jahre wieder ein schönes Adventsritual. Allerdings fühlen sich in der Menschenmenge auch Taschendiebe wohl. Obwohl es 2021 fast 11.000 Taschendiebstähle weniger gab als 2020, sollte man immer aufmerksam sein. Stets wird nur ein minimaler Prozentsatz der Fälle aufgeklärt. Aber wer die Tricks der Täter kennt, kann sich schützen.

Die Zahl an Diebstählen mag im vergangenen Jahr sicher auch pandemiebedingt geringer gewesen sein, in diesem Jahr jedoch werden wieder mehr Menschen die Märkte besuchen. Damit nehmen auch die Tatgelegenheiten wieder zu.Harald Schmidt, Kriminaloberrat und Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes

Der „Beschmutzer“ – nur einer von vielen perfiden Tricks der Taschendiebe. Foto: Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes

„Anrempler“, „Beschmutzer“ und falsche Touristen

Es gibt Wege, so Kriminaloberrat Harald Schmidt, sich vor den Tätern zu schützen. Der Kriminaloberrat empfiehlt Besuchern von Weihnachtsmärkten, sich über die vielen Tricks der Diebe zu informieren. Sie tarnen sich vor allem als „Anrempler“, „Beschmutzer“ oder falsche Touristen.

Falsche Touristen bitten mit Stadtplan in der Hand um eine Wegbeschreibung. Während das Opfer Auskunft gibt, drängt sich zumeist ein Komplize des Täters – vorgeblich, um besser auf die Karte sehen zu können – nah an das Opfer heran. Da es während seiner Erklärung abgelenkt ist, kann der Dieb unbemerkt in dessen Tasche fassen.

Beschmutzer hingegen lassen „versehentlich“ ein Getränk auf das Opfer fallen oder beflecken es mit Ketchup oder Senf. Dann bieten die Täter freundlich an, die dreckige Jacke zu säubern – nebenbei geschieht der heimliche Griff in die Tasche.

Taschendiebe arbeiten meistens in Gruppen, häufig zu viert: Der erste beobachtet die Umgebung, die zweite lenkt das Opfer ab, der dritte stiehlt, die vierte schließlich nimmt die Beute an sich und verschwindet auf Nimmerwiedersehen in der Menschenmenge. Die Kriminellen werden selten auf frischer Tat erwischt. Denn der ganze Vorgang dauert nur Sekunden – jedenfalls bei geübten Kriminellen. Bei Taschendieben handelt es sich häufig um professionelle Täter, die in ganz Europa agieren.

Die Erfahrung der Polizei zeigt, dass einige Eltern nicht davor zurückscheuen, ihre Kinder als Diebe loszuschicken – denn in Jungen und Mädchen sehen die Menschen keine Gefahr. 2021 waren 14,5 Prozent (512 Personen) der Tatverdächtigen unter 18 Jahre alt.

Was machen, wenn die Diebe schon zugeschlagen haben?

Diebstahlsopfer, die ihren Verlust erst später bemerken, können normalerweise keine Täterbeschreibung mehr abgeben. So bleiben die meisten Fälle ungelöst (2021 und 2020 betrug die Aufklärungsquote an Taschendiebstählen je nur 6,3 Prozent). Wird der Dieb hingegen ertappt, aber konnte entkommen, sollte man Folgendes tun: Sich Tätermerkmale einprägen, den Notruf 110 wählen, sich um das Opfer kümmern und als Zeuge zur Verfügung stehen.

Falls der Dieb nicht rechtzeitig flüchten konnte, dürfen Bürger und Bürgerinnen ihn im Rahmen der sogenannten „Jedermann-Festnahme“ aufhalten und später der Polizei übergeben.

Diese Tipps der Polizei schützen vor Dieben

  • Nehmen Sie nur so viel Geld und Zahlungskarten mit, wie nötig.
  • Verwahren Sie Ihre Wertsachen in verschiedenen Innentaschen, die verschlossen sind.
  • Tragen Sie Taschen mit der verschlossenen Seite zum Körper.
  • Achten Sie besonders im Gedränge auf Tasche und Wertsachen.
  • Vorsicht, wenn jemand nahe an Sie heranrückt oder Sie anrempelt. Bestehen Sie darauf, dass der für Fremde übliche Abstand eingehalten wird.
  • Taschendiebe erkennt man oft an ihrem suchenden Blick. Sie sehen den Menschen nicht in die Augen, sondern spähen nach Beute.

Karte gestohlen?

  • Lassen Sie die Karte unbedingt sofort sperren. Dies ist unter dem bundesweiten Sperrnotruf 116 116 für alle Girocards und die meisten Kreditkarten möglich.
  • Zeigen Sie den Diebstahl bei der Polizei an. Diese kann die Sperrung des elektronischen Lastschriftverfahrens per Unterschrift (SEPA-Lastschriften) veranlassen.
  • Prüfen Sie Ihre Kontobewegungen und melden Sie unbefugte Abbuchungen bei Ihrer Bank oder Sparkasse.

Hier geht es zum Faltblatt „Schlauer gegen Klauer“ mit weiteren Tipps.

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