Wenn der Griff zum Zapfhahn schmerzt

Sprit, Strom, Heizung: Wegen Putins Krieg wird alles teurer

Weiden. Die Preise für Diesel, Benzin und Heizöl klettern seit Tagen in bisher nicht gekannte Sphären. Das betrifft nicht nur Pendler oder Unternehmen, sondern letztlich jeden, der eine warme Stube haben will.

Solche Preise sind mittlerweile an der Tagesordnung. Gesehen am Donnerstag, 10. März, im Landkreis Tirschenreuth. Glaubt man Experten, ist damit aber noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Foto: Udo Fürst

2,379 Euro für den Liter Diesel und damit sechs Cent teurer als ein Liter Superbenzin. Oder 1,85 Euro für den Liter Heizöl. Auch Gas ist teuer wie nie. Was bis vor wenigen Wochen kaum vorstellbar war, ist jetzt Realität. Durch den Krieg in der Ukraine haben sich die Energiepreise in manchen Sparten fast verdoppelt. Was sagen Energieversorger, Speditionen, Taxiunternehmen und Tankstellenbesitzer dazu?

Ende noch nicht erreicht

Im bundesweiten Tagesdurchschnitt kostete der Kraftstoff am Mittwoch 2,229 Euro pro Liter. Super E10 legte auf Wochensicht um 30,5 Cent auf 2,199 Euro zu. Alleine von Mittwoch auf Donnerstag hatten Diesel um 15 und E10 um rund zwölf Cent zugelegt. Und damit ist das Ende offenbar noch nicht erreicht. “Die aktuelle Entwicklung am Ölmarkt gibt diesen weiteren Anstieg eigentlich nicht her”, hieß es dazu vom ADAC. Grundsätzlich sind die Ölpreise der Haupttreiber des Preisanstiegs beim Sprit. Diese sind im Zuge des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland nach oben geschnellt.

Preise werden weitergegeben

Schwer zu kämpfen habe man mit dieser Entwicklung, sagt Johannes Kosma, 2. Geschäftsführer der Spedition Gollwitzer in Weiden. Man müsse die höheren Preise natürlich an die Kunden weitergeben und “wenn sie das nicht mitmachen, dann haben wir alle ein Problem”. Bisher bemerke man keinen Auftragsrückgang wegen der Entwicklung: “Die Frachtpreise werden zwar immens steigen, aber die Nachfrage ist bislang ungebrochen”, sagt Kosma.

Die von einigen Seiten ins Spiel gebrachte Reduzierung der Mehrwertsteuer könnte ein erster Schritt sein, doch davon habe nur der Endverbraucher etwas. “Für uns ist das ja nur ein durchlaufender Posten.” Persönlich merke er natürlich auch die Preisexplosion in vielen Bereichen. “Heizöl, Gas, Lebensmittel, es ist ja alles viel teurer geworden.” Das spürt jeder in seinem Geldbeutel.”

Für Neukunden wird’s wohl teurer

Keine genaue Auskunft können die Stadtwerke Weiden wegen der derzeitigen Entwicklung machen. “Das kann sich stündlich ändern”, heißt es vom Energieversorger. Laut Sprecherin Birgit Voigt gebe es für Bestandskunden keine Preisanstiege über 20 Prozent. Größere Schwankungen bei der Ersatz- oder Grundversorgung könne sie dagegen nicht ausschließen.  Weil sich der Gaspreis zwischen Sommer und Jahresende 2021 mehr als verdreifacht hätte, treffe die Steigerung der Bezugskosten vor allem die Neukunden.

“Ein gewaltiges Problem”

“Diese Preise sind schon ein gewaltiges Problem für uns”, sagt Georg Feiler von der Taxizentrale Weiden. Eigentlich müsste man das auf die Kunden umlegen, werde das aber nicht tun, zumal man erst im Dezember eine Preiserhöhung hatte. Wenn Diesel und Benzin noch teurer würden, gingen die Lichter aus. “Die Steuern müssten halt gesenkt werden. Da merkt man jeden Cent”, hofft Feiler auf eine Einsicht der Regierung, entweder die Mehrwert- oder noch besser die Mineralölsteuer zu senken. Bisher hat Berlin das kategorisch ausgeschlossen.

Im Monat fehlen 5000 Euro

Die Firma City-Taxi Weiden steht vor der selben Herausforderung. “Das ist schon krass, was da derzeit abgeht. Mir fehlen bei 15 Fahrzeugen und den momentanen Spritpreisen jetzt schon circa 5.000 Euro im Monat”, betont Mitinhaber Dieter Fischer. Das sei in etwa der Gewinn in vier Wochen in normalen Zeiten.

Da man die Preise in Weiden wegen der Tarifbindung nicht erhöhen könne und die jüngste Anpassung erst im Dezember stattgefunden habe, müsse man überlegen, die Preise für Fahrten außerhalb von Weiden anzuheben. Fischer: “Wenn wir um zehn Prozent erhöhen und das wird wohl das Mindeste sein, kostet halt eine Fahrt zum Beispiel nach Luhe-Wildenau statt 30 künftig 33 Euro.”

Keine Auswirkung auf Autoverleih

Keinerlei Auswirkungen auf sein Geschäft sieht Reinhold Bortner vom gleichnamigen Weidener Autoverleih. “Für meine Kunden spielt es kaum eine Rolle, wie teuer der Sprit ist. Die mieten ja ein Fahrzeug, weil sie was dringendes erledigen müssen. Da schaut man nicht so auf den Dieselpreis, sondern darauf, wie viel reinpasst ins Auto”, vermutet Bortner. Privat betreffe ihn die Entwicklung auch kaum, weil er nicht viel fahren müsse. “Fünf Kilometer am Tag sind für mich schon das Maximum.”

Auch für Mieter wird’s wohl teurer

Auch Mieter müssen sich auf eine deutliche Nachzahlung bei den Nebenkosten einstellen. Die Gaspreise sind bereits im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Die Abrechnung erfolgt erst jetzt im Frühjahr. Im laufenden Jahr profitieren die meisten Gas- und Stromkunden noch von ihren alten Verträgen. Die haben oft das Gas dieses Winters schon vor zwei bis drei Jahren zum Festpreis eingekauft, der damals wesentlich günstiger war. Die nächsten Lieferungen werden in jeder Hinsicht teurer werden, egal ob Gas oder Strom.

Einen kräftigen Preisanstieg gab es übrigens zuletzt auch beim Holz und bei der Kohle. Deshalb sind auch die Vorräte bei vielen Händlern in der Region schon ausverkauft. “Das ist derzeit einfach zu teuer. Obwohl die Lager leer sind, werden wir sie nicht mehr füllen”, sagt ein Tankstellenbetreiber mit angeschlossener Brennstoffhandlung aus dem Landkreis Tirschenreuth. Die große Welle bei den Energiepreisen steht also erst noch bevor.

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