Wenn Museumsarbeit zum Detektivspiel wird

Grafenwöhr. Das Archiv des Militär-Museums umfasst über 15 000 Aufnahmen – diese gilt es einzuordnen und zu datieren, sodass Kulturmanagerin Birgit Plößner auch zur Ermittlerin wird. Mit wenig bekannten Aufnahmen sorgte sie für Spannung beim Publikum.

Foto: Stefan Neidl

Wer sich unter Ausstellungen oder Präsentationen im Museum einen langweiligen und monotonen Abend vorstellt, wurde bei den “Alten Stadtansichten in Bildern” eines Besseren belehrt. Im Rahmen der Sonderausstellung “Für die Nachwelt bewahrt” stellte Kulturmanagerin Birgit Plößner 200 Fotos, Postkarten und Zeichnungen vor, die bisher weniger bekannt waren.

Dabei kam ein ständiges Raunen und Flüstern von den knapp 60 Besuchern im bis zum letzten Platz gefüllten Vortragsraum, sorgten die alten Aufnahmen doch immer wieder für Erinnerungen, aber auch spontane Überraschungen, wenn man sich selbst, Verwandte oder Bekannte auf den Bildern entdeckte. Ein Besucher entdeckte beispielsweise die eigene Tochter im Kinderwagen auf einem alten Bild von der Alten Amberger Straße.

Foto: Stefan Neidl
Foto: Stefan Neidl
Foto: Stefan Neidl
Foto: Stefan Neidl
Foto: Stefan Neidl
Foto: Stefan Neidl

Mit viel Wissen und Logik

Dabei erklärte Plößner auch, was Museumsarbeit eigentlich ausmacht: Ein undatiertes Bild zeigte Soldaten in der typisch bayerischen Uniform auf der heutigen Unteren Torstraße. Der Wasserturm war darauf bereits im Hintergrund zu sehen, ebenso das Gasthaus Daubenmerkl: Aufgrund der Baujahre kann Plößner das Foto so auf nach 1911 datieren, aber auch vor 1914, da mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs die bayerischen Uniformen ersetzt wurden. Plößner selbst bezeichnete die Tätigkeit als Detektiv- und Ermittlungsarbeit.

Dass man wie ein echter Detektiv dabei auch mal daneben liegen kann, bewiesen ihr die vielen Gäste. Die vermutete Jahreszahl eines Fotos des Stadtrats wurde gleich durch Zurufe korrigiert, da der Bürgermeister auf dem Bild zum geschätzten Zeitpunkt noch gar nicht Bürgermeister war. Bilder vom ersten Bürgerfest hätten nach Einschätzungen auch das Maibaumfest sein können. Es wurde gelacht, gestaunt, gerätselt und viel in Erinnerungen geschwelgt.

Ein umfassendes Archiv

Das Archiv des Kulturmuseums umfasst etwa 15.000 digitalisierte Aufnahmen, weitere 2.000 warten in Schachteln auf die Bearbeitung. Dennoch appelliert Plößner an die Bevölkerung, alte Fotoalben zu durchstöbern und die Fotos zur Digitalisierung zur Verfügung zu stellen. Gerade Innenaufnahmen alter Gaststätten und Geschäften sowie Straßen und Häuser, die nicht gerade Rathaus, Marktplatz und Wasserturm sind, seien gefragt.

Die Sonderausstellung “Für die Nachwelt bewahrt” geht noch bis zum 12. März.

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