Wetterkapriolen: Werden wir heuer vom Sommer wirklich “verschaukelt”?

Weiden. Nach den Sonne-ohne-Ende-Wochen in den vergangenen beiden Jahren wundert man sich über den Schaukelsommer 2024. Muss man das aber tatsächlich? OberpfalzECHO holt sich Rat bei einem Experten.

Der DWD warnt für Sonntagnacht vor Starkregen in der Oberpfalz. Foto: Pixabay/Nordseher

Die Temperaturen fahren Achterbahn, kaum strahlt die Sonne von einem strahlend blauen Himmel verschwindet sie auch schon wieder hinter Wolken. Unwetterwarnungen vor heftigen Gewittern sind fast an der Tagesordnung. Was ist denn mit dem Sommer 2024 bloß los? Warum ist er so launisch? Ist das wirklich ungewöhnlich? OberpfalzECHO hat bei Lothar Bock nachgefragt. Der Meteorologe und Klimatologe arbeitet beim regionalen Klimabüro des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in München. Und beim Blick in die Klima-Zukunft lässt der Experte aufhorchen.

Heuer zeigt sich der Sommer von seiner unbeständigen Seite. Nach den heißen Tropensommern der beiden vergangenen Jahren ist man irgendwie überrascht. Sind wir einfach zu sonnenverwöhnt? Oder ist der Sommer 2024, wie wir ihn aktuell erleben, eigentlich der Sommer, der eher unseren Breitengraden entspricht?

Lothar Bock: “Richtig, im Grunde genommen haben wir einen sehr durchschnittlichen Sommer. Der mitteleuropäische Sommer zeichnet sich in der Regel durch einen Wechsel aus unbeständigen, kühleren und beständigen, wärmeren Phasen beziehungsweise. Großwetterlagen aus. Ungewöhnlich sind dann eher die wochenlangen, hochdruckgeprägten und niederschlagsarmen Zeiträume, wie wir sie in den letzten Jahren häufiger im Sommerhalbjahr beobachten konnten.

Machen wir “weiter-wie-bisher”, kann es vor allem nach 2050 zu einem stärkeren “Klimasprung” kommen Lothar Bock, Deutscher Wetterdienst (DWD)

Und weil wir Menschen gerne eher das Positive in Erinnerung behalten, denken wir gerne an die warmen, sonnigen und niederschlagsarmen Sommer 2023 und 2022 zurück. An den Sommer 2021 ist die Erinnerung bei den meisten dann schon verblasst, denn dieser fiel zwar etwas wärmer, aber insgesamt unbeständiger und trüber aus als bisher der Sommer 2024.”

Müssen wir zukünftig eher mit trockenen, heißen Sommern rechnen, oder eher mit durchwachsenen wie heuer?

Lothar Bock: “Unsere Klima-Zukunft hängt nach den Klimaprojektionen im Wesentlichen davon ab, wie wir uns global verhalten. Bei dem Szenario “ambitionierter Klimaschutz”, wie es das Pariser Klimaabkommen vorsieht, können wir unseren Klimazustand, den wir seit etwa 20 Jahren kennen, in etwa stabilisieren. Machen wir “weiter-wie-bisher”, kann es vor allem nach 2050 zu einem stärkeren “Klimasprung” kommen, mit noch höheren Temperaturen, insgesamt weniger Sommerniederschlag und mehr sommerlichen Extremen wie intensivere Gewitter- und Starkregenereignisse.

In der Klimaforschung arbeitet man dazu gerne mit sogenannten Klimaanlogien, das heißt welche Region hat derzeit ein ähnliches Klima, welches wir hierzulande bis Mitte/Ende des Jahrhunderts erwarten. Für die Oberpfalz deutet sich bis Ende des Jahrhunderts ein Klima an, das wir derzeit bereits im Oberrheingraben finden oder auch im Bereich der Küstenregionen des Schwarzen Meeres haben.”

Zurück zum Schaukelsommer 2024. Darf man sich dann als “Ausgleich” vielleicht auf einen warmen, sonnigen Herbst freuen?

Lothar Bock: “Grundsätzlich ist die Atmosphäre auf Ausgleich bemüht. Dieser Ausgleich findet in Form von “Wetter” statt. Verantwortlich dafür sind generell großräumige Temperaturunterschiede auf der Erdoberfläche. Die Atmosphäre möchte diese Unterschiede ausgleichen, was in der Regel über mehrere Tage, mal für ein, zwei Wochen passiert. Dass sich Jahreszeiten entsprechend ausgleichen, sind dann doch eher Zufälle. Zumindest für die kommenden ein bis zwei Wochen wird sich das bisher bekannte Wechselspiel mit ein paar freundlichen und warmen Tagen mit wechselhaften und kühleren Tagen fortsetzen.

Natürlich gibt es auch sogenannte Langfrist- oder Jahreszeitenprognosen. Diese zeigen für den Herbst bei uns überdurchschnittlich warme Bedingungen bei leicht unterdurchschnittlich bis durchschnittlichen Niederschlagsmengen. Allzu groß ist die Aussagekraft und Güte solcher Prognosen nicht. Grundsätzlich findet man aber im Herbst Phasen mit stabileren Witterungsverhältnissen, die mit hoher Zuverlässigkeit, aber leider nicht jedes Jahr, auftreten, wie zum Beispiel der “Altweibersommer” oder der “Goldene Oktober.”

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