Wie BAM aus Weiden dem Global Player Imerys in Tirschenreuth half

Weiden. Der französische Konzern Imerys ist ein Global Player in der Mineralien-Industrie. In Tirschenreuth produziert die Imerys Tableware Porzellanmassen für viele Kunden im deutschen und europäischen Raum. Die Anlage zur Herstellung von gemahlenen Pegmatit Sanden läuft trotz ihres hohen Alters tadellos. Nur die Fördertechnik stellte sie immer wieder vor Herausforderungen.

Geowissenschaftler Jahn Faust ist Produktionsleiter Rohstoffe im Tirschenreuther Werk der Imerys Tableware Deutschland GmbH. Gemeinsam mit seinem Team ist er verantwortlich für die Herstellung von gemahlenen Pegmatit Sanden, dem Grundstoff von Porzellanmassen. Neben ihm ist einer der Greifer zu sehen, die mithilfe der Baugruppe von BAM wieder in Gang gesetzt wurden.

Automatisierung und Industrierobotik sind in der Porzellanproduktion heute keine Seltenheit mehr. Bei den Rohstoff-Zulieferern stammen viele Anlagen aber auch noch aus den 60er Jahren und laufen bis heute oft noch tadellos.

Der französische Konzern Imerys ist ein Global Player in der Mineralien-Industrie. In Ostbayern produziert die Imerys Tableware Porzellanmassen für viele Kunden im deutschen und europäischen Raum. Für die Herstellung von gemahlenen Pegmatit Sanden, dem Grundstoff der Massen, ist Jahn Faust mit seinem Team verantwortlich. Doch die Fördertechnik stellte das Team immer wieder vor Herausforderungen. Hohe Standzeiten waren das Ergebnis. Wie die BAM GmbH dem Geowissenschaftler half, erklärt Faust im Interview.

Die defekte Baugruppe aus den 60er Jahren war die Ausgangslage. Durch jahrelanges Aufschweißen und Nachbessern hatte das Bauteil jedoch nicht mehr die Form, die es ursprünglich einmal hatte. Auf Basis dieser Vorlage konstruierte und fertigte die BAM GmbH ohne Zeichnung eine neue, funktionierende Baugruppe. Bild: Imerys GmbH.
Vorher – Nachher: In der Mitte das defekte Originalteil. Links und rechts davon die von BAM gefertigten Elemente für die Schweißbaugruppe. Für die Herstellung war präzise Schweißarbeit vonnöten - eine der Stärken des Unternehmens: BAM ist mehrfach zertifiziert, nämlich nach DIN EN ISO 3834-2 und sogar nach DIN EN 15085-2 CL1 für die Fertigung von sicherheitsrelevanten Bauteilen für die Schienenfahrzeugindustrie. Bild: BAM GmbH/Corinna Dromann.
Entlang eines Schienensystems laufen Greifer, die nach und nach die Rohstoffkeller anfahren, bis das richtige Mischungsverhältnis des Pegmatitsands erreicht ist. Dabei trägt ein Greifer eine Last von etwa 350 kg. Dank der von BAM gefertigten Baugruppe haben sich Standzeiten und Instandhaltungsarbeiten des Systems deutlich reduziert. Bild: BAM GmbH/Shamika Löchel.
An der von BAM konstruierten und gefertigten Baugruppe sind die Schaufel und Tragseile des Greifers montiert. Bild: BAM GmbH/Shamika Löchel.
Imerys ist ein Global Player in der Mineralien-Industrie. In Tirschenreuth (Oberpfalz) produziert die Imerys Tableware Porzellanmassen für Kunden im deutschen und europäischen Raum. Bild: BAM GmbH/Shamika Löchel.

Ende der hohen Standzeiten: Was war die Lösung?

Welche Rolle spielt die Fördertechnik in Ihren Prozessen und wo lag das Problem?
Jahn Faust: Das Fördern von Schüttgut ist in unserer Industrie sehr wichtig. Pegmatit ist der Grundstoff für unsere Porzellanmassen. Wir waschen diesen, um die nicht benötigten Nebenfraktionen zu entfernen. Dazu zählen die Sandfraktionen, die zu grob oder fein sind, sowie der Kaolin. Dann lagern wir den Sand ein. Wir orientieren uns bei der Mischung unserer Sande am Gehalt des Feldspats. Wir mischen gewaschene Sande mit verschiedenen Gehalten zusammen, um einen Sollwert von 43 Prozent zu erreichen. Dies geschieht über ein Schienensystem, an dem Greifer entlanglaufen, dass nach und nach die Rohstoffkeller anfährt. So erhalten wir das richtige Mischungsverhältnis.

Ein elementarer Prozessschritt…
Genau, und dort hatten wir immer wieder Probleme. Die tragenden Teile des Greifers machten uns seit vielen Jahren Probleme. An dem Teil sind die Schaufel und Tragseile montiert. Wir haben immer wieder repariert, aber nach mehr als 60 Jahren im Dienst war Schluss. Durch jahrelanges Aufschweißen und Nachbessern hatte das Bauteil auch nicht mehr die Form, die es ursprünglich einmal hatte. Wir hatten also nicht nur hohe Standzeiten, sondern durch den hohen Verschleiß an den alten Kopfstücken verschlissen auch andere Teile schneller, weil die Passform nicht mehr gegeben war.

Nachbestellen?
Den Hersteller der Bahn gibt es noch, aber Ersatzteile für unsere Anwendung gibt es nicht mehr. Finanziell ist der Neubau einer vergleichbaren Anlage zu aufwendig, weshalb wir improvisieren mussten und das Teil nachproduzieren lassen wollten.

Wie?
Ein Kollege berichtete mir von BAM. Wir haben dann zunächst Bilder und dann das Bauteil zur Bemusterung zugesandt. Dann schickte uns BAM ihren Schweißfachingenieur, der uns vor Ort bei der Materialauswahl beriet. Das Bauteil war nicht besonders komplex. Die Herausforderung lag vor allem darin, dass das Teil eine Last von 350 Kilogramm halten muss. Das Ergebnis überzeugt – die Instandhaltungsarbeiten gehen zurück und der Verschleiß der anderen Teile reduzierte sich ebenfalls.

Alle Projektdetails:

Eingesetzte Maschinen:

  • TruLaser 3030 Laserschneidmaschine
  • TruBend 5230 Abkantmaschine
  • Hermle C32 Bearbeitungszentrum
  • Jäckle Pro Puls 320 C MAG-Schweißgerät

Material: Stahl S355
Auftragsdauer: Von Anfrage bis Auslieferung circa 8 Wochen.

Herausforderung:
Die Herausforderung war, auf Basis eines kundenseitig bereitgestellten, defekten Bauteils ohne Zeichnung einen funktionierende Greifer als Baugruppe zu konstruieren und zu fertigen, der in der Lage ist, eine Last von 350 Kilogramm zu halten.

Wer hats gelöst? Über BAM

Die BAM GmbH ist Multi-Technologie-Anbieter in den Bereichen Lohnfertigung und Baugruppenmontage mit rund 40 modernen Fertigungsmaschinen. Am Firmensitz in Weiden produziert das Unternehmen Bauteile und Baugruppen für Kunden aus verschiedenen Branchen wie beispielsweise Maschinen- und Anlagenbau, Elektronik-, Lebensmittel- und Schienenfahrzeugindustrie sowie Medizintechnik.

Das Angebot umfasst zerspanende und additive Fertigungsverfahren sowie Blechbearbeitung und Schweißkonstruktionen aus Metall und Kunststoff mit engsten Toleranzen – von Prototypen bis Großserien. Die BAM GmbH wurde 2011 von Marco Bauer gegründet und beschäftigt heute mehr als 150 Mitarbeiter.

Als Vorreiter der Digitalisierung im Fertigungsumfeld wurde das Unternehmen mit dem „Digital Champions Award” der Deutschen Telekom ausgezeichnet und gehörte als „TOP Innovator” zu den 100 innovativsten mittelständischen Unternehmen Deutschlands. 2019 entstand aus der BAM GmbH das Schwesterunternehmen up2parts GmbH, das kleine und mittelständische Unternehmen mit KI-basierten Softwarelösungen bei der Digitalisierung der gesamten Prozesskette in der Fertigung unterstützt.

Bilder: BAM GmbH/Shamika Löchel/Corinna Dromann/Imerys GmbH

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