Wiedereröffnung der Friseure: Corona dürfte kein Problem sein!

Waldsassen/Neustadt/WN. Wer wartet auch schon sehnsüchtig darauf, sich endlich wieder die Haare schneiden zu lassen? Kurz vor der Wiedereröffnung am Montag haben wir mit Obermeister Alfons Kliebhan aus Waldsassen und Armin Sengenberger aus Neustadt gesprochen - über Termine im März, Corona-Sorgen, die Wochen im Lockdown und, ob sie das Haareschneiden überhaupt noch können.

Armin Sengenberger freut sich auf die Wiedereröffnung am Montag. Aber er macht sich auch Sorgen.  Foto: Sengenberger
Obermeister Alfons Kliebhan und seine Mitarbeiter*innen sind Feuer und Flamme.
Obermeister Alfons Kliebhan und seine Mitarbeiter*innen sind Feuer und Flamme.

Alfons Kliebhan: Ich selbst bräuchte erst mal eine Woche Urlaub! (lacht) Wir haben den Lockdown genutzt und unseren Laden umgebaut.  Meine Mitarbeiter sind Feuer und Flamme. Viele Kunden sagen uns, wie sehr sie uns vermissen.

Armin Sengenberger: Freude und Spaß: Logisch freuen wir uns. Das wird super! Auch meine Mitarbeiter sind guter Dinge.

Kliebhan: Ehrlich gesagt ganz schön stressig. Wir wollten den Laden gegen Ende des Jahres umbauen und haben das jetzt im Lockdown vorgezogen. Dabei haben wir auch viel selbst angepackt. Ich hätte gern mal einen Sonntagsspaziergang gemacht (lacht), aber das war nicht drin. Vom Lockdown hab ich quasi nix mitbekommen, weil wir jeden Tag gearbeitet haben.

Das Telefon steht seit Tagen nicht still!

Sengenberger: Wir waren eigentlich immer telefonisch für unsere Kunden erreichbar – quasi aus dem Homeoffice. Seit klar ist, dass wir öffnen dürfen haben wir eigentlich immer telefoniert – teilweise an drei Telefonen gleichzeitig (lacht).

In den letzten 14 Tagen haben wir den Laden auf Vordermann gebracht und auch geübt – in zweier Gruppen mit Abstand. In den Wochen zuvor haben wir zahlreiche Online-Seminare besucht – einige meiner Mitarbeiterinnen haben sich so jeden Tag weitergebildet. Das fand ich wirklich klasse! 

Kliebhan: Seit klar ist, dass wir öffnen dürfen steht auch bei uns das Telefon nicht still. In den letzten Tagen haben wir noch geputzt und alles vorbereitet und uns zu Briefings getroffen. 

Kliebhan: Ja, am Anfang war es aber etwas mehr. Sogar bei Ebay-Kleinanzeigen hab ich Anzeigen gesehen. In Facebook gibt es auch eine Gruppe. Da ist dann die Rede vom “gemeinsamen Kaffeetrinken”. 

Sengenberger: Ich persönlich nicht, ich glaube da trauen sich die Leute nicht so. Aber meine Mitarbeiter haben vor allem über soziale Medien wohl sehr viele Anfragen bekommen und deshalb teilweise ihre Telefone stumm geschaltet.

Sengenberger: Das macht man einfach nicht! Schwarzarbeit ist coronatechnisch die unsicherste Methode zum Friseur zu gehen. 

Schwarzarbeit ist die unsicherste Methode zum Friseur zu gehen!

Kliebhan: Ich kann es in gewisser Weise nachvollziehen, weil es finanziell für viele wirklich schwierig war die letzten Monate. Aber das ist nicht der Sinn eines Lockdowns sich im privaten Bereich ohne Hygienekonzept zu treffen. Das geht gar nicht. 

Sengenberger: Nicht direkt davor mich anzustecken, das nicht. Meine größte Sorge ist, dass das Gesundheitsamt anruft und wir wieder schließen müssen. Schon vor dem Lockdown war ich jeden Tag froh, wenn niemand angerufen hat. Dieses Problem bleibt – trotz Hygienemaßnahmen. 

In rund 80.000 Friseurgeschäften haben sich im letzten dreiviertel Jahr nachweislich nur 7 oder 8 Personen angesteckt.

Kliebhan: Selbst Zahnärzte wurden auf das Hygienekonzept der Friseurinnung verwiesen. Es hat wirklich funktioniert. In rund 80.000 Friseurgeschäften haben sich im letzten dreiviertel Jahr nachweislich nur 7 oder 8 Personen angesteckt. Die meisten Ansteckungen passieren im privaten Kreis. 

Sengenberger: Ich habe mich auch schon erkundigt, wie es mit Schnelltests oder Gurgeltests aussieht. Aber das ist finanziell aktuell kaum umsetzbar: Für Schnelltests für alle Mitarbeiter müsste ich mit Kosten von rund 180 Euro pro Tag rechnen. Da müssen schnelle Lösungen her – auch aus der Politik. 

Ich wünsche mir, dass wir einigermaßen unbeschadet durch diese Zeit kommen

Kliebhan: Wir haben weiterhin unsere Hygienekonzepte, jetzt zum Beispiel auch Folien-Trennwände zwischen den Waschbecken. Unsere Kunden müssen FFP2-Masken tragen und auch wir arbeiten mit medizinischen Masken. Alle Läden haben Desinfektionsmittel-Stationen am Eingang. Viele Kunden wären sogar dazu bereit vor dem Besuch einen Schnelltest zu machen, wie in Österreich. Aber das ist aktuell nicht vorgesehen. Also ich denke Corona dürfte kein Problem sein.

Sengenberger: Ich wünsche mir, dass wir einigermaßen unbeschadet durch diese Zeit kommen. Deshalb möchte ich auch alle Kunden nochmal bitten nur zu kommen, wenn sie vollkommen gesund sind. Die FFP2-Maske soll uns allen noch mehr Sicherheit geben.

Sengenberger: Da waren die letzten Wochen nicht ganz leicht. Wenn der Lockdown länger gedauert hätte, hätte ich zum Beispiel auf die Altersvorsorge zurückgreifen müssen.

Viele Kosten laufen ja dennoch weiter, Kurzarbeitergeld muss man vorstrecken, Azubis müssen bezahlt werden, Sozialabgaben und Versicherungen sind fällig. Wir hatten zum Beispiel auch die Kosten für eine Gesellenprüfung von rund 300 Euro.

Es gibt kaum Hilfen vom Staat

Kliebhan: Es gibt kaum Hilfen für uns Friseure. Man bekommt einen bestimmten Prozentsatz der Umkosten erstattet, aber für das eigene Leben bekommt man nichts. Das ist das Unternehmer-Risiko. Man könnte höchstens Hartz IV beantragen oder eben vom Ersparten leben.  

Sengenberger: Die Hilfen kann man auch jetzt erst beantragen. Das ist ehrlich gesagt auch nicht so einfach – da gibt es einige Hürden. Zum Glück haben wir einen guten Steuerberater, der das mit uns in Angriff nimmt. 

Kliebhan: Wir sind bis Ende März fast komplett ausgebucht. Es werden auf jeden Fall wieder stressige Wochen. Im Salon bedienen wir dann jeden Tag von halb 8 bis halb 9/9 unsere Kunden. Aber wir freuen uns darauf! 

Wir starten mit Stunde Null!

Sengenberger: Im März sind bei uns nur noch vereinzelte Termine frei. Wir hoffen dass wir nach Ostern aber wieder in den “Normalmodus” übergehen können. Aber: Wir starten mit Stunde Null. Das heißt innerhalb kürzester Zeit kommen jetzt sehr viele Kunden. Die, die alle vier, alle sechs oder alle viertel Jahr zu uns kommen. Danach wird es wahrscheinlich einen Einbruch im Mai/Juni geben. 

Kliebhan: Ich habe erst gestern meinem Sohn die Haare geschnitten – und gemerkt: Ich kann’s tatsächlich noch (lacht). Heute beenden wir die Baustelle, dann bekommen auch meine Frau und ich noch eine Frisur für den Start am Montag. 

Sengenberger: Na logo! Wir haben uns in den letzten Wochen ja auch fleißig fortgebildet – und auch ich habe meiner Frau und meiner Tochter die Haare geschnitten. (lacht)

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