Wirtschaftsforum 2022 kommunikativ: Wie spricht man mit der Generation Zoom?

Neustadt/WN. Der Personalnotstand bei Firmen der Oberpfalz spitzt sich zu. Die Ressource Mensch macht sich rar. Findige Unternehmer des Wirtschaftsclubs Nordoberpfalz, der Mittelstands-Union und des Wirtschaftsbeirats Bayern holen für das Wirtschaftsforum 2022 einen Geheimagenten zur Unterstützung.

Anton Braun, Vorsitzender des Wirtschaftsclubs Nordoberpfalz, erklärt im Vorfeld des Wirtschaftsforums 2022 die Bedeutung von Kommunikation für Unternehmen. Bild: Jürgen Herda

Ex-Geheimagent, Kriminalist und Vernehmungsexperte Leo Martin soll für die Oberpfälzer Unternehmen keineswegs im Untergrund nach Fachkräften fahnden. Der Bestsellerautor wird vielmehr am Dienstag, 20. September, 18 Uhr, in der Stadthalle Neustadt/WN zum Thema „Geheimwaffen der Kommunikation“ referieren. „Das zentrale Thema des Forums istKommunikation‘ und wie man durch Kommunikation Menschen gewinnt“, erklärt Anton Braun, Chef des Wirtschaftsclubs Oberpfalz.

„Ein Themenkomplex, dem sich in der aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Situation vielleicht auch der eine oder andere Bundespolitiker annehmen sollte.“ Ein Seitenhieb auch auf Bundeskanzler Olaf Scholz, der seinen Kurs, vorsichtig formuliert, selten sehr klar kommuniziert.

Bei der Planung war die Welt noch eine andere

Zugegeben, sagt Braun weiter: „Wir haben die Veranstaltung zu einem Zeitpunkt geplant, als die Welt noch eine andere war.“ Eine erhöhte Inflation von um die vier Prozent sei Anfang des Jahres zwar schon abzusehen gewesen: „Aber dass wir mitten in Europa einen Krieg erleben würden, der uns noch dazu in die größte Energiekrise seit Bestehen der Bundesrepublik reißt, damit hatte keiner gerechnet.“ Insofern lasse sich der Hinweis auf die drohenden Risiken aufgrund der aktuellen Preisentwicklungen und Unsicherheiten am Energiemarkt für die Wirtschaft der Nordoberpfalz nicht vermeiden.

Die Macher des Wirtschaftsforums 2022 freuen sich dennoch, „aufgrund der Pandemie nach längerer Zeit wieder ein Forum anzubieten, auf dem unsere Mitglieder, Kommunalpolitiker und Unternehmer der Region über das Impulsreferat zu einem aktuellen, brisanten Thema eines spannenden Speakers diskutieren können“. Dass dieses Mal das Begriffsfeld „Kommunikation“ im Fokus steht, habe seine Gründe aber nicht nur in den beobachteten Defiziten einiger Spitzenpolitiker.

Martin stellt sogar Vertrauen im Drogenmilieu her

„Kommunikation Ist meiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg oder auch Misserfolg im Umgang mit anderen Menschen“, sagt Braun. „Das gilt auch für das unternehmerische Leben im Umgang mit Geschäftspartnern und Mitarbeitern.“ Umso mehr, als Unternehmen bei einem ausgewachsenen Facharbeitermangel, wie wir in zurzeit erlebten, ihre Vorteile besonders klar und glaubwürdig kommunizieren müssten, um die umworbene Fachkraft zu erreichen. „Man kann mit guter Kommunikation Vertrauen gewinnen, mit schlechter Distanz schaffen.“

An den Referenten Leo Martin, den er bereits über seine Tätigkeit als ehemaliger Führer von V-Leuten im Drogenmilieu sprechen hörte, hat er sich in diesem Zusammenhang erinnert: „Martin schilderte beeindruckend, wie er es bei der schwierigen und misstrauischen Klientel in diesem Milieu schaffte, Vertrauen herzustellen.“ Nach dem Motto: Wenn einer es schafft, in der Arktis einen Kühlschrank zu verkaufen, dann dieser Mann.

Die rätselhafte Generation Z

Unternehmer müssen zwar keine Dealer anwerben, aber sie haben es gleichwohl mit einer äußerst rätselhaften Spezies zu tun, mit denen die Boomer-Generation noch etwas fremdelt: „Es geht um die Mitarbeiterführung der Generation Z, der Zoomer“, weiß Braun schon einige Begriffe der Jugendsprache. „Die wollen eine Führung auf Augenhöhe, sie fühlen sich im Umfeld einer patriarchalen Struktur unwohl.“ Da ist nichts mehr mit dem beliebten Oberpfälzer „ned gschimpft, is‘ g’lobt gnua“.

„Die junge Generation will regelmäßiges Feedback, das Wertschätzung und Bewertung ihrer Leistung zugleich ausdrückt“, schildert Braun seine Erfahrungen. „Und das in einer Art und Weise, die einen Vorgesetzten als Menschen im Unternehmen zeigt, der auch mal einen Fehler macht.“ Dazu sei eine ehrliche Kommunikation notwendig: „Das setzt die Fähigkeit voraus, sich auf sein Gegenüber einzulassen.“

Wenn das Tinder-Date Vorrang hat

Zugegeben, da kommt starker Tobak auf die alten Recken der Leistungsgesellschaft zu: „Wir Alte tun uns naturgemäß schwer, wenn ein 22-Jähriger sagt, er möchte nur zwei Tage im Büro sein, und wenn er ein cooles Tinder-Date klar macht, auch mal gar nicht.“ Diese neue Einstellung zur Arbeit, zur Life-Work-Balance sei uns noch fremd. „Aber diese jungen Menschen werden in zehn Jahren unsere Unternehmen führen.“

Ob das für die Wirtschaft ein gutes Zeichen sei, könne er jetzt noch nicht einschätzen. „Ich glaube, wir werden die nächsten Jahre in eine Transformationsphase kommen, wo unterschiedliche Werte aufeinandertreffen.“ Diese Zeit, in der sich die Generationen austarieren, werde eine richtige Herausforderung, in der sich eine ältere auf die jüngere Generation einlassen müsse – und umgekehrt.

Impulse von der Tochter

 „Wenn ich mir heute meine Tochter anschaue“, erzählt der Geschäftsführer des IT-Unternehmens Cyberport, „die lebt in Berlin und hat ein völlig anderes Werteverständnis von Besitz – Themen wie Nachhaltigkeit spielen eine andere Rolle.“ Für Braun durchaus Impulse, die ihn nachdenklich machen. „Wir diskutieren über Mobilität und die Wegwerfgesellschaft – natürlich ist mir bewusst, dass unsere Generation drastische Fehler gemacht hat.“

In seinem Unternehmen setzt er deshalb auf eine kollegiale Du-Kommunikation genauso wie auf Offenheit für gesellschaftliche Diskurse. Man darf gespannt sein, wann nach dem Bestseller-Sprachführer Mann-Frau auch das neue Werk Unternehmer-Jugend erscheint.

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