Wo sporteln zum Job gehört

Weiden. Es ist die wohl sportlichste Praxis der Region: Ergotherapeut Thomas Rupprecht zahlt seinen Mitarbeiterinnen wöchentlich eine Stunde Sport.

Von Udo Fürst

Ergotherapeut Thomas Rupprecht
Das Team der Weidener Ergotherapiepraxis Foto: Udo Fürst

Gäbe es eine Reihung der sportlichsten Arbeitgeber in der Region, stünde Thomas Rupprecht sicher ganz weit vorne auf dieser Liste. Der 49 Jahre alte Ergotherapeut ist begeisterter Ausdauersportler, legt jährlich Tausende Kilometer auf dem Fahrrad zurück, ist ständig mit seinen Laufschuhen unterwegs und bezwingt als Bergsteiger regelmäßig diverse Alpengipfel.

Das verschafft dem Weidener eine Ausgeglichenheit, die auch seine Mitarbeiter zu schätzen wissen und sich zu eigen machen. Locker ist die Stimmung in der Ergotherapiepraxis in Weidens Innenstadt. Fast das komplette Team samt Chef Thomas und Chefin Maria hat an der Kaffeetafel mit Krapfen und Kuchen Platz genommen. Ein allwöchentliches Ritual sei das, man sitze einfach zusammen, unterhalte sich und schöpfe daraus Kraft und Motivation, betont Rupprecht.

Ergotherapeut Thomas Rupprecht
Bergsteigen ist eine von vielen sportlichen Leidenschaften des Ergotherapeuten Thomas Rupprecht. Foto: Rupprecht

Eine Woche Sport in der Woche

Der athletische Fast-Fünfziger gibt seine Sportbegeisterung an die Mitarbeiter weiter. So bezahlt er jeder Angestellten eine Stunde wöchentlich dafür, dass sie Sport treiben. Egal ob sie Tennis spielen, schwimmen, radfahren oder spazieren gehen. „Hauptsache, sie bewegen sich. Und ich merke, wie gut Sport den Menschen tut“, sagt der Ergotherapeut.

Ein Euro pro Stunde Sport für den guten Zweck

Aus dieser für ein solch kleines Unternehmen wohl einmaligen Sache entwickelte sich Ende vergangenen Jahres eine Idee: Man sammelte für jede Stunde Mitarbeiterinnensport einen Euro. In vier Monaten kamen so immerhin 269 Euro zusammen, die der Inhaber aufrundete und dann der Kinderkrebshilfe in der Nördlichen Oberpfalz 300 „Sporteuro“ spendete. Das reicht dem ehrgeizigen Sportler aber nicht und so peilt man heuer einen vierstelligen Betrag an.

Seit 20 Jahren ist Thomas Rupprecht als Ergotherapeut selbstständig und beschäftigt mittlerweile 17 Angestellte an den drei Standorten Weiden, Vohenstrauß und Hirschau – und immer noch erfüllt ihn seine Arbeit. „Ich freue mich jeden Morgen in meine Praxis zu kommen. Das und meine Mitarbeiterinnen sind mein Gold.“

Schwer Mitarbeiter zu finden

Eher Blech dagegen seien zwei Dinge, die ihm gar nicht schmecken: Der Mangel an Ergotherapeuten und die ausufernde Bürokratie. Trotz der drei Voraussetzungen, die er als Arbeitgeber erfülle – attraktive Arbeitsbedingungen, fachliche Herausforderung und ansprechendes Gehalt – sei es fast unmöglich, Personal zu bekommen. „Es herrscht ein Verteilungskampf unter den Praxen“, weiß Rupprecht, der seinen Mädels sogar eine private Krankenzusatzversicherung und eine Altersvorsorge bezahlt.

Ergotherapeut Thomas Rupprecht
Die Rupprecht-Mitarbeiter beim Nofi-Lauf Foto: Rupprecht

Der Weidener kritisiert, dass die Heilberufe jahrelang kaputt gespart worden seien. Im vergangenen Jahr seien zwar nach 15 Jahren die Honorare angehoben worden, doch im Prinzip habe sich trotz Söders Wahlkampfversprechen, etwas für die Kostenfreiheit der Pflegeausbildung zu tun, bisher nichts geändert.

Trotz oder gerade wegen solcher Probleme hat sich Thomas Rupprecht heuer wieder einige sportliche Ziele gesetzt. Eines davon ist ein Halbmarathon, den er mit seinem 18 Jahre alten Sohn Alex meistern will. „Ich bin mal gespannt, wer da der Schnellere ist“, sagt Rupprecht grinsend.

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