“Wrdlbrmpfd”, Semmelnknödeln & Co. – eine Verbeugung vor Karl Valentin

Nordoberpfalz. Heute jährt sich der Todestag von Karl Valentin zum 75. Mal: Eine Verneigung vor einem Künstler, der seiner Zeit weit voraus war.

Foto: Valentin-Karlstadt-Musäum

Wer sich heute die Frage nach dem „Bayerischen Humor“ stellt, kommt nach wie vor an Karl Valentin nicht vorbei. Und wer in der Kabarettszene etwas erreichen will, muss sich unweigerlich dem Vergleich mit dem unvergleichlichen Komödianten stellen. Heute vor 75 Jahren starb der große Künstler, der so viel mehr war als nur lustig und grotesk.

Valentin Ludwig Fey – so der Geburtsname von Karl Valentin – beeinflusste zahlreiche Kulturschaffende, darunter Bertolt Brecht, Samuel Beckett, Helge Schneider, Loriot und Gerhard Polt. Doch was war so besonders an dieser hageren Gestalt und ihrer Wortakrobatik, dass auch heute noch der Begriff “valentinesk” verwendet wird und auch der “Buchbinder Wanninger-Effekt” nach wie vor der breiten Masse bekannt ist?

Komiker, Sänger, Sammler, Autor und Wortzerklauberer

Eigentlich gilt die goldene Regel – über die Witze von gestern lacht heute kaum noch jemand. Aber Karl Valentins einzigartiger Humor ist geblieben, sodass die Menschen auch heute noch von ganzem Herzen darüber lachen.

Mögen hätt’ ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut.Karl Valentin

Der begnadete Komiker entlarvt in seinen Werken nach wie vor die Absurditäten des Lebens, sein ebenso skurriler wie brillanter Sprachwitz fordert den Zuschauer immer wieder aufs Neue. Dazu kommt sein Auftreten in unzähligen Masken und Kostümen, das seine spindeldürre Gestalt noch unterstreicht.

Liesl Karlstadt – eine kongeniale Partnerin

Nach ersten anfänglichen Fehlversuchen stellte sich für den gelernten Schreiner mit seinen Couplets und Monologen der Erfolg ein. 1911 lernt er dann in einer Singspielhalle Elisabeth Wellano kennen. Karl Valentin arbeite 26 Jahre lang erfolgreich mit Liesl Karlstadt, wie sie sich von da an nannte, zusammen und schuf mit ihr unvergessene Sketche und Bühnenstücke.

Dem Duo standen die großen Häuser der Metropolen, vor allem die in Berlin, offen. Die Welt des großen Theaters war Karl Valentin jedoch fremd. Er sah sich nach wie vor als Münchner Volkssänger und konnte nur schwer überredet werden, seine geliebte Heimatstadt überhaupt einmal zu verlassen.

Ein leichter Mensch war er nicht

Karl Valentin galt als Egozentriker. Liesl Karlstadt fügte sich seinen Launen und hat sich immer in seine seelischen Nöte eingefühlt. So war sie zweieinhalb Jahrzehnte lang seine Partnerin auf und neben der Bühne, Stichwortgeberin, Managerin und auch seine Psychologin.

Ein spezielles Faible Valentins war seine Ausstellung “Panoptikum für Gruseliges und Nonsens”, dort gab es beispielsweise einen „Hungerturm“ und auch ein Glas Berliner Luft. 1935 erleidet er mit diesem Projekt, in das er und Liesl Karlstadt alle Ersparnisse investiert haben, den finanziellen Bankrott. Nach einem Selbstmordversuch Karlstadts arbeiten die beiden noch bis 1939 weiter zusammen, von da an gibt es nur noch einzelne gemeinsame Auftritte.

Später eröffnete Karl Valentin auch ein Theater, das jedoch schon nach wenigen Tagen wieder schließen musste. Er weigerte sich, in einem Sketch auf die feuerpolizeilich verbotene brennende Zigarette zu verzichten – auch das grotesk, aber real.

Zum 75. Todestag eröffnet das Valentin-Karlstadt-Musäum die Ausstellung „Krautwurst & Weißwickel“. Zehn Studentinnen und Studenten eines Designprojekts der Hochschule Augsburg entwickelten eine außergewöhnliche Arbeit. Foto: Designprojekt Prof. Wörgötter

Der Künstler lebt im Valentin-Karlstadt-Musäum weiter

In seinen letzten Jahren lebte er in Verbitterung darüber, weil er sich als Künstler nicht mehr verstanden fühlte. Am 9. Februar 1948 starb Karl Valentin unterernährt an einer Lungenentzündung. Er wurde auf dem Waldfriedhof in Planegg begraben. Mit dem Valentin-Karlstadt-Musäum am Isartor ist ihm in seiner geliebten Heimatstadt bereits seit 1959 ein bis heute lebendiges Denkmal gesetzt worden. Seit 2018 ist das Musäum städtisch.

Krautwurst & Weisswickel

Zum 75. Todestag eröffnet das Valentin-Karlstadt-Musäum in München die Ausstellung „Krautwurst & Weißwickel“.

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