Wurz wird wieder zum Treff der “Crème de la Crème” der Islandpferdesportler
Wurz. Wenn das kein Grund zur Freude ist: In der kommenden Woche findet auf dem Lipperthof die Bayerische Islandpferde-Meisterschaft statt und zudem feiert der Reiterhof von Irene und Uli Reber 50. Geburtstag.
310 Starter und Starterinnen mit mehr als 200 Pferden aus sechs Nationen und 67 Prüfungen von den Kinder- bis zu den Erwachsenenklassen: Die Bayerischen Islandpferde-Meisterschaften vom Donnerstag, 8., bis Sonntag, 11. September, bieten imposante Zahlen. Trotzdem ist Uli Reber nicht bange. “Es sind ja nicht die ersten Titelkämpfe, die wir veranstalten”, sagt der Besitzer des Lipperthofs, jenes Reiterhofs, der ursprünglich schon 1000 Jahre alt ist, und den seine Eltern vor 50 Jahren gekauft haben. “Es passt natürlich wunderbar, dass wir beide Termine zusammenfassen und unser Jubiläum gebührend feiern können.” Ausrichter der Meisterschaft ist der Islandpferde-Zuchtverein Oberpfalz Nord (IPZV), der seinen Sitz auf dem Pferdehof hat.
Erfahrener Verein
Der IPZV mit seiner Vorsitzenden Claudia Greipl hat Erfahrung mit solchen Titelkämpfen. Es sind bereits die zehnten Bayerischen Meisterschaften der Islandpferdereiter in Wurz, laut Uli Reber “eine der attraktivsten Reitanlagen Deutschlands”. Dazu kommen zwei Deutsche Meisterschaften (1997 und 2017) sowie mehrere Qualifikationsturniere für Weltmeisterschaften. Zusammen mit circa 20 Helfern vom 230 Mitglieder zählenden Verein bereiten die Rebers seit Wochen das Mega-Event vor. In der kommenden Woche erwarten sie die Sportler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Island und Italien. Sie werden laut Felix Rosen, dem Vorsitzenden des Bayerischen Islandpferdevereins, “auf einer bestens geeigneten Anlage mit dem einzigartigen Panorama auf das Waldnaabtal” um die Titel kämpfen.
Islandpferde, unkompliziert und ausdauernd
Das Besondere an Islandpferden ist die 1000-jährige Reinzucht. Mit der Besiedlung Islands im Jahre 874 brachten die Wikinger ihre besten Pferde mit. Schon 938 wurde in Island das Gesetz erlassen, kein Tier mehr einführen zu dürfen. Dadurch entwickelte sich eine einzigartige Rasse.
Islandpferde mussten sehr gute Reittiere sein, da das unwegsame Gelände für Kutschen ungeeignet war. Die vom Wuchs her kleinen Pferde sind sehr vielseitig und mussten jederzeit die volle Geschwindigkeit anbieten können, auch über lange Strecken. Sie benötigen Elan, Kraft und Ausdauer, sind dabei aber stets zuverlässige und unkomplizierte Gefährten.
Neben den drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp beherrschen die Islandpferde noch zwei weitere Gangarten: Tölt und den fliegenden Pass. Tölt ist eine Vier-Takt-Lateralgangart, für die diese Rasse berühmt ist. Sie ermöglicht ein erschütterungsarmes Reiten, da immer ein Bein am Boden ist. Es kann, je nach Pferd, sehr langsam bis sehr schnell geritten werden.
Der Rennpass oder fliegende Pass ist die fünfte Gangart. Dieser Gang wird normalerweise sehr schnell geritten und sogar für Rennen auf kurze Distanz genutzt, üblicherweise 100 bis 200 Meter.
Weltmeister kommt
Weil die Titelkämpfe als offene internationale Meisterschaft ausgetragen werden, haben auch zahlreiche internationale Größen des Reitsports gemeldet, darunter der amtierende Weltmeister Markus Albrecht aus der Schweiz. Ein Star in der Islandpferde-Reitszene ist auch Irene Reber, die Ehefrau des Hofbesitzers. Sie mischt seit vielen Jahren in dieser Sportart ganz vorne mit und will ihre Titel in der “schweren Dressurkür” sowie in der Viergangkombination verteidigen. Die erfahrene Reiterin startet mit sechs Pferden, darunter mit dem 19 Jahre alten Wallach Þokki frá Efstu-Grund, mit dem sie Vizeweltmeisterin in der Viergangprüfung und Deutsche Meisterin im Töltpreis ist.
Dafür, dass alle Gangartenwettbewerbe korrekt be- und gewertet werden, sorgen neun Wertungsrichter – fünf aus Deutschland und vier aus Österreich.
200 Pferde auf dem Hof
Circa 200 Islandpferde, davon sind etwa die Hälfte untergestellt, haben ihr Zuhause auf dem Lipperthof. Uli Reber ist auch Züchter und freut sich jedes Jahr über zehn bis zwölf Fohlen, von denen bislang schon drei bei Weltmeisterschaften an den Start gingen. “Wir sind stolz darauf, was wir zusammen mit unseren vielen Mitstreitern in den fünf Jahrzehnten auf dem Lipperthof aufgebaut haben. Stets mit dem Islandpferd als treuem Begleiter, den wir nicht nur damals lieb gewonnen haben, sondern dessen Faszination und Inspiration auch heute noch jeden Tag unvergleichlich, schön und lebenswert sein lässt”, schreiben Irene und Uli Reber in ihrem Grußwort in der Festschrift zum Doppelevent.
Weil die Lipperthofbesitzer ihr Jubiläum neben der Reiterschar gerne auch mit den Einheimischen feiern würden, laden sie alle Wurzer und Wurzerinnen am Freitag, 9. September, 20 Uhr, ins Festzelt neben der Ovalbahn zum Sektempfang mit anschließender Disco und DJ Ediz ein. Am Samstag ab 19.30 Uhr steigt dort ein Büfettabend mit Musik von DJ Emi. Bereits um 14 Uhr am Samstag ist die Eröffnungsfeier mit dem Aufmarsch der Reiter und Pferde.
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