Zahnärzte und Kommunalpolitiker beraten über Auswege aus dem Praxissterben

Speinshart. Im Kloster Speinshart suchten Zahnärzte und Kommunalpolitiker nach Lösungen gegen das Praxissterben im ländlichen Raum. Sie diskutierten über Bürokratieabbau, Fachkräftemangel und die Schaffung attraktiverer Bedingungen für Zahnärzte auf dem Land. Verschiedene Lösungsansätze, wie die Gründung von Medizinischen Versorgungszentren oder Filialpraxen, wurden vorgestellt, um die zahnmedizinische Versorgungslücke bis 2028 zu schließen.

Zahnärzte und Kommunalpolitiker beraten über Auswege aus dem Praxissterben. Foto: Clemens Fütterer
Zahnärzte und Kommunalpolitiker beraten über Auswege aus dem Praxissterben. Foto: Clemens Fütterer
Zahnärzte und Kommunalpolitiker beraten über Auswege aus dem Praxissterben. Foto: Clemens Fütterer
Zahnärzte und Kommunalpolitiker beraten über Auswege aus dem Praxissterben. Foto: Clemens Fütterer
Zahnärzte und Kommunalpolitiker beraten über Auswege aus dem Praxissterben. Foto: Clemens Fütterer
Zahnärzte und Kommunalpolitiker beraten über Auswege aus dem Praxissterben. Foto: Clemens Fütterer
Foto: Clemens Fütterer
Foto: Clemens Fütterer
Foto: Clemens Fütterer

Zahnärzte und Kommunalpolitiker beraten über Auswege aus dem Praxissterben. Wie können Kommunalpolitik und Zahnärzte gemeinsam das Praxissterben im ländlichen Raum aufhalten? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Vorstand der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK) bei seiner Klausurtagung am vergangenen Wochenende im Kloster Speinshart.

Bürgermeister und Landräte aus der Region kamen zum Gespräch in das barocke Ambiente. Einig waren sich Zahnärzte und Politiker, dass es an der Zeit ist, die Akteure zu vernetzen, um die Niederlassung für Zahnärzte auf dem Land attraktiver zu gestalten.

Versorgungslücken drohen

BLZK-Präsident Dr. Dr. Frank Wohl belegte einleitend anhand von Kartenmaterial drohende zahnmedizinische Versorgungslücken bis 2028, besonders im ländlichen Raum. Gründe sieht er in der erdrückenden Bürokratielast, dem Fachkräftemangel und der Honorierung mit dem seit 35 Jahren stagnierenden GOZ-Punktwert. Gleichzeitig blute der Aufkaup von Praxen durch Finanzinvestoren den ländlichen Raum aus, da die Investitionen fast ausschließlich in die Städte fließen.

Neue Initiativen vor Ort

Bürgermeister Martin Birner aus Neunburg vorm Wald stellte klar: „Wenn die Versorgung wegfällt, geht der Bürger zum Bürgermeister. Der ist eigentlich nicht zuständig, aber zu Recht wollen die Bürger Lösungen. Deshalb kümmere ich mich jetzt selbst darum.“ So gründete die Kommune Neunburg vorm Wald das Gesundheitszentrum Ostoberpfalz. Für einen Bürgermeister ist die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums ein Wagnis: „In keinem anderen Bereich erbringe ich erst eine Leistung und erfahre ein halbes Jahr später, was ich bekomme“, erklärte Birner.

Unterschiedliche Lösungsansätze

Zwar waren sich alle Kommunalpolitiker in der Runde einig, dass die Überalterung auch im zahnärztlichen Bereich klar ersichtlich ist und die Kommunen vor Probleme stellt; ihre Lösungsansätze waren jedoch sehr unterschiedlich: Bürgermeisterin Margit Bayer sieht ihre Gemeinde Waldershof in der nördlichen Oberpfalz mit zwei Zahnärzten zwar noch ganz gut aufgestellt, aber aufgrund der Altersstruktur bestehe auch in Waldershof langfristig Handlungsbedarf. Einen Ansatz sieht sie darin, dass auf Landkreisebene Netzwerke mit Filialpraxen in kleineren Gemeinden entstehen könnten.

Die Rolle der Landes- und Bundespolitik

Die beiden Landräte am Runden Tisch sehen die Landes- und Bundespolitik am Hebel. „Wir lassen uns mehr und mehr Aufgaben aufdrücken, die nicht in unserer Zuständigkeit liegen und für die wir auch nicht die Kompetenz mitbringen“, wandte Andreas Meier ein. Der Landrat aus Neustadt an der Waldnaab kritisierte: „Wir werden in Berlin nicht mehr gehört.“ Seine Erwartungen an die Bundespolitik und die Selbstverwaltung sind Bürokratieabbau und mehr Anreize für die Niederlassung. Als solche sieht Meier auch Teilzeitmodelle, Vertretungsregelungen und Modelle für die Rückkehr in den Beruf.

Meiers Kollege aus Tirschenreuth, Landrat Roland Grillmeier, bekräftigte: „Wenn die Kommunen MVZ gründen und Ärzte anstellen müssen, läuft etwas schief.“ Er forderte bessere Bedingungen für die Praxen: „Zahnärzte sagen mir regelmäßig, dass es immer schwieriger wird, aufgrund Bürokratie, Bedingungen und fehlenden Fachkräften und Nachfolgern Praxen zu erhalten.“

Netzwerkbildung und politische Unterstützung

Dr. Dr. Wohl fasste das Gespräch zusammen: „Lassen Sie uns unser Networking fortsetzen und auf eine breitere Basis setzen. Suchen wir den Schulterschluss und machen wir der Bundespolitik Beine!“

Im Anschluss an die Diskussion konnten die aus ganz Bayern angereisten Zahnärzte und die Verwaltungsspitzen der BLZK den Genius Loci – den Geist des Ortes – erleben: Die Klosterführung mit den beiden Vorsitzenden des Fördervereins Kloster Speinshart e.V., Landtagsvizepräsident Tobias Reiß aus dem Stimmkreis Tirschenreuth und Albert Nickl, stellvertretender Landrat aus Neustadt, endete in der Wieskapelle unter Deckenfresken zum Thema Tod und Auferstehung. „Das gibt Hoffnung, dass auch das aktuelle Praxissterben nicht unser Ende sein muss, sondern wir kraft aller Beteiligten neue Perspektiven für die zahnärztliche Versorgung im ländlichen Raum eröffnen werden“, so der Kammerpräsident.

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