Ziegler-Pleite: Erste Interessenten für Unternehmen – Fünf weitere Insolvenz-Anträge

Plößberg/Oberpfalz. Im Insolvenzverfahren über die Ziegler-Gruppe hat vorläufiger Insolvenzverwalter Volker Böhm für die Unternehmen der Ziegler Group die Suche nach Investoren eingeleitet. Am Mittwoch sind zudem fünf weitere Insolvenzanträge gestellt worden.

Insolvenzverwalter Volker Böhm. Foto: Schultze & Braun

Böhm nutzt dazu einen sogenannten „strukturierten Investorenprozess“. Dabei werden mögliche nationale und internationale Käufer identifiziert und gezielt angesprochen. Es folgt ein mehrstufiges Verfahren, in dem die besten Zukunftspartner für die betroffenen Gesellschaften ausgewählt werden. Es werden auch Kaufinteressenten berücksichtigt, die sich aus eigener Initiative melden.

Einige Interessenten für eine ganze Reihe von Ziegler-Gesellschaften

„Seit Beginn der vorläufigen Insolvenzverwaltung haben sich bereits einige Interessenten für eine ganze Reihe von Ziegler-Gesellschaften bei uns gemeldet“, berichtet Volker Böhm. Dies ist ein wichtiges Indiz, zeige es doch das grundsätzliche Interesse, das im Markt besteht. Böhms Ziel ist es, für möglichst viele der Ziegler-Gesellschaften Investorenlösungen zu entwickeln. Die Betriebe und möglichst viele der jeweiligen Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. Parallel zur Ansprache neuer Investoren werden die Gespräche mit bestehenden Interessenten fortgesetzt.

Das Insolvenzverfahren ermöglicht es potenziellen Investoren, Teile der Ziegler Gruppe „lastenfrei“, also ohne Übernahme von Verbindlichkeiten, zu übernehmen. Für die Begleitung des Investorenprozesses hat Böhm in Abstimmung mit den Gläubigern das renommierte internationale Beratungsunternehmen PWC als „M&A-Berater“ beauftragt. PWC hat bereits die Arbeit aufgenommen und wird kurzfristig mit der Marktansprache beginnen. Böhm ist überzeugt, dass „einige Unternehmen mit dem richtigen Investor gute Zukunftschancen haben“.

Entflechtung der Konzernstrukturen

Um den Einstieg für Investoren zu erleichtern, hat der vorläufige Insolvenzverwalter bereits damit begonnen, die komplexen Konzernstrukturen der Ziegler-Guppe zu entflechten. Dies geschieht parallel zur laufenden Prüfung der wirtschaftlichen Situation jedes einzelnen Gruppen-Unternehmens. „Ein Gesamtverkauf der Gruppe ist denkbar“, ergänzte Böhm. „Allerdings gibt es in der Gruppe eine Reihe verschiedener Geschäftsbereiche, bei denen wir davon ausgehen, dass sie für unterschiedliche Investoren von Interesse sind.“ Es sei durchaus möglich, dass deshalb mehrere Investoren zum Zuge kommen.

Böhm weiter: „Es kommt am Ende darauf an, dass wir für jedes Unternehmen das bestmögliche Ergebnis für Gläubiger, Arbeitgeber und Region erzielen. Bis zu einem möglichen Verkauf versuchen wir, die Geschäftsbetriebe möglichst uneingeschränkt aufrechtzuerhalten.“

Fünf weitere Insolvenz-Anträge, darunter Ziegler Logistik

Am heutigen Tag haben zudem fünf weitere Ziegler-Gesellschaften Insolvenzantrag gestellt. Dabei handelt es sich um die Logistiktöchter Ziegler Logistik GmbH (rund 300 Mitarbeiter) und Ziegler Global Logistics GmbH (etwa 15 Mitarbeiter) sowie die Hausbau-Konzerngesellschaft „Engelhardt + Geißbauer GmbH“ (80) und die dazugehörige nicht-operative E+G Besitzgesellschaft mbH. Außerdem hat die Ziegler- Kunststoffverpackungstochter ZG Distributionsgesellschaft mbH (5) Insolvenz angemeldet.

Böhm plant, diese operativen Gesellschaften im vorläufigen Verfahren fortzuführen und im weiteren Verlauf über Investorenlösungen zu sanieren. Für Engelhardt + Geißbauer GmbH gibt es bereits ernsthafte Interessenten. Die beiden Ziegler-Logistikunternehmen spielen eine Schlüsselrolle für die Fortführung des Sägewerks. Die heutigen Insolvenzanträge waren deshalb besonders wichtig, um diese Unternehmen zu stabilisieren, damit sie ihre Funktion innerhalb des Konzerns weiter wahrnehmen können.

20 von 40 Ziegler-Unternehmen in Insolvenz

Böhm hob die gute Zusammenarbeit mit dem Management der Ziegler-Gruppe und den einzelnen Gesellschaften hervor. „Besondere Anerkennung haben die Mitarbeiter bei Ziegler verdient, die trotz der belastenden Situation weiterhin ihr Bestes geben“, so Böhm. Bis jetzt haben 20 der mehr als 40 Ziegler- Unternehmen Insolvenzantrag gestellt. Aktuell leiden viele Unternehmen der Ziegler Group unter fehlendem Rohmaterial. Böhm geht davon aus, dass eine Reihe weiterer Unternehmen Insolvenzanträge stellen müssen. Die Prüfungen sind aber noch nicht abgeschlossen.

Die Ziegler Holding-Gesellschaft hatte am 20. November 2024 Insolvenz angemeldet. Die Gruppe hatte in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch Zukäufe einen offensiven Wachstumskurs eingeschlagen. Neben dem Kerngeschäft, der Holzbearbeitung und -verarbeitung für die Bauindustrie, ist die Ziegler- Gruppe mittlerweile u.a. in der Logistik, der Pelletproduktion, der Forstwirtschaft, im Haus- und Modulbau sowie in angrenzenden Gewerken wie der Haustechnik tätig. Allerdings wurde die Unternehmensgruppe inmitten ihrer Wachstumsphase durch den Nachfrageeinbruch im Bausektor infolge des Ukraine-Krieges und des Zinsanstiegs schwer getroffen. Nach eigenen Angaben beschäftigt die ZIEGLER GROUP rund 3.000 Mitarbeiter in drei Ländern (Deutschland, Schweden und Rumänien) und erwirtschaftete im Jahr 2023 bei schwachen Märkten einen Gruppenumsatz von rund 750 Millionen Euro.

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