Zoigl- und Radtourismus im Oberpfälzer Wald: Mehr Nachfrage als Quartiere
Neustadt/Tirschenreuth. Radeln und Wandern, Natur, Zoigl - das zieht Touristen in die Region. Was tun, wenn die Quartiere nicht reichen, wenn Gaststätten schließen? Feriengäste "müssen" nach Tschechien ausweichen.
Dies war Thema am Rande eines Pressetermins mit dem Bezirk Oberpfalz zum Zoigltag. „Wir haben in unserer Gemeinde mehr Anfragen als Beherbergungsbetriebe“, sagt zweiter Bürgermeister Thomas Kleber aus Eslarn, dessen Familie selbst eine Ferienwohnung anbietet. Sind in Eslarn alle Betten belegt, verweise man die Gäste ins Nachbarland.
In Železná, gleich hinter der Tillyschanze, hat ein neues Hotel eröffnet. „Das erfährt guten Zuspruch.“ Viel Radtouristen beziehen ihr Quartier neuerdings im „Resort Český les“ in der Tschechischen Republik. In fünf Kilometer sind es auf dem Radweg in den Ortskern von Eslarn und zum „Kommunbrauhaus Biererlebnis“.
Immer weniger Wirtshäuser mit Mittagstisch
Zweites Dilemma der früheren Tourismus-Hochburgen: Es gibt keine Gasthäuser mehr, die täglich „auskochen“. So schön es beim „Strehern“ ist – Zoigl ist nur an einem Wochenende im Monat. Zum gutbürgerlichen Mittagessen schicken die Eslarner ihre Gäste oft nach Moosbach weiter, das gastronomisch besser aufgestellt ist.
Diese Schwierigkeit kennt auch Sandra Henkens, Tourismusreferentin der Stadt Windischeschenbach. Immer wieder erreichen sie Anfragen von Feriengästen, wo man denn mittags einkehren könnte. Antwort: werktags nirgends. Der „Weiße Schwan“ in Windischeschenbach und „Zum Waldnaabtal“ in Neuhaus tischen „nur“ noch den Sonntagsbraten auf.
Sandra Henkens verweist inzwischen auf den Metzger und Bäcker Georg Forster, der sich zunehmend auf dieses Publikum einstellt. Froh ist sie auch über den etwas außerhalb gelegenen Campingplatz Schweinmühle, der in der Sommersaison (bis auf montags) mittags Gäste bewirtet. Auch die Radfahrer und Wanderer, die entlang der Fichtelnaab hier vorbei kommen, freuen sich über Schnitzel und Zander mit Zoigl vom Fass.
Windischeschenbach: Junge Leute setzen auf Tourismus
Auch aus Sicht von Sandra Henkens reisen Touristen aus diesen drei Gründen an: „Natur, Radeln/Wandern und Zoigl“. Zoigl bedeute dabei mehr als eine Biersorte, sagt Tourismusexpertin Sandra Henkens. „Es hat sich herumgesprochen, dass wir hier eine gelebte Wirtshauskultur haben.“ Beim Zoigl rückt man zusammen. Es gibt kein Recht auf einen eigenen Tisch. Man ist per Du. Und jeder ist gleich.
Die Übernachtungszahlen in der Stadt Windischeschenbach weisen nach oben. „Tourismus ist im plus.“ Auch wenn das frühere Hotel im Ortskern noch immer eine Baulücke ist, freut sich Sandra Henkens über diverse Neueröffnungen. In den letzten Jahren bauten junge Leute Altstadthäuser in Frühstückspensionen um, wie das „Stadtquartier“ und das „Studio Nummer Zwei“. Kürzlich ist das Haus Meiler mit einer nagelneuen Ferienwohnung dazugekommen.
Oberpfalz-Trend: Zahl der Betten bestimmt Entwicklung
Die Erfahrungen der örtlichen Verantwortlichen decken sich mit der Statistik. Der Tourismusverband Ostbayern veröffentlichte Anfang des Jahres die Zahlen für 2024. Demnach sind die Zahlen stark an das Bettenangebot gekoppelt. Die Zahl der Übernachtungen sank besonders in den Landkreisen Tirschenreuth (minus 8,2 Prozent Übernachtungen) und Neustadt/WN (minus 4,4 Prozent). Dies erkläre sich durch einen deutlichen Rückgang der Unterkunftsangebote. In Tirschenreuth gibt es 15 Prozent weniger Gästebetten als 2019.
Schade drum, meinte damals nicht nur Landrat Roland Grillmeier. Er appellierte an Unternehmer, in den Tourismus zu investieren. „Wir brauchen langsam auch ein Schutzprogramm für Wirtshäuser“, zitierte Onetz den Neualbenreuther Bürgermeister Klaus Meyer.
Tschechen werben: „Stille heilt“
„Restaurace geöffnet“ steht um 12 Uhr mittags auf dem Schild am Hotel in Železná, mitten unter der Woche, an einem Dienstag. Es gibt Hirschgulasch zu Pilsener Urquell. Irgendwo im nirgendwo, das Handynetz versagt stellenweise. „Stille heilt“, heißt es auf der Homepage. Die Tschechen werben mit dem Slogan: „Suchen Sie einen Zufluchtsort vor der Hektik der Stadt in einer touristenfreien Gegend?“
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