Zoll röntgt Lkw: Illegale Migranten zwischen Paletten
Waidhaus/Weiden. Die Justiz arbeitet die Schleusungen vom Jahresanfang ab. Parallel rollt aus Waidhaus schon der "Nachschub".
Mit einem Groß-Röntgengerät gelingt es dem Zoll in Wernberg immer wieder, Schleusungen aufzudecken. So auch am 7. Februar 2023, 18 Uhr. „Wir stehen draußen auf der A6“, beschreibt der Beamte (Kontrolleinheit Großröntgen-Technik) seine Arbeit. Tausende Fahrzeuge fahren vorbei, die Streife entscheidet sich für einen Truck aus Serbien. „Ein Bauchgefühl.“ Mit Haltezeichen wird der Lkw auf das Zollgelände nach Wernberg gelotst.
Dort wird der Auflieger geröntgt. Er fährt dazu durch eine Art Torbogen. Die Bilder zeigen menschliche Umrisse inmitten der Paletten. An diesem Dienstag sind es vier Türken und ein Marokkaner, die ohne die erforderlichen Papiere eingereist sind. Zugestiegen sind die Männer zwölf Stunden zuvor in Ungarn. Es ist Winter, sie frieren, ansonsten „waren sie ganz gut beinander“. Und der Schleuser? Der gelernte Metzger (42) aus Serbien will nicht gewusst haben, was sich da in der Fracht versteckt hatte.
Inder filmt den Schleuserfahrer
Das nimmt ihm das Schöffengericht am Amtsgericht Weiden nicht ab. Die Bundespolizei Waidhaus konnte seinem Handy eine weitere Schleusung über die A17 nach Sachsen zuordnen. Im Juli 2022 hatte er sieben Inder ins Land gebracht. Einer der indischen Passagiere filmte den Ausstieg. Darauf ist der Serbe zu erkennen. „On top“ kommen Erkenntnisse der serbischen Polizei, die den 42-Jährigen 2022 mit Syrern auf der Ladefläche erwischt hatte.
Aus Sicht der Staatsanwaltschaft sind mindestens vier Fahrten bewiesen. Staatsanwalt Wolfgang Voit: „Wir haben hier keinen, der in was hineingeraten ist. Sondern jemanden, der über lange Zeit Personen geschleust hat. Das sind objektive Fakten.“
Acht Monate von Frau und Baby getrennt
Davon geht am Ende auch das Gericht aus. Der 42-Jährige wird zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Er sitzt seit acht Monaten in Untersuchungshaft und konnte nach eigenem Bekunden nicht einmal mit seiner Frau telefonieren. Die wurde im Mai Mutter, den Sohn hat der dreifache Vater noch nie gesehen. Entsprechend tränenreich fällt seine Aussage aus.
Richter Hubert Windisch kreidet ihm den lebensgefährdenden Transport an: „Das war menschliches Material.“ Positiv bewertet wird, dass der Angeklagte sozial eingeordnet lebt und teilweise geständig ist. Durchaus glaubwürdig sei auch, dass er von seinem Auftraggeber wegen Schulden unter Druck gesetzt worden war. Und, wie Anwältin Martina Fuchs-Andonie sagt: Er ist „nicht der hochintelligenteste Beteiligte“ und als Fahrer unten in der Hierarchie anzusiedeln.
Wieder neue Schleuser in Haft
Der Schleuser konnte die JVA Weiden noch am Mittwoch verlassen. Dort füllen sich die Zellen mit neuen Fahrern. Am Samstag stoppte die Bundespolizei Waidhaus einen ebenfalls serbischen Schleuser. Er hatte eine irakische Familie und einen Türken ohne die erforderlichen Papiere ins Land gebracht. Der 25-Jährige wurde dem Haftrichter vorgeführt und befindet sich jetzt in Untersuchungshaft.
Mehr Infos über die Röntgenanlage des Zolls:
Eine Reportage mit Video über den „Kampf gegen Schmuggler: Das Röntgenauge schaut immer mit“ [Video]“
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