„Zum Wohlsein“ – Neue Ausstellung zum Bier im Stadtmuseum Schwandorf
Schwandorf. Letzte Woche fand im Stadtmuseum die Eröffnung der Ausstellung „Zum Wohlsein“ zum Thema Brauerei- und Wirtshausgeschichten statt. Das Interesse war so groß, dass nach kurzer Zeit das Bier aus war.

Doch Logistikleiter der Schlossbrauerei Naabeck Stephan Mändl konnte für Nachschub sorgen. Bürgermeister Andreas Wopperer begrüßte zur Eröffnung auch die Stellvertretende Landrätin Birgit Höcherl, eine Abordnung der Brauerei Naabeck, die Exponategeber Michael Hötzl aus Fronberg und Thomas Rinner aus Schwandorf sowie Heimatforscher Ludwig Weingärtner.
„Gehen Sie ins Wirtshaus“
Brauereien und Wirtshäuser hätten in Schwandorf eine lange Tradition, so zeuge heute noch die Brauhausstraße von einer langen Braugeschichte davon. Die seien jedoch weniger geworden, dank der Eingemeindung sind noch zwei Brauereien geblieben, das Traditionswirtshaus „Spund“ habe leider vor drei Jahren geschlossen.
Brauereien seien ebenso ein Stück Heimatidentität, auf das man stolz sein könne. Zudem hätten Wirtshäuser, nach den Worten Wopperers, nicht nur die Funktion des Genusses, sondern auch eine soziale Funktion und seien Orte der Geschichten, Nachrichtenbörse oder Gerüchteküche. Hier würden mehr Probleme gelöst als an so manchen Ratstischen, deshalb appellierte Wopperer an die Gäste: „Halten Sie das, was wir noch haben, seien es die Brauereien oder Wirtshäuser, in Ehren. Gehen Sie ins Wirtshaus“. Zudem dankte er allen, die diese Ausstellung ermöglicht haben.
Museumsleiterin Eva-Maria Keil dankte ebenso den Sammlern, die es ermöglicht haben, diese spannende Seite der Schwandorfer Stadtgeschichte zu zeigen. Ihr Dank galt darüber hinaus der Schlossbrauerei Naabeck, Jürgen Schnellinger aus Irrenlohe, dem Stadtarchiv, Heimatforscher Ludwig Weingärtner, der viele Detailinformationen beisteuerte und in die Ausstellung einführte, allen Helfern und den Schnarndorfer Musikanten, die für die passende Musik sorgten.
Biblische Wurzeln
Ludwig Weingärtner begann seine Ausführungen etwas widersprüchlich, nämlich mit Wein. Denn dieser habe in Schwandorf eine längere Tradition als Bier. Doch im 16. Jahrhundert kam der Weinanbau aufgrund von Klimaveränderungen ins Wanken und der Dreißigjährige Krieg gab ihm dann den Rest.
Schon zu biblischen Zeiten sei Bier gebraut worden und das Braurecht war seit des Hochmittelalters Monopol des Adels und der Städte. Als 1299 Herzog Rudolf Schwandorf die Stadtrechte verlieh, war auch damit das Braurecht für die Bürger verbunden. Ein kleines Brauhaus an der Naab reichte damals aus, um den Bedarf zu decken, so Weingärtner.
Der Siegeszug des Bieres
Als die Hefe nach Europa kam, konnte untergäriges Bier gebraut werden. Nun war es möglich neben dem obergärigen Sommerbier auch ein Winterbier herzustellen, mit der Folge, dass der Bierkonsum stieg und das Brauhaus zu klein wurde. Zum Glück gab es einen Salzstadel, der zum Trocknen der Hopfendolden geeignet war und der erste Hopfengarten war bei der heutigen Feuerwache.
1163 wurde in Schwandorf auch mit dem Brauen von Weizen begonnen und 1761 errichteten die Patres der Kapuziner vom Kreuzberg im Klostergarten eine eigene Brauerei und auch 80 Kommunbrauer gab es einst. 1858 gründete Josef Schmidt eine Privatbrauerei und Josef Hubmann versorgte dann ab 1865 die Bürger mit seinem Bier.
Durch den Ersten Weltkrieg lichteten sich die Brauhäuser und nur fünf blieben übrig, fuhr Weingärtner fort. Auch Weingärtners Großvater kochte 1921 einen Sud. Nur die Taverne „Die goldene Gans“ aus jener Zeit blieb übrig. Heute bedient hier die Familie Stojic die Gäste im Schmidt-Bräu.
Der letzte Kommunbrauer der dieser Epoche zuzurechnen sei, ist das Gasthaus Baier. All die anderen bieten heute Kaffee und Kuchen, Eis oder griechische und italienische Spezialitäten an. Der letzte traditionelle Schankwirt „Zum Riecher“ (Spund) habe vor drei Jahren leider geschlossen. Und die letzte verbliebene Hofmarksbrauerei sei die Schlossbrauerei Naabeck der Familie Rasel, betonte der Redner.
Mit einem „zum Wohlsein“ stieß Weingärtner abschließend auf einen guten Verlauf der Ausstellung an. In der Ausstellung werden bis 6. Oktober Bierkrüge, Flaschen, Emailleschilder, alte Brauwerkzeuge und jede Menge Bilder gezeigt, die einen Blick in die Schwandorf Bier- und Braugeschichte freigeben, um somit eine schöne alte Tradition mit Genuss in Erinnerung behalten zu können.
Stadtmuseum Schwandorf
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