Zwei Wahrnehmungen – geöffnet für viele

Pressath. Die Kunstausstellung des Pressather Künstlerehepaares Langhammer erregte überregional großes Interesse.

Das deutsche Wort Ausstellung wird den „Zwei Wahrnehmungen“ in der Pressather Vest’n nicht gerecht. Eine Exposition, Hervorhebung im wörtlichen Sinne, von überregionalem Rang war diese Kunst-Präsentation. Die mehrfach, regional wie international, ausgezeichneten Pressather Kunstschaffenden Ruthild und Helmut Langhammer haben in ihrer Werkschau „Zwei Wahrnehmungen“ eine Replik auf ihre bildenden Werke eines reichhaltigen und erfolgreichen Künstlerlebens gezeigt. 

Ruthild Langhammer,
Helmut Langhammer, Holzweg 2, Holz vom Mammutbaum, Gatterblätter, 2011. Foto: Heiner Brückner
Helmut Langhammer,
Ruthild Langhammer,
Helmut Langhammer,

Richard Waldmann und die Betreuer der Ausstellung vom Kulturkreis Pressath konnten in der von Joachim Sertl initiierten und der Stadt veranstalteten Kunst-Vorstellung bewundernde und erstaunte Resonanzen auch vieler auswärtiger Besucher für die meisterhaft gestaltete Präsentation der Gemälde und Plastiken, die der Malerin und dem Bildhauer unter anderem in den letzten zwanzig Jahren geschaffen haben, registrieren.

Dafür bot das denkmalgeschützte Gemäuer von 1875 Auf der Vest’n in Pressath ein hervorragendes Ambiente. Diesen Eindruck erzeugten vor allem auch die kompakte Aufstellung der Skulpturen und die Aufhängung der großflächigen Gemälde. 

Eine Auszeit für die Augen

Wie Dr. Maria Baumann, Diözesankonservatorin und Leiterin der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg, in ihrer Laudatio bei der Vernissage würdigte, widerspiegele die Ausstellung viel mehr Blicke als zwei mitten aus der Haidenaabstadt hinaus auf die Welt-Ereignisse und das Zeit-Geschehen.

Im perfekten Zusammenleben und -wirken böten die „leisen Bilder und starken Skulpturen“ dem Betrachter eine „Auszeit mit den Augen“ und völlige Freiheit in seinem Denken. Nicht zu vergessen die sinnliche Be-Greifbarkeit durch Betasten der Skulpturen.

Die “zwei Wahrnehmungen” bedurften im Grundsatz keiner vorgegebenen Interpretation, denn in der  Schlichtheit der Titelgebung mit Materialangaben hatte der Betrachter genügend Informationen, um seine eigene, dritte Wahrnehmung zu entdecken. Die Hintersinnigkeit, bisweilen humorvoll, gelegentlich kritisch, aber immer tiefgründig mit dem Respekt vor dem Geschaffenen in der Natur und ihrer autarken Kraft und ebenso vor dem Gestalteten durch menschliche Hand verleiht den Ausstellungsstücken in „Zwei Wahrnehmungen“ eine Würde, die ihrer Güte entspricht.

Perspektivenwechsel beim Wechseln der Blickrichtung

Ein Perspektivenwechsel ergab sich willkürlich beim wortwörtlichen Wechseln der Blickperspektive: aus der Hocke, von unten von oben … Denn in jeder seiner in Pressath gezeigten Arbeiten reagierte Helmut Langhammer dezent, aber kraftvoll und mitfühlend deutlich bezüglich dessen, was Macht und Menschen mit ihresgleichen machen.

Sozialkritisch wirkte das „Denkmal der Toleranz“, bei dem Nägel in einer Stahlplatte verbogen stecken geblieben sind. Gewaltig wirkt der Mächtige, aber auch die Ironie, denn „Für einen Hammer sieht die ganze Welt wie ein Nagel aus“. Dieser Satz ist in die Platte gestanzt. 

Entsprechend sensibel setzt die Malerin Ruthild Langhammer inspirierende Farben flächig und mit einleuchtender Farbenstärke ein, etwa im Tempera-Gemälde „danach – 2011“. Die Erinnerung an das Flammenmeer am 9. September 2001 in New York leuchtete von selbst auf und brannte sich eindrücklich ein.

Realität im Hintergrund

Ihre Inhalte liegen hinter beziehungsweise unter den strahlkräftigen Farbschichten, die sie mit schwebender Leichtigkeit – ob in Öl, Tempera oder Aquarell – lasiert.

Die Realität scheint durch vom Horizont aus dem Hintergrund. In starkem Pinselstrich vermengen sich die Elemente des Alls zu ihrem ganz eigenen Kosmos voller Ahnungen, die den Betrachter zum Mit-Staunen ansteckten. Manch einer interessierte sich für eines der bereits verkauften Bilder.

Schlussendlich wurde der Spaziergang durch die Ausstellung „Zwei Wahrnehmungen“ in der Pressather Vest’n für alle interessierten kunstsinnigen Besucher auch zu einer Begegnung mit dem Schaffen eines hochmotivierten und meisterhaft agierenden Künstlerehepaares, das seine Menschennähe nie aufgegeben hat, weil es sich nicht vom Mainstream mitreißen zu lassen gedenkt.

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