Bewegender Abschiedsgottesdienst von der Johannes-Kirche

Kirchenthumbach. Die Entwidmung der evangelischen Johanneskirche war für viele ein schmerzlicher Moment. Doch Regionalbischof Stiegler fand tröstende Worte.

Alles hat seine Zeit, so Regionalbischof Klaus Stiegler bei der Entwidmung der Johannes-Kirche. Gottesdienst gefeiert wurde im Zelt neben der Kirche zusammen mit Pfarrerin Anne Utz, Dekan Guba und Pfarrer Thomas Berthold. Bild: Petra Lettner

Seit vergangenem Sonntag hat die evangelische Kirchengemeinde Eschenbach-Kirchenthumbach nur noch ein Gotteshaus in Eschenbach. “Aus finanziellen Gründen haben wir uns schweren Herzens dazu entschlossen, die Johanneskirche abzugeben”, begründete Pfarrerin Anne Utz diesen Schritt.

Sanierungsarbeiten zu teuer

Risse im Glockenturm, Feuchtigkeit und Schimmel in den Kirchenwänden, eine kaputte Elektrik, Absenkungen auf dem Vorplatz und die Eingangstreppe eine Stolperfalle. Laut Kirchenvorstand hätten sich die Sanierungskosten zwischen 10.000 und 100.000 Euro bewegt. “Zu viel für die kleine Kirchengemeinde mit 200 Mitgliedern”, so die Pfarrerin.

Rettungsversuche fehlgeschlagen

Weil es sich nur um eine Filialkirche der Kirchengemeinde handelt, habe man auch nicht mehr mit Zuschüssen der bayerischen Landeskirche rechnen können. Seit 2019 hat man versucht, die Kirche zu retten. Eine engagierte Projektgruppe, die eine Zukunftswerkstatt organisierte, sich um Entscheidungsgrundlagen bemühte, auf Firmen zugegangen ist, sowie viele kreative Ideen entwickelt hatte – aber alles hat nichts genützt.

Gedrückte Stimmung beim Gottesdienst

Aufgrund der baulichen Problematik ist der Gottesdienst in einem Zelt vor der Kirche abgehalten worden. Die Stimmung beim Gottesdienst zur Entwidmung der Johannes-Kirche, den Regionalbischof Klaus Stiegler, Dekan Thomas Guba, Pfarrer Thomas Berthold sowie Pfarrerin Anne Utz hielten, war gedrückt. Natürlich gibt es hier Menschen, die sich mit dieser Kirche sehr verbunden fühlen und für die es schwer ist, sich nun von diesem Gebäude zu verabschieden.

Ein Ort voller Erinnerungen

Diese Menschen verbinden Erinnerungen mit diesem Ort. Sie haben Gottesdienste gefeiert. Sie sind hier getauft, konfirmiert, kirchlich getraut worden. Sie haben gebetet. Sie haben geklagt. Sie haben Trost gefunden und Hoffnung geschöpft. Sie haben miteinander gefeiert, gesungen und gelacht. Im Angesicht Gottes. Musikalisch umrahmt hat der Gottesdienst der Chor New Voices mit Walter Thurn.

“Ein schmerzlicher Einschnitt”

Regionalbischof Stiegler sagte in seiner Predigt: “Für viele, denen ihre Kirche am Herzen liegt, ist das ein schmerzlicher Einschnitt. Wir lassen etwas zurück und fangen neu an! Der wahre Schatz der Kirche sei das Evangelium.” Er dankte dem Kirchenvorstand für seine schwere, aber zukunftsweisende Entscheidung. Im Anschluss folgte eine besondere Abschiedszeremonie, die für alle Teilnehmenden sehr bewegend war.

Neuanfang statt Trauer

“Im Jahr 1966 wurde diese Kirche eingeweiht. Nun nehmen wir Abschied von der Osterkerze und dem Taufgeschirr. Bleibe bei uns, Gott, mit deiner Gnade. Das Kreuz ist das Zeichen für Christus und mit diesem Abendmahlgeschirr haben wir an diesem Tisch Abendmahl gefeiert. Begleite uns auf unserm Weg. Von jetzt an ist diese Kirche nicht mehr dem Gottesdienst gewidmet. Sie wird andere Funktionen erfüllen. Gott segne alle, die künftig hier ein und aus gehen”, so der Regionalbischof.

Nach einem gemeinsamen Vater unser und dem Schlusssegen bedankte sich die Pfarrerin für diesen bewegenden Gottesdienst und lud zu einem kleinen Umtrunk mit Gesprächen über 56 Jahre Johanneskirche ein.

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