BitCoin über 100.000 $ – Wie weit kann es steigen?

Nordboberpfalz, Während China in den letzten Monaten große Bestände an Gold für die Währungsreserven gekauft hat, findet in den USA Bitcoin enormen Zuspruch. Milliardenbeträge fließen in das „digitale Gold“, der wiedergewählte Präsident Trump hat sogar eine Bitcoin-Währungsreserve angedacht. Wieso kostet die digitale Währung derzeit so viel und welche Gründe sprechen für weiter anziehende Preise? Ein Gespräch von Youtuber Niko Jilch mit Markus Haid bringt neue Erkenntnisse.

Symbolbild: Pixabay

Übergeordnetes Bild: Schuldenzyklus und Bretton Woods

Seit 2010 ist die Geldmenge im Euroraum um 70% gestiegen, seit der Jahrtausendwende
hat sie sich laut boerse.de verdreifacht. Die Geldmenge M2 in den USA hat sich seit Ende
der Dollar-Gold-Bindung 1973, als man Dollar in feste Mengen Gold eintauschen konnte,
mehr als verzwanzigfacht. Das Ende des nach dem 2. Weltkrieg eingeführten BrettonWoods-Systems der westlichen Währungen gilt als Startschuss für den Schuldenzyklus. Seitdem kann Geld unlimitiert begeben werden, vorher gab es definierte Relationen zwischen Gold und Dollar. Da Gold begrenzt ist, war auch die Dollarmenge limitiert.

Während jedoch zu Beginn je neu geschaffener Währung und neu ausgegebenem Kredit
das Wirtschaftswachstum relativ groß war, hat sich dieser Effekt insbesondere in den
letzten Jahren verflüchtigt. Jeder neue Dollar Kredit bringt deutlich geringere Effekte an
Wirtschaftswachstum. Ebenso lassen sich die Zeiträume nach dem Ende der Goldbindung
einstufen: Eine wilde Phase mit hoher Inflation in den 70ern und ein massives Wachstum
bis zur Jahrtausendwende. Seit der Finanzkrise, als Notenbanken begonnen haben
Staatsanleihen zu kaufen, ergibt sich eine nochmalige Verschärfung.

SWIFT, Geopolitik und die Folgen

Eine Zeitenwende haben für Markus Haid in diesem Zusammenhang auch der SWIFT
Ausschluss von Iran 2018 und Russland im Zuge der Sanktionen bedeutet. Seitdem wird
von Staaten die Devisenreserve und die damit verbunden Risiken neu gedacht. Statt
Dollarabhängigkeit werden Goldbestände erworben. Vor allem die aufstrebenden Staaten
sind hier tätig. China baut US-Dollar Anlagen ab und erwirbt Gold. Wobei der Transport
und die Lagerung durchaus herausfordernd ist.

Und dennoch: Die Nachfrage nach Alternativen zum Dollar steigt. Und neben Gold kommt
hier digitales Gold ins Spiel, der Bitcoin. Für Haid ist er nicht nur Währung, sondern auch
Rohstoff und Energie. So ist die Zahl der weltweit verfügbaren Bitcoin stark limitiert. 21
Millionen können insgesamt geschaffen werden. Ähnlich wie Gold trifft eine unlimitierte
Geldmenge auf begrenzte Ressourcen.

Worauf man achten sollte

Langfristig sind daher sowohl Jilch als auch Haid positiv für die digital Währung
eingestellt. Das Sentiment, als die Stimmung ist extrem positiv und hat mit Trump
nochmals einen Push erhalten. In solchen Phasen können auch irrationale Grundlagen
länger andauern und die Preise weiter steigen. Für Haid sind solche Phasen ein
Warnhinweis, egal ob bei Aktien, Anleihen, Gold oder Bitcoin. Wenn nur Optimismus und
Euphorie vorherrscht kann es auch schnell in die andere Richtung gehen.

Als Beispiel bringt er hier den Gold Bullenmarkt bis 2011. Alles sprach für Gold und als die
Währungskrise rund um Griechenland und Zypern am Höhepunkt war, begann Gold zu
konsolidieren und für viele Jahre abzutauchen. Ein Aspekt, der auch bei anderen
Anlageformen wie Aktien, aber auch Bitcoin in unterschiedlichen Zeiträumen zu beachten
war.

Warnung MicroStrategy

Ebenso ist der Hintergrund rund um MicroStrategy Aktien kritisch zu sehen. Das
Unternehmen war eines der ersten die Bitcoin erworben haben und es immer noch tut.
Anders als früher wird jedoch aktuell auf Kredit und durch die Ausgabe neuer Aktien in
Bitcoin investiert. Das ursprüngliche Softwaregeschäft ist inzwischen eine
Randerscheinung. Da es in Europa für viele Fonds nicht die Möglichkeit gibt, Bitcoin bzw.
Bitcoin-ETF zu erwerben, wird die Microstrategy-Aktien als Notlösung gekauft.

Bei einem Unternehmenswert von 75 Mrd. $ hält das Unternehmen jedoch „nur“ Bitcoin
im Wert von 35 Mrd. $. Hinzu kommen zuletzt massiv überhebliche Aussagen des
Managements. Haid hat die Aktie zuletzt deutlich und wieder auf das ursprüngliche
Niveau reduziert. Ein Rat, den er auch bezüglich des Bitcoins teilt. Man darf schließlich
das Risiko bzw. die Volatilität nicht vergessen. Während Bitcoin vor dem jüngsten Anstieg
eine 9% Korrektur hingelegt hat, hat Microstrateggy über 30% verloren.

Welcher Anteil empfehlenswert ist

Anleger brauchen dennoch starke Nerven: Historisch betrugen die Korrekturen durchaus
80%, Tagesschwankungen von 10% sind keine Seltenheit. Man sollte in der aktuell
euphorischen Situation also nicht überheblich werden. Größere Käufe sind für Haid nach
Bodenbildungen sinnvoll, nicht in Fahnenstangenbewegungen. Zudem ist für ihn aufgrund
der Schwankungen die Kryptowährung nur ein Baustein. Ein Depotanteil in niedrigen
einstelligen Prozentbereich ist für ihn sinnvoll.

Im Bullenmarkt sollte man immer versuchen, die Schattenseiten zu finden und im
Bärenmarkt das Positive. Entsprechend nach Anstiegen die Position zurückgeschnitten
werden und nach Kursverlusten wieder aufgebaut werden. Warum Bitcoin mehr sind als
eine Spekulation, wieso man bei Bitcoin langfristig positiv und wie der Ausblick auf 2025
ist, erfahren Interessierte im einstündigen Interview.

Nicht alle Finanzexperten teilen im Übrigen den grenzenlosen Optimismus. Ob der Bitcoin
wirklich langfristig mit den hohen Schwankungen als eine Art Geld und Währungsreserve
taugt, wird sich zeigen. Auch in der Tulpenmanie war man überzeugt, Werte zu handeln.
In der Spitze der Spekulationsblase wurden je Tulpenzwiebel der Wert mehrerer Häuser
bezahlt. Es wird sich also zeigen, was passiert. Bis zum dreifachen Hauspreis hätte der
Bitcoinkurs jedenfalls noch etwas Luft.

So wird Saylor zur Gefahr für Bitcoin – Fondsmanager Markus Haid

* Diese Felder sind erforderlich.

1 Kommentare

Meiler - 12.12.2024

Sehr schöner Bericht. 👏