BücherECHO: Buchpreiskandidaten feat. Sommerfeeling
Nordoberpfalz. Eins mit spannendem Thema, eines mit drei interessanten zeitlichen Erzählebenen und eines, weil es so schön gelblich ist und außerdem eine Österreicherin als Autorin hat – unser Kollege hat natürlich nach Bekanntwerden der Longlist zum Deutschen Buchpreis sofort zugeschlagen. Drei der bisher von ihm gelesenen Werke kann er auch besonders als Urlaubsbuch empfehlen.

Anfang letzter Woche war ein besonderer Termin für alle Bücherwürmer, denn da wurde die Longlist für den diesjährigen Deutschen Buchpreis bekannt gegeben. Selbstverständlich habe ich mir sofort drei Werke herausgegriffen und (selbstverständlich persönlich im Buchladen) bestellt. Aus diesen fünf Büchern möchte ich drei vorstellen, die meiner Ansicht nach auch absolut tauglich für den Urlaubsendspurt sind. (Hinweis des Autors: kein Schreibfehler, sondern der Unbill des Bücherjunkies – drei auf dem Zettel, insgesamt fünf gekauft).
Es gab wieder Überraschendes und Erwartbares, einige der Dauerkandidaten fehlten, war die Jury nicht mutig genug oder ist die Longlist angenehm unaufgeregt? Über so eine Liste lässt sich selbstverständlich immer wunderbar streiten und man darf ganz pauschal doch feststellen – anscheinend gibt es jedes Jahr eine Unmenge neue, lesenswerte Bücher. Ist das nicht herrlich? Also einfach mal hineingegriffen in die Bücherkiste, und schon der erste hat gesessen, ein persönlicher Volltreffer:
Stefanie Sargnagel: Iowa
So schön gelb und auch noch etwas ganz Besonderes – schon der erste Griff in die Longlist war ein Volltreffer. Dieses Buch hat Pfiff, Drive und Schmäh. Von einer Österreicherin halt.
2022 tauscht Stefanie Sargnagel widerstrebend das bequeme Wiener Sofa gegen ein Flugticket in die USA ein. In Iowa soll sie an einem College mitten im Nirgendwo Creative Writing unterrichten. Mit von der Partie ist Musiklegende Christiane Rösinger, und gemeinsam machen die beiden sich auf, das Nichts zu erkunden. Sie finden übergewichtige freundliche Einheimische, traditionelle Geschlechterrollen, Riesensupermärkte, unglaubliche Würstchen und ein Glas voller eingelegter Truthahnmägen. (Quelle: Rowolth Verlag)
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Nora Bossong, Reichskanzlerplatz
Was ist Geschichte, was Fiktion und was von der Autorin fantasievoll ausgeschmückt? Nora Bossong zeichnet das Porträt der Frau, die Magda Goebbels wurde, und das ihres jungen Liebhabers. Zwei Menschen in der Maschinerie der historischen Ereignisse, unterschiedlich verstrickt, unterschiedlich schuldig geworden – einfach eine interessante Story, wunderbar flüssig zu lesen und damit lesbar am Strand, auf der Berghütte und im heimischen Garten.
Als Hans die junge und schöne Stiefmutter seines Schulfreunds Hellmut Quandt kennenlernt, ahnt er noch nicht, welche Rolle Magda in seinem Leben spielen wird, für ihn persönlich, aber auch Jahre später als fanatische Nationalsozialistin und Vorzeigemutter des Dritten Reichs.
Noch ist die Weimarer Republik im Aufbruch und Hans so heftig wie hoffnungslos in Hellmut verliebt. Doch nach einem Unglücksfall beginnen Hans und Magda eine Affäre, von der sie sich Trost und Vorteile versprechen: Sie will aus ihrer Ehe ausbrechen, er seine Homosexualität verbergen. Erst als Magda Joseph Goebbels kennenlernt und der NSDAP beitritt, kommt es zwischen Hans und ihr zum Bruch. (Quelle:Suhrkamp Verlag)
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Ulla Lenze: Das Wohlbefinden
Vom Kaiserreich bis in die Gegenwart porträtiert Ulla Lenze drei Frauenleben, die Befreiung und Aufstieg erfahren und sich doch nicht vor dem drohenden Bedeutungsverlust retten können. Auch dieses interessante Werk ist nicht zu ausschweifend und so perfekt geeignet als Urlaubsbuch.
Versteckt in den Kiefernwäldern vor den Toren Berlins liegen die Arbeiter-Lungenheilstätten Beelitz. Als sich die Fabrikarbeiterin Anna Brenner und die Schriftstellerin Johanna Schellmann hier im Jahr 1907 begegnen, hat das für beide Frauen existenzielle Folgen.
Anna gilt als hellsichtig, und obwohl die Avantgarde der Kaiserzeit begeistert mit dem Okkulten experimentiert, wird Annas wachsende Anhängerschaft für den Leiter der Heilstätten zum Problem. In Johanna legt die Begegnung eine tief verschüttete Spiritualität frei, und sie ahnt, dass Anna eine Schlüsselrolle in ihrem literarischen Schaffen spielen könnte. Nur: Anna lässt sich nicht vereinnahmen, von niemandem.
Sechzig Jahre später versucht Johanna Schellmann Worte für ihre Verstrickungen in der Vergangenheit zu finden, doch erst Vanessa, ihre Urenkelin, bringt Licht ins Dunkel – mitten in einem luxussanierten Beelitz, durch das noch die Geister der Vergangenheit wehen. (Quelle: Klett-Cotta Verlag)
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