Burgfestspiele Vilseck: „Drei Fragen an …“ Kundel alias Christina Götz

Vilseck. Sie ist die Prise Erotik in der Räuberpistole vom Troglauer. Christina Götz als Kundel muss in einer rauen Männerwelt mit den Waffen einer Frau bestehen. Mit Verführung und Cleverness. „Sie ist die Klügste von uns allen“, verteidigt sie Kollege Schwamma Sepp gegen die Intrigen des Nürnbergers.

Räuberin Kundel weiß sich zu behaupten. Bild: Jürgen Herda

Als die „Große Fränkische Diebes- und Räuberbande“ 1798 wurde zerschlagen wurde, verloren auch einige Frauen ihre Existenzgrundlage. Viele Bandenmitglieder wurden verhaftet, der Troglauer floh als Vogelfreier quer durch Bayern. „Die Bande hatte in ihrer Hochzeit an die Mitglieder, darunter auch viele Frauen“, erklärt Autor Bernhard Setzwein.

Wie später bei vielen 68ern hielt sich die Begeisterung der organisierten Kriminellen für die Emanzipation der weiblichen Gangmitglieder allerdings in engen Grenzen. Wenn man die Kundel so alleine unter den Gesetzlosen agieren sieht, wird einem schon etwas mulmig um die zierliche Christina Götz. Doch zumindest im Stück weiß sich die raffinierte Rebellin zu helfen.

Ob als Lockvogel für den Centrichter von Grafenstein oder als Animiermädl für den jungen Karl, der sich, von den Schlagworten der Französischen Revolution begeistert, von der Kundel anwerben lässt – obwohl er den Widerspruch zwischen Freiheitsparolen und Machtanspruch des Räuberhauptmanns erkennt.

Geheimnisvolle Räuberin Kundel. Bild: Jürgen Herda

Mütterliche Gefühle für Karl

Wen hast du jetzt eigentlich in deiner Rolle mehr angeschmachtet – den „richtigen Kerl“ Franz oder den zögerlichen Idealisten Karl?

Christina Götz: Ich denke, dass Franz und Karl für Kundel zwei völlig verschiedene Typen von Männern verkörpern: Den Franz findet sie ganz klar toll! Er ist charismatisch, ein Draufgänger und sie bewundert ihn. Dem jungen Karl gegenüber hat Kundel als erfahrene Räuberin wohl eher mütterliche Gefühle. Auch, wenn sie am Anfang mit seiner Neugier spielt!

Karten für die Burgfestspiele

Der Kartenvorverkauf für Donnerstag, 7. Juli; Freitag, 8. Juli; Samstag, 9. Juli und Final-Sonntag, 10. Juli läuft über www.okticket.de.

Bis 10. Juli kann im Turm der Burg Dagestein die vom Troglauer-Biographen Bernhard Weigl zusammengestellte Sonderausstellung besichtigt werden.

Ein besonderer Leckerbissen: die kulinarische Räuber-Führung am 9. Oktober mit der Stadtbühne „Lolamannen“ Vilseck e.V. – weitere Infos: www.vilsecktheater.de – Kontakt: Tourist-Info Vilseck, Marktplatz 13, Telefon (09662) 99 16, kulturamt@vilseck.de

Siehst du zwischen der Kundel als einzigen Frau in einer Räuberbande und dem real existierenden Haifischbecken von Unternehmen heute, wo in den Vorständen noch immer die Männer den Ton angeben, Parallelen?

Christina Götz: Jein… Einerseits ist sie natürlich die einzige Frau unter lauter Männern. Und natürlich musste sie da als Frau „ihren Mann stehen“, um akzeptiert und respektiert zu werden. Was ihr übrigens auch sehr gut gelungen ist. Der Unterschied zur modernen Karrierefrau ist allerdings der, dass es für Kundel dabei um viel, viel mehr geht, als nur um einen Job: Die Räuber sind ihre Familie, ihre Heimat. Sie teilen alle das gleiche Schicksal, sie sind gesellschaftlich geächtet. Kundel als Frau ganz besonders! Deswegen ist ihr Stand innerhalb der Räuberbande für sie sprichwörtlich überlebenswichtig.

„Jetzt spiel dich mal frei!“

Wie hilfreich fandest du die Tipps des Regisseurs bei der Darstellung deiner Figur?

Christina Götz: Ich liebe die professionelle Arbeit mit Till Rickelt! Er ist als Regisseur voll in seinem Element. Während der Proben hypnotisiert er einen regelrecht mit 1000 verschiedenen Inputs. Man probiert verschiedene Versionen bei der Charakterfindung der Figur aus. Und kurz vor der Premiere heißt es plötzlich: „Jetzt spiel dich mal frei!“

Solange dann der Kopf noch eingeschaltet ist, steht man da und denkt sich: „Okay, was will er jetzt eigentlich?“ Die Kunst beim „Freispielen“ besteht allerdings darin, den Kopf völlig auszuschalten und das Unterbewusstsein arbeiten zu lassen, das von Till im intensiven Probenprozess quasi programmiert wurde. Denn was man tatsächlich in sich trägt, das kann man nach außen auch überzeugend darstellen!

Christina Götz‘ Theaterlaufbahn

  • In der Grundschule 1. Auftritt in einem Krippenspiel als Engel
  • Danach festes Mitglied der Theatergruppe in der Schule
  • Von 2004 bis 2015 Mitglied beim „Theatergarten Nabburg“ (Verein aufgelöst)
  • 2016 Teil von „Theater Ensemble Amberg“ (existiert ebenfalls nicht mehr)
  • Seit 2017 bei „Landestheater Oberpfalz“ und bei „OVIGO-Theater“
  • Im Herbst 2022 bei der „Neuen Tirschenreuther Passion“ als „Herodias“ dabei.

Weiterbildung

  • Körperhaltung: 2005 bis 2010 Tanzunterricht an der Volkshochschule Amberg
  • Stimmbildung: 2010 bis 2020 klassischer Gesangsunterricht an der Städtischen Sing- und Musikschule Sulzbach-Rosenberg.

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