Diagnose Brustkrebs: Eine Parksteiner Ärztin gibt Rat
Parkstein/München. Diagnose Brustkrebs: ein Schock – und unzählige Fragen. Eine Parksteinerin, inzwischen Wahl-Münchnerin, hat ein Buch geschrieben, das betroffenen Frauen und Angehörigen Zuversicht gibt. Das Spezialgebiet von Dr. Vanessa Tessmann ist die Wiederherstellung der Brust nach der Therapie.
An wen richtet sich Ihr Buch? Welche Botschaft liegt Ihnen am Herzen?
Dr. Vanessa Tessmann: „Diagnose Brustkrebs“ richtet sich an Betroffene und deren Angehörige sowie alle, die mehr über die häufigste Krebserkrankung der Frau wissen wollen. Als Frau und Ärztin möchte ich Betroffenen einen Leitfaden an die Hand geben. Informierte Patientinnen können kompetent mitentscheiden und aktiv zu ihrer Genesung beitragen. Als Fachärztin für Plastische Chirurgie lege ich einen besonderen Fokus auf die Wiederherstellung der Brust. Hierzu sind kaum Informationen zugänglich. Für Betroffene spielt sie jedoch eine entscheidende Rolle für die Rückkehr in ihren Alltag. Dabei geht es nicht nur um die ästhetische Komponente, sondern auch um das eigene Körperbild und Selbstvertrauen.
Die Möglichkeiten der Wiederherstellung der Brust inklusive Brustwarze: Ich dachte nicht, dass die Ergebnisse so gut sind. Hat sich da in der Medizin so viel getan?
Tessmann: In der Tat können von erfahrenen plastischen Chirurgen heutzutage sehr ansehnliche Ergebnisse erzielt werden – auch durch verbesserte OP-Techniken und die Verwendung von Operationsmikroskopen. Erfahrene plastische Chirurgen sind Teil der Brustzentren, in denen alle Brustkrebs-Patientinnen behandelt werden sollten. Somit stehen Patientinnen alle Möglichkeiten der Wiederherstellung zur Verfügung und es kann individuell die beste Lösung gefunden werden. Dabei hängen die Ergebnisse maßgeblich vom Stadium der Brustkrebserkrankung und der durchgeführten Therapie ab. Betroffene sollten bereits bei Diagnosestellung wissen, dass und wie eine Wiederherstellung ihrer Brust möglich ist.
Brustkrebs ist kein Todesurteil mehr, heißt es oft. Aber es sterben doch noch immer Frauen daran. Warum sind die Heilungschancen so unterschiedlich? Und kann man die Sterberate beziffern?
Tessmann: Eine genaue Angabe der Prognose ist schwierig, da diese durch zahlreiche Faktoren beeinflusst wird, beispielsweise: Sind Lymphknoten betroffen? Wie groß ist der Tumor? Einen guten Anhaltspunkt bieten die Krebsregisterdaten, die durch das Robert Koch-Institut veröffentlicht werden. 2022 betrug die 5-Jahres-Überlebensrate demnach 88 Prozent, die 10-Jahres-Überlebensrate lag bei 83 Prozent. Bei örtlich begrenzten, also früh diagnostizierten, Brusttumoren lag die 5-Jahres-Überlebensrate im Jahr 2019 bei mehr als 95 Prozent.
Welche Rolle spielt die Vorsorge?
Tessmann: Eine entscheidende! Man kann es nicht oft genug wiederholen: Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die Brustkrebs-Vorsorge besteht aus verschiedenen Bausteinen: der monatlichen Brustselbstuntersuchung, der jährlichen, ärztlichen Vorsorge ab dem 30. Lebensjahr bestehend aus einer Tastuntersuchung und gegebenenfalls einer Ultraschalluntersuchung sowie dem Mammographie-Screening alle zwei Jahre ab dem 50. Lebensjahr. Bei familiärer Belastung kann die Vorsorge auch intensiviert bzw. durch weitere Untersuchungen ergänzt werden. Dank verbesserter Vorsorgeuntersuchungen und besonders seit Einführung des Mammographie-Screenings 2002 sind die Sterberaten deutlich gesunken.
Warum ist es aus Ihrer Sicht überhaupt wichtig, eine Brust wiederherzustellen. „Genügt“ es nicht, dass der Krebs besiegt ist?
Tessmann: Ob und mit welchem Aufwand eine Brust wiederhergestellt wird, kommt natürlich auf den individuellen Befund an. Prinzipiell ist die Wiederherstellung der Brust aus mehreren Gründen wichtig und sinnvoll. Viele Frauen empfinden ihre Brüste als Teil ihrer Weiblichkeit und Identität. Eine Wiederherstellung kann beitragen, das Körperbild wiederherzustellen und das Selbstwertgefühl zu stärken. Aber es geht auch um die Vorbeugung von Haltungsschäden: Das wichtigste Ziel der Brustwiederherstellung ist es, eine natürliche Brust nachzuahmen sowie eine gute Symmetrie zur Gegenseite zu erreichen.
Prof. Lukas Prantl macht Ihnen im Vorwort ein schönes Kompliment als Autor: Sie würden verständlich schreiben, ohne dass die wissenschaftliche Komplexität verloren geht. Warum können Sie das so gut?
Tessmann: Es ist mir ein großes Anliegen, Betroffene gut zu informieren und dafür ist es essenziell, dass die Thematik verständlich aufbereitet ist. Daher hat mich das Kompliment von Prof. Prantl ganz besonders gefreut.
Vielleicht könnten Sie noch kurz Ihre Vita schildern. Sie kommen ja aus der Oberpfalz.
Tessmann: Ich bin mit Blick auf den schönsten Basaltkegel Europas aufgewachsen und habe mein Abitur am Kepler-Gymnasium in Weiden abgelegt. Nach meinem Medizinstudium in München führte mich mein beruflicher Weg nach Regensburg. Hier habe ich meine Weiterbildung zur Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie am Caritas-Krankenhaus St. Josef/Universitätsklinikum absolviert. In dieser Zeit war ich täglich in die Behandlung von Brustkrebspatientinnen involviert. Dort habe ich besonders im Bereich der implantatbasierten Rekonstruktion der weiblichen Brust geforscht.
Sie waren viele Jahre in Kliniken tätig, jetzt leiten Sie eine private Praxis. Erst dachte ich: Was für ein Unterschied! Aber Ihr Ziel ist im Prinzip ja gleich geblieben: Frauen Lebensqualität zu geben. Kann man das so sagen? Ist beides „gleich wichtig“?
Tessmann: Die Liebe zu den Bergen hat meinen Mann und mich schließlich zurück nach München geführt, wo ich nun als Teilhaberin in einer Gemeinschaftspraxis in Gräfelfing tätig bin. Meine Schwerpunkte sind die ästhetische Gesichts- und Brustchirurgie, wobei ich großen Wert auf harmonische und vor allem natürlich wirkende Behandlungs- und Operationsergebnisse lege. Somit ist Ihre Vermutung absolut richtig: Wie in der Klinik, kann ich auch in meiner Praxistätigkeit die Lebensqualität meiner Patientinnen und Patienten entscheidend verbessern. Jeder sollte sich in seinen Körper rundum wohlfühlen.
„Diagnose Brustkrebs“, Dr. Vanessa Tessmann
„Diagnose Brustkrebs. Alles, was du jetzt wissen musst. Im Fokus: Die Wiederherstellung der Brust“, erschienen im Kosmos-Verlag, Paperback, 144 Seiten, 15 Euro. Auch als E-Book erhältlich.
Brustkrebs betrifft statistisch gesehen sehr viele Frauen im Laufe ihres Lebens, doch früh erkannt, bestehen mittlerweile gute Heilungschancen. Die Brustrekonstruktion nach einer Behandlung ist dabei weit mehr als Ästhetik – sie gibt Selbstvertrauen zurück. Vanessa Tessmann, erfahrene Chirurgin, vereint in diesem Buch Wissen über Heilung und Wiederaufbau der Brust, damit Frauen stolz und stark in ihren Alltag zurückkehren können.
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