Sonderausstellung “Beautiful World”
Mitterteich5. Juli - 9:00 bis 3. November - 17:00
KostenlosZu sehen ist die Gemeinschaftsausstellung „BEAUTIFUL WORLD“ vom 5. Juli bis 3. November 2024 im
MUSEUM MITTERTEICH. Geöffnet hat dieses jeweils Dienstag – Freitag 9 – 17 Uhr, Samstag 9 – 12 Uhr
und Sonntag 14 – 17 Uhr.
Gemeinschaftsausstellung von Simone Weiland und Klaus Grüschow Seit jeher drücken sich die Menschen in Form von Kunst und Malerei aus, indem sie ihre Umgebung, Gedanken und Gefühle auf verschiedene Weise festhalten. Die Kunstform der Malerei selbst hat eine lange und vielfältige Geschichte, die sich ständig weiterentwickelt, auch was die verwendeten Materialien und Techniken betrifft. Die aktuelle Sonderausstellung im Museum Mitterteich mit dem Titel „BEAUTIFUL WORLD“ spiegelt nicht nur die die Schönheit der Welt, sondern auch die Kreativität der
beiden Kunstschaffenden wider.
Die in Leipzig geborene Künstlerin Simone Weiland erlernte vor über 45 Jahren die Grundlagen der Malerei. Von 1979 bis 1981 besuchte sie eine Leipziger Kunst- und Malschule, wo sie auch die unterschiedlichsten Materialien, Medien und Farben kennenlernte. Eine Vertiefung ihres Schaffens erfolgte jedoch erst in späteren Jahren. Vor allem im Bereich der Öl– und Acrylmalerei entwickelte sie ihre künstlerischen Fähigkeiten vorwiegend im Selbststudium. Gerne experimentiert sie mit Papier, Steinen oder Marmormehl und lässt sich dabei von der Natur inspirieren. Simone Weiland ist ein sehr positiv denkender, dankbarer und gläubiger Mensch. Die 60-Jährige konzentriert sich heute auf das Wesentliche, lässt Überflüssiges getrost beiseite. Sie liebt die Natur und das Reisen in ferne Länder, schätzt aber auch die sinnlichen Eindrücke bei einem Waldspaziergang in ihrer Wahlheimat Schönwald (Oberfranken) Ich habe schon immer gerne gemalt. Sobald ich einen Stift halten konnte, ging es los. Zuerst mit Buntund Filzstiften, später im Teenager-Alter mit Bleistift und Feder. Weil es in der ehemaligen DDR ja nichts
anderes gab, habe ich als Jugendliche Plakate abgezeichnet. Meinen ersten Kunstunterricht bekam ich mit 14 Jahren über einen Kontakt im Kulturhaus. Dort lernte ich die allerersten Grundlagen und verschiedene Maltechniken kennen. Um mir ein bisschen Taschengeld zu verdienen, habe ich in meiner Freizeit Bauerntruhen aufgearbeitet und Nussknacker bemalt.“ Als die junge Mutter Simone nach einer künstlerischen Schaffenspause mit ihrer eigenen Familie nach Schönwald zog, hat sie ihre Ölfarben wieder hervorgeholt und ihr erstes Bild „Mohnblumen“ fertiggestellt. Danach ging es immer weiter mit der Malerei.„Jeder sieht in Kunst etwas anderes, Kunst muss frei sein“ (Simone Weiland) Besonders fasziniert ist die Künstlerin von aktiven Vulkanen, die manchmal ihr Inneres widerspiegeln, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Aber auch das Meer lässt sie künstlerisch nicht los. Ein Urlaub in Brasilien vor fast 20 Jahren hat bei ihr viele bleibende Eindrücke hinterlassen, die sie in einigen ihrer Bilder zum Ausdruck bringt. Dafür verwendet sie nicht nur Leinwand und Farbe, sondern auch anderes organisches Material, wie beispielsweise Schiefergestein. Wie echt wirken die von der Brandung umspülten Klippen und Felsen. Weitere Themen, die in ihrer „malerischen Weltreise“ auftauchen, sind beispielsweise die Schönheit Zentralafrikas, weite Lavendelfelder, die kühle Anmut eines winterlichen Bergmassivs oder die farblich fast bizarr wirkenden Salzseen in der Ukraine. Beim Schnorcheln auf den Seychellen machte die Malerin unverhofft Bekanntschaft mit einer Meeresschildkröte. Dieses intensive Erlebnis hielt sie auf der Leinwand fest. Künstlerisches Ziel der Malerin ist es, ihre Fähigkeiten im perspektivischen Malen zu vertiefen. Ihre ehrlichsten Kritiker sind sowohl ihr Mann als auch ihr Vater, sagt sie. Simones Vater, der 83-jährige Gunter Preuß, ist ein bekannter Autor und hat schon eine ganze Menge geschrieben und veröffentlicht, darunter umfangreiche Kinder- und Jugendliteratur. Die Liste seiner Werke ist lang. Während der CoronaPandemie hat die Malerin gemeinsam mit ihm an der Illustration seines jüngsten Buches „Neues von Gretel und Hänsel – eine Geschichte für Kinder und Eltern“ gearbeitet. Davon gibt es ebenfalls in der aktuellen Sonderausstellung zu sehen. „Beim Malen bin ich ganz bei mir und finde nicht selten dabei zu neuer positiver Energie und Freude.“ (Simone Weiland) Energie ist zweifellos auch die Grundlage des gemeinsamen Kunstprojekts von Simone Weiland und ihrem Bruder Klaus Grüschow. Der Begriff „Energie“ kommt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „wirkende Kraft“. Die Kraft, die in Grüschows Arbeiten steckt, ist im wahrsten Sinne des Wortes geballte Energie. Klaus Grüschow, der einen Sprengschein hat, sagt dazu: „Das Ergebnis der gebündelten Energie von wenigen Gramm Sprengstoff und die Erkenntnis, dass diese
ungeheure Kraft in unscheinbaren Ausgangsstoffen gespeichert ist und uns von der Natur zur Verfügung gestellt wird. Das war dann wohl einer der Auslöser, um der geborenen Neugier einen Schub zu geben. Welch ungeheures Gestaltungspotenzial!“ (Klaus Grüschow) Ideen reiften für ein gemeinsames Kunstprojekt: EXCLUSIVE ART – EXPLOSIVE DESIGN „Wie würde ein Kunstwerk aussehen, wenn Simone mit verschiedenen Metallpulvern Bilder auf Metallplatten malt und diese im wahrsten Sinne des Wortes aufgesprengt werden. Würde man nach der Detonation noch etwas von dem erkennen, was ursprünglich auf der Platte vorhanden war?“ Diese Frage stellten sich die Geschwister in einem ersten Projektgespräch. Eine Vielzahl an Fragen über Farben und
Materialien beschäftigte die beiden über einen langen Zeitraum. Ein wesentlicher Teil, um diese ungewöhnliche Kunstform gestalten zu können, sind die Überlegungen bei der Vorbereitung. Für den Sprengkünstler ist das einer der faszinierendsten Aspekte. So beispielsweise, wie sich die Moleküle verschiedener Metallpulver verhalten. In welcher Menge und welcher Körnungsgröße müssen diese aufgetragen werden. Oder wie werden die Sprengladungen angelegt, gezündet und wer kann dabei fachlich unterstützen. „Nein, es ist nicht zulässig, Sprengungen in seinem eigenen Garten
durchzuführen (!), wie wir es inzwischen oft gefragt werden.“, betont Klaus Grüschow. Klaus Grüschow ist von Beruf Kriminalist. Seit 2019 arbeitet er als Sprengstoffermittler bei der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern und verhindert Straftaten in diesem Bereich. Seinen ersten Sprengschein erwarb Grüschow bereits 1988 in der ehemaligen DDR während seiner Zeit bei der Armee. Für die Umsetzung dieses Kunstprojekts arbeitete er eng mit der Dresdner Sprengschule zusammen. Wenn Grüschow über seine Arbeit spricht, fallen technische Fachbegriffe wie Schneidladung und Hohlladung, womit er die zielgerichtete Platzierung des Sprengstoffs meint. Das eindrucksvolle Ergebnis auf den Stahlplatten spricht für sich. Die erfolgreiche Zündung einer konisch eingebrachten Hohlladung fabrizierte auf einem der gezeigten Objekte eine kreisrunde Öffnung in der etwa 3 cm dicke Industriestahlplatte. Die seitlich und nach hinten ausgefransten Metallränder lassen noch erahnen, welche enorme Kraft hier gewirkt haben muss. Gepresstes Messinggranulat, das sich in der Hohlladung
befand, sorgte außerdem für den exklusiven farblichen Akzent auf der Sprengkunst. Filigrane flächige Motive, wie beispielsweise eine Pfauenfeder oder ein Ginkgoblatt werden mit Hilfe von 2mm-dünnen Sprengfolien auf die Metallplatten aufgesprengt. Um die nötige “Power” von der
Sprengfolie auf die Stahlplatte zu übertragen und die erforderliche Detonationsgeschwindigkeit von bis zu 8000 m/s zu erhalten, bedarf es noch eines elektrischen Sprengzünders und einer sogenannten „Booster“-Ladung. Mehrere Sprengversuche haben gezeigt, dass der Zünder im richtigen Winkel an der Ladung angebracht werden sollte und die zusätzliche Verstärkerladung mit Plastiksprengstoff auf die Größe einer Erbse reduziert werden konnte. Aus diesen Erkenntnissen ist letztlich das Kunstwerk mit dem Salamander-Motiv entstanden, das Simone zuvor aus Eisenpulver zusammen mit flüssigem Bindemittel auf die Industriestahlplatte gemalt hatte. Das Bild kann sich nach der Detonation wahrlich sehen lassen. Genau in diese Richtung wollen sich die beiden künftig weiterentwickeln und ihren
künstlerischen Weg zusammen gehen.