Familien hinter Bauzäunen: Notunterkunft in Weiden [mit Video]

Ukrainische Geflüchtete in der Mehrzweckhalle

Weiden. Die Mehrzweckhalle ist mal wieder eine Notunterkunft für Geflüchtete. Doch es gibt viele Unterschiede zu 2015, zeigt ein Besuch.

Wieder einmal dient die Mehrzweckhalle als Notunterkunft für Geflüchtete. Manfred Weiß war schon das letzte Mal in den Jahren 2015 und 2016 mittendrin. Doch er sieht viele Unterschiede. “2015 war hier alles voll”, sagt er und lässt seine Hand durch die große Halle schweifen. “Da stand Bett an Bett”, erinnert er sich.

“Das gab es vorher nicht”

Was noch anders ist: Die Geflüchteten werden auch in private Unterkünfte vermittelt. Menschen geben ihre freien Zimmer, Partykeller, Hobbyräume her und teilen mit den Geflüchteten Küche, Bad und Tisch. Birgit Meier aus Weiden zum Beispiel hat die Alleinerziehende Viktoria Vozna aus der Ukraine mit ihrer Tochter in ihre Familie integriert. “Das gab es vorher nicht”, sagt der erfahrene Integrationslotse Weiß.

Integrationslotse Manfred Weiß in der Notunterkunft in der Weidener Mehrzweckhalle.

Jetzt sieht man in der Mehrzweckhalle vor allem Bauzäune mit blauen Planen, so zusammengestellt, dass sie ein wenig Privatsphäre geben. In der Halle leben in ihren eigenen Parzellen gerade insgesamt 22 Menschen, vor allem Kinder. Eine Familie allein besteht aus 10 Personen, darunter ein Säugling und mehrere Kleinkinder. Vor kurzem waren es noch zwei Großfamilien. Für die eine fand die Stadt nach Wochen der Suche eine Bleibe. Bei der zweiten kann es noch dauern. Bereits vor der Ankunft der Geflüchteten bestand in der Stadt Wohnraummangel.

So viele Geflüchtete sind in der Notunterkunft

Ingesamt sind 103 Geflüchtete in Weidener Notunterkünften. Diese Zahlen können sich jedoch jederzeit ändern.

  • Mehrzweckhalle: 22 Personen
  • Berufsschulturnhalle: 53 Personen
  • Handwerkerhaus: 28 Personen

“Wegen bevorstehender Umzüge in Wohnungen wird die Zahl in den nächsten Tagen aber weiter sinken”, teilt die Stadt mit.

Gerade schlafen die Leute noch auf Feldbetten. Doch da manche tatsächlich mehrere Wochen hier bleiben, organisiert die Stadt gerade Betten mit richtigen Matratzen. Zwischenzeitlich haben sich einige schon mit Sportmatten beholfen.

Schulpflicht ab drei Monaten

In der Halle sieht man vor allem Kinder jeden Alters. Lagerkoller stellt Stefanie Träger vom Krisenstab der Stadt Weiden nicht fest. “Die Menschen sind sehr selbständig.” Sie vernetzen sich über das Internet mit anderen Geflüchteten, organisieren Online-Unterricht, erkunden die Stadt, setzen sich mit den Schulen in Kontakt. Schulpflichtig werden die Kinder erst, wenn sie drei Monate in Deutschland sind, erklärt Träger. “In den meisten Fällen dürfte das ab Juni der Fall sein.” Auch Kindergartenplätze will die Stadt organisieren, mehr Personal einstellen. Doch das dauert. “Leider gibt es in diesem Bereich nach wie vor einen erheblichen Fachkräftemangel.”

Die Notunterkunft in der Mehrzweckhalle bleibt weiterhin bestehen. Bild: David Trott
Die Notunterkunft in der Mehrzweckhalle bleibt weiterhin bestehen. Bild: David Trott
In der Mehrzweckhalle. Bild: David Trott
In der Mehrzweckhalle. Bild: David Trott
Die Geflüchteten richten sich ihre Parzellen so ein, wie sie wollen. Bild: David Trott
Die Geflüchteten richten sich ihre Parzellen so ein, wie sie wollen. Bild: David Trott
Städtische Feldbetten im Einsatz bei der Flüchtlingskrise 2015. Foto: David Trott
Städtische Feldbetten im Einsatz bei der Flüchtlingskrise 2015. Foto: David Trott
Bild: David Trott
Bild: David Trott
Die Parzellen stehen in der Halle verteilt. Sie bieten etwas Privatsphäre. Bild: David Trott
Die Geflüchteten richten sich ihre Parzellen so ein, wie sie wollen. Bild: David Trott

Etwa 500 Geflüchtete in Weiden

Manfred Weiß ist optimistisch, dass alle Geflüchteten bald eine Bleibe finden, vor allem, wenn man sich die Zahlen anschaue. 460 ukrainische Geflüchtete sind in Weiden offiziell gelistet. Die Stadt geht jedoch davon aus, dass es 500 sind, da die Menschen keine Pflicht zur Anmeldung haben. 103 davon sind in den Notunterkünften der Stadt untergekommen. Die restlichen knapp 400 haben also bereits ein neues Heim in Weiden. “Da werden wir für den Rest doch auch noch was finden.”

Das wird gebraucht

Freizeitgestaltung: Weidener Sportvereine, die gezielte Angebote für Flüchtlinge, etwa die unkomplizierte Teilnahme an Trainingseinheiten einrichten, sind immer willkommen.

Wohnen: Die Stadt sucht immer noch dringend nach Wohnungen und privaten Unterkünften für Geflüchtete. Auf der Webseite der Stadt gibt es ein Formular für Wohnungsanbieter, in denen sie Wohnungen anbieten und auch den Mietpreis angeben können.

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