Kriegerdenkmal in Etzenricht wird 100 Jahre alt

Etzenricht. Das Kriegerdenkmal "Am Plan" wurde vor 100 Jahren eingeweiht. Finanziert hat es damals zu großem Teil ein Auswanderer mit einer großzügigen Spende.

Die Gedenkstätte am Volkstrauertag. Foto: Rudi Walberer

Ohne die 2020 mit einem Umfang von rund 300 Seiten erstellte Ortschronik wäre dieser Termin vielleicht untergegangen. Im Kapitel „Kriegerdenkmal“ ist festgehalten, dass das markante Gebilde „Am Plan“ 1921 und 1922 geplant und errichtet wurde. Ökonomierat F. Wölfinger, der Autor der 1938 mit dem Titel „Chronik des Bauerndorfes Etzenricht“ erschienen Schrift, hatte den Termin noch verfeinert. Er erwähnte den 27. August als exakten Einweihungszeitpunkt.

Für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges hatte er treffend kommentiert: „Die Lücken, die der Krieg in die Familien gerissen hat, werden noch länger als schmerzhaft empfunden werden“. Was er nicht ahnte, war, dass nach 1945 die Einprägungen mit den Jahreszahlen des Zweiten Weltkrieges in den Gedenkstein ergänzt werden mussten.

Dimension hätte eher zu einer mittleren Stadt gepasst

Die Platzierung des Denkmals könnte nicht prägnanter sein. Laut Chronik 2020 betrachten Experten allgemein diese Art der Stelen eher als Siegessymbol. Und das hatte nach Kriegsende 1918 System, denn der Ausgang der Auseinandersetzungen wurde damals weitgehend nicht als Niederlage angesehen.

Die Dimension des mittig erstellten Obelisk und die Ausladung der seitlichen Bauteile plus Umgebung auf der exponierten Kuppe übersteigt die üblichen Größenordnungen für Dörfer erinnert an städtische Gedenkstätten. Häufig sind die Kriegerdenkmäler in vergleichbare Orten kleinere Stelen oder Natursteine. Ganz einfach, weil in der Nachkriegszeit das nötige Geld fehlte. Dazu waren diese Errichtungen teils auch politisch umstritten.

Kostenpaket lag bei 26.000 Mark

Die Finanzierung war für die Etzenrichter Gemeindeverwaltung und das eigens gegründete Komitee kein Hindernis. Eine die Maßnahme tragende Einzelspende von John H. Meyer aus New York in Höhe von 20.000 Mark schuf die Grundlage. 3.000 Mark waren bereits gesammelt worden und der Restbetrag auf die Gesamtkosten von etwa 26.000 Mark war wegen der örtlichen Spendenbereitschaft kein Problem für die Protagonisten.

Für die Bauausführung konnte Professor Will, Architekt von der Kunstschule Nürnberg gewonnen werden. „Unter üblichen Bedingungen“ als festgehaltene Kondition bestätigt die Professionalität des Planers und Umsetzers. Der benötigte Grund „Am Plan“ war gratis. Alle Bürger, die den zuvor als Backofenareal genutzten Platz gemeinschaftlich besessen hatten, stimmten für eine unentgeltliche Übereignung.

Zum Ausgabenpaket gehörte, Bäume zu pflanzen und die ansteigende Straße, heute auch „Am Plan“ benannt, mit einem Ausbau aufzuwerten. Wie die Etzenrichterin Annelies Neumann in Archiven recherchierte, wurde die kostengünstigste aus fünf Varianten selektiert. Zeichnungen aller Vorschläge sind in der 2020 herausgegebenen und in der Gemeindeverwaltung erhältlichen Dorfchronik zu sehen.

Auswanderer finanziert Löwenanteil

Der großzügige Spender, John H. Meyer (1857 in Etzenricht geboren und 1926 in New York gestorben) widmete seinen Beitrag den gefallenen Soldaten, aber auch seinem im Krieg verstorbenen Sohn, der bei den US-Truppen diente. Sein Geld verdiente der erfolgreiche Unternehmer in der Textilbranche. Schon im Alter von 14 Jahren wurde er nach England geschickt und erhielt fundierten Privatunterricht.

Rasch fand er seine Profession im Handel und in der Herstellung von Stoffen, heiratete eine Frau aus der gleichen Branche und gründete mit ihr in den Staaten eine Familie mit vier Kindern. Sein Geschäft expandierte, er schuf Produktionsstätten in Pennsylvania und Massachusetts. Überliefert wird, dass die Erzeugnisse der Fabriken, Stoffe für khakifarbige Uniformen, für die Einkleidung der US-Army unverzichtbar waren.

Die Momentaufnahme

Wie man den gut erhaltenen Aufnahmen von der Einweihungszeremonie entnehmen kann, säumten mehrere hundert Etzenrichter das Denkmal „Am Plan“. Aktuell und in den zurückliegenden Jahrzehnten wurden die Gruppen aus den örtlichen Vereinen, deren Fahnenabordnungen, die Ehrenwachen der Reservistengemeinschaft sowie der US-Armee und aus Privatleuten immer kleiner.

Sie begleiteten die Bürgermeister, Chöre und als Redner die beiden Ortsgeistlichen im November am Volkstrauertag. „Die Redebeiträge haben mit Blick auf die Auseinandersetzungen in der Ukraine und anderen Krisenherden wieder zunehmend an Bedeutung gewonnen“, sagt Bürgermeister Martin Schregelmann. Er sieht in der Pflege des Denkmals und des Umfeldes eine wichtige Aufgabe, um die Erinnerungen für die Bürger und Passanten wach zu halten.

Hintergrund

  • Etzenrichter Kriegerdenkmal wird laut Chroniken im August 100 Jahre alt
  • Die Kosten beliefen sich auf 26.000 Mark, 20.000 davon steuerte ein gebürtiger Etzenrichter bei, die er in der US-Textilproduktion verdiente.
  • Geprägt wird der Bau von einem mittigen Obelisken, das Denkmal prägt den Bereich „Am Plan“ und wird von Bauernhöfen eingerahmt.
  • Die Gemeine verfügte über ein Komitee, das sich mit dem Bau beschäftigte, den ein einschlägig tätiger Architekt aus Nürnberg plante und vollzog.

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