Landestheater Oberpfalz richtet in Glasfabrik Vohenstrauß feste Spielstätte ein
Vohenstrauß. Für die Theaterleute wird ein Traum wahr. Seit 15 Jahren sieht sich das Landestheater Oberpfalz nach einer festen Spielstätte um. Jetzt ist es so weit. Aktuell läuft der Umbau der ehemaligen Glasfabrik Taube. Vohenstrauß bekommt ein Theater.
Vorhang auf für die “LTO Glasfabrik”. Ende September sind zwei Eröffnungspartys für geladene Gäste geplant. Am 25. Oktober dürfen Theaterfreunde dann die erste Premiere feiern. Mit “Dinner für Spinner”, einer französischen Komödie, inszeniert von Regisseurin Alexandra Marinescu, die schon in der letzten Spielzeit mit “Taxi, Taxi” einen Knüller abgeliefert hat. Für Oktober/November ist ein Tag der offenen Tür geplant.
Noch braucht es etwas Fantasie. Geschäftsführer Wolfgang Meidenbauer und Adrian Wenck (Leitung Öffentlichkeitsarbeit) gewähren einen Blick in die ehemalige Fabrik. Der aktuelle Stand: Die großzügigen Räume sind blitzblank und getüncht, Elektrik und Leitungen erneuert. Die 700 angemieteten Quadratmeter sind bereit für den Einzug der Schauspieler-Truppe.
Charme eines Industriebaus der 60er bleibt erhalten
Geplant sind ein Foyer mit Garderobe und ein Bistro mit Getränkeausschank. Darauf folgt im größten Raum das eigentliche Theater mit Bühne. Die Bühnenbretter liegen bereit, der Einbau steht unmittelbar bevor. Für die Zuschauer werden 77 Sitze in drei Etagen montiert. Die Freiwilligen des Maler-Teams stehen bereit. Sie setzen ein Farbkonzept des künstlerischen Leiters, Christian A. Schnell um. Das ganze Theater wird barrierefrei.
Der Boden bleibt, wie er ist: unbehandelter Beton. Ebenso die Fenster aus blickdichtem Kathedralglas. “Wichtig war uns, den Charakter des Raums zu erhalten, den Charme einer Industrie aus den 60ern”, sagt Meidenbauer. Die hintere Hälfte der Räume bezieht das LTO selbst. Hier ist Platz für die Künstler, Techniker und Bühnenbild. Das Landestheater zieht mit der gesamten Verwaltung und dem Fundus aus Leuchtenberg hierher.
An Spielorten in der ganzen Oberpfalz ändert sich nichts
Das LTO hat eine Heimat. Was nicht bedeutet, dass das Theater nicht mehr über die Lande zieht. Im Gegenteil. “Wir können von hier aus viel einfacher die Oberpfalz bespielen”, sagt Meidenbauer. Die Zahl der Spielorte hat sich eher noch vergrößert. Guteneck ist jetzt im Programm. Gastspiele in Speinshart, Neunburg vorm Wald, Grafenwöhr und Kemnath haben sich verstetigt.
Die Stücke werden künftig in der Glasfabrik produziert, unabhängig von den Terminen anzumietender Spielstätten. Das erspart viel Organisationsaufwand (und Miete). Bis ein Stück zur Premiere kommt, muss die Originalbühne mindestens eine (Endproben-)Woche vorher zur Verfügung stehen. Im Herbst kommt beispielsweise “Der kleine Prinz” auf die Bühne: in der Stadthalle Vohenstrauß (für Schulklassen), in der Glasfabrik, in Guteneck, Neunburg und Speinshart.
Spendenaktion: Kaufen Sie einen Theaterstuhl
Das Landestheater Oberpfalz will den Umbau aus eigener Kraft stemmen. Viele Arbeiten erfolgen in Eigenleistung. Meidenbauer rechnet letztlich mit einer Investitionssumme von unter 50.000 Euro. Das LTO hat eine Spendenaktion gestartet: Für 150 Euro kann ein symbolischer Theaterstuhl gekauft werden. Jeder Spender wird auf einer großen Tafel verewigt, die zur offiziellen Eröffnung am 27. September enthüllt wird.
Die Fabrik bleibt damit ein Ort der Fantasie und Kreativität. Böhmische Glasmacher stellten hier nach Kriegsende farbige Vasen und Kelche her, oft aufwändig bemalen. Die vertriebenen Familien Füger und Taube kannten sich aus ihrem Heimatort Steinschönau im Sudetenland. Sie taten sich 1947 in Vohenstrauß zusammen.
Die hiesigen Kollegen halfen ihnen auf die Beine: F. X. Nachtmann aus Neustadt/WN lieferte Rohglas. Glasermeister Georg N. Sonna aus Weiden lagerte für die Kollegen von der US-Army sichergestelltes Füger-Glas ein. Porzellanunternehmer Johann Seltmann vermietete die ungenutzten Räume in Vohenstrauß (Quelle: Kreisheimatpfleger Peter Staniczek).
Nachbar: Thomas Bauer vom “Salute”-Club
Ab 1954 führte Alfred Taube die Firma allein weiter. 1992 musste die Kristallglasfabrik Alfred Taube GmbH aufgrund des Konkurrenzdrucks die Produktion einstellen. Das Gelände wurde danach vielseitig genutzt. Eine Halle wurde zur Disco umfunktioniert, anfangs “Treibhaus”, dann “Olymp”.
Noch heute nutzt Betreiber Thomas Bauer (“Salute”) die “Alte Glasfabrik” als Event-Location. Hier steigen Malle- und Halloween-Partys, junge Leute mieten sich für Geburtstagsfeiern ein. Das soll auch so bleiben. “Ab Oktober geht’s wieder los”, kündigt Bauer an. Dann mit neuen Nachbarn.
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