Nordoberpfalz kämpft mit Azubi-Mangel
Weiden. Die Nordoberpfalz präsentiert die Bilanz des Ausbildungsjahres 2023/2024 und setzt in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen auf Fachkräfteausbildung und ein Pilotprojekt mit El Salvador.
Gemeinsame Anstrengungen in der Nordoberpfalz, um die Zukunft des Ausbildungsmarktes zu sichern – ein Thema, das am 27. November in der Europaschule in Weiden ernsthaft diskutiert wurde. Hier kamen Ausbildungsmarktpartner zusammen, um die Bilanz des Ausbildungsjahres 2023/2024 vorzustellen. In einer Zeit, die von politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit geprägt ist, könnte nichts wichtiger sein als die Sicherung der Fachkräfte von morgen. „Die „4D“ – Digitalisierung, Dekarbonisierung, demografischer Wandel und Deglobalisierung – prägen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zunehmend. Umso mehr ist es entscheidend, den Fokus auf das betriebliche Stabilitätspotenzial von Auszubildenden zu richten, die heute und in Zukunft die Leistungsfähigkeit und Innovationskraft unserer Betriebe stützen.“, so Thomas Würdinger, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Weiden.
Das Dilemma: Hohe Ausbildungsbereitschaft trifft auf Bewerbermangel
Die Partner betonten, wie qualifizierte junge Menschen bald nach ihrer Ausbildung zum Rückgrat der Unternehmen werden. „Junge, qualifizierte Menschen werden oft schon kurz nach Abschluss ihrer Ausbildung zum Rückgrat unserer Unternehmen,“, unterstrich Arbeitsmarktexperte Würdinger. Doch die Herausforderung bleibt: „Es gibt zu wenige von ihnen.“ Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung bestätigt, dass das Verhältnis von Ausbildungsangeboten zu Schulabgängern in der Nordoberpfalz besonders prekär ist – mit 108 Ausbildungsangeboten auf 100 Schulabgänger.
Neue Wege im Azubi-Recruiting
Angesichts dieser Herausforderungen ist die Agentur für Arbeit Weiden innovative Pfade gegangen, etwa mit einem Pilotprojekt in El Salvador. „Mit diesem innovativen Ansatz möchten wir nicht nur dem regionalen Fachkräftemangel begegnen, sondern auch neue interkulturelle Perspektiven in die Betriebe bringen,“, betonte Würdinger. Das Ziel: Junge Menschen aus El Salvador für eine Ausbildung in der Region zu gewinnen.
Potenziale erkennen und nutzen
Trotz dieser Herausforderungen gibt es Betriebe, die es schaffen, passende Auszubildende zu gewinnen. Doch die Bilanz zeigt, das weitere Anstrengungen nötig sind, um Angebot und Nachfrage besser in Einklang zu bringen. Bemerkenswert ist dabei der Zuwachs an Bewerbungen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die um 58,1 Prozent gestiegen sind. Diese Entwicklung zeigt, dass die Integration ausländischer Fachkräfte bereits eine wichtige Rolle spielt.
Stimmen der Partner
Vertreter der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer und der Initiative für Ausbildung äußerten sich zur Situation. Florian Rieder von der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim sieht in der anhaltenden Ausbildungsbereitschaft trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten ein positives Zeichen. Michael Knauer von der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz betonte den Erfolg im Handwerk und die Bedeutung der Ausbildung auch in schwierigen Zeiten. Jürgen Spickenreuther, Vorsitzender der Initiative pro Ausbildung, wünscht sich, dass Ausbildung und Bildung nicht den konjunkturellen Schwankungen zum Opfer fallen.
* Diese Felder sind erforderlich.