Steinbergs Wandel: Vom Bergbau zum Tourismusmagneten
Steinberg. Jakob Scharf referierte über die Transformation von Steinberg von einer bergbaubasierten Gemeinde hin zu einem Fokus auf Tourismus, unterstrichen durch die Schaffung des größten Sees der Oberpfalz.
Vom Bergbau zum Tourismus
Steinberg am See. Das Pfarrheim in Steinberg war am Montagabend gerammelt voll, als Ortsheimatpfleger Jakob Scharf seinen Vortrag zur jüngsten Geschichte seiner Heimatgemeinde hielt. Unter den Gästen befanden sich mit Altlandrat Hans Schuierer, Bürgermeister Harald Bemmerl, SeenlandGeschäftsführer Johannes Lohrer und dem Wackersdorfer Ortsheimatpfleger Toni Eiselbrecher auch einige Lokalprominenz.
Als im Sommer 1800 der Wackersdorfer Schneider Andreas Schuster beim Brunnenbau auf Kohle stieß, war dies noch lange nicht die Initialzündung für all die Veränderungen in den landwirtschaftlich geprägten Gemeinden um Steinberg (damals noch nicht am See). Erst als 100 Jahre später die Bayerische Braunkohlen-Industrie ihre Tore öffnete, begann die systematische Ausbeutung der Kohlevorkommen in der Bodenwöhrer Bucht. In deren Folge wurde nicht nur Wackersdorf verlegt, auch in Steinberg wurden 32 Häuser abgebrochen und an anderer Stelle wieder aufgebaut, und auch verschwand von seinem angestammten Platz. Steinberg hatte damals etwa 300 Einwohner, heute sind es fast siebenmal so viele. Großen Widerstand leistete damals die Kirche, vor allem in Person des Pfarrers Dittlauer. Allerdings führte der Braunkohlenabbau zu sehr großem Wohlstand und auch Prestige, da einige bedeutende Bergbaumaschinen im BBI-Revier entwickelt wurden. Beispielsweise wurden seit 1966 Schaufelradbagger eingesetzt, die das Bild der Gruben durchaus prägten.
1982 war dann Schluss mit der Kohle, die Gruben waren so gut wie leer und eine Nachnutzung musste her. Die BBI hatte sich bereits bei der Erringung der Abbaugenehmigungen zu umfassenden Renaturierungsmaßnahmen verpflichtet, außerdem sollte auf der Wackersdorfer Seite des Reviers eine atomare Wiederaufbereitungsanlage entstehen. Auf deren Geschichte wurde im Vortrag nicht näher eingegangen, jedoch entschied sich der Gemeinderat unter Bürgermeister Jakob Scharf nach dem Baustopp für den sanften Tourismus als Zukunft der Gemeinde. Einige Kohlegruben wurden zu Seen geflutet, allerdings dauerte es einige Jahre, bis das Wasser in einem nutzbaren Zustand war. Bis dahin wurde der Regionalplan Oberpfalz Nord geschaffen, und am 6. Juli 2004 wurde der Schenkungsvertrag für den Steinberger See unterzeichnet, mit dem der größte See der Oberpfalz in den Besitz der Gemeinde überging. Nach Meinung der Bürger der ehemaligen Gemeinde Oder müsste er eigentlich Oderer See heißen, was der Referent nicht einmal abstritt.
Während für touristische Objekte die Grundstücke nur in Erbpacht vergeben wurden und auch zur Bedingung gemacht wurde, dass die Attraktionen den Namen Steinberg anhängen, wurden auch etliche Baugebiete ausgewiesen. Als 2014 Harald Bemmerl Nachfolger von Scharf wurde, konnte er die positive Entwicklung der Gemeinde durch gute Konzepte weiterführen. Deswegen gehört Steinberg noch immer zu den am stärksten wachsenden Gemeinden Bayerns, auch hat sich das Gewerbesteueraufkommen in den letzten 15 Jahren verzwanzigfacht.
Als Fazit stellte Scharf fest, dass es ohne BBI und WAA keinen Tourismus in dieser Region gäbe, aber auch keinen BMW-Innovationspark mit mehr Arbeitsplätzen, als die Gemeinde Wackersdorf Einwohner hat. Durch die Umwandlung der Braunkohlegrube ist Schwandorf der wasserreichste Landkreis in Nordbayern. Mehr über den Bergbau kann man auf dem Museumsweg erfahren, der die beiden Museen in Wackersdorf und Steinberg verbindet. Mit einem kräftigen Glück Auf! beendete Scharf seinen Vortrag und leitete in eine kurze, aber gehaltvolle Diskussion über. Bürgermeister Bemmerl ergänzte, dass die Chalets am Westufer laut ihrem Inhaber zu den bestbewerteten Unterkünften Europas gehören und der lang ersehnte Campingplatz im Februar 2025 in Betrieb gehen soll. Dabei solle wirklich alles im Tourismusort Steinberg auf Fünf-Sterne-Niveau sein.
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