Milchpreis – Erzeugergemeinschaft Weiden setzt auf Qualität

Neustadt/WN. Gedrückte Stimmung herrschte bei der Mitgliederversammlung der Milcherzeugergemeinschaft Weiden. „Was uns alle betrifft, ist der miserabel schlechte Milchpreis. Wenn man hört, dass manche Molkereien noch weiter senken wollen, dann wird einem angst und bange“, sagte BBV Kreisobmann Josef Fütterer, der die Situation als Milchviehhalter aus eigener Erfahrung kennt.

Von Benedikt Grimm

Schon der Veranstaltungsort der Versammlung war ungewöhnlich. Erstmals fand sie nicht in Weiden sondern in der kleineren Neustädter Stadthalle statt. Einerseits um Kosten zu sparen, andererseits weil auch die Mitglieder immer weniger werden, wie Vorstand Manfred Venzl erläuterte. Vertrieben im Jahr 1989 noch 894 Landwirte ihre Milch über die 1977 gegründete Gemeinschaft, waren es zum 31.12.2015 nur noch 404 Erzeuger. Alleine in den letzten fünf Jahren gaben gut 150 Mitglieder die Milcherzeugung auf und schieden damit aus der MEG aus. Die Milchmenge konnte dagegen gehalten werden. Nach einem Einbruch im Jahr 2011 ist wieder eine stetige Steigerung zu verzeichnen. Mit 97,19 Millionen Kilogramm liegt die Milchmenge ungefähr auf dem Niveau von 2010.

Grund zur Kritik biete die gestiegene Milchmenge aber nicht, stellte Venzl klar. Während in Bayern und Deutschland die Milchmenge von 2014 auf 2015 um 0,74 bzw. 0,98 Prozent stieg, waren es in den Niederlanden plus 9,94 und in Irland plus 16,21 Prozent.

Ich denke wir brauchen da nicht in Schutt und Asche versinken und sagen, wir sind schuld an der Milchmenge,

betonte der Vorstand. Mit einem Auszahlungspreis von der Privatmolkerei Bechtel in Höhe von 30,73 Cent im vergangenen Jahr lag die MEG über den Vergleichszahlen AMI Bayern (30,49 Cent) und TOP 15 Deutschland (28,33 Cent). Im Vergleich zum Jahr 2014, als der Gesamtzuschlag noch bei 40,85 Cent lag, ist das aber ein herber Preisrückgang. Vor allem das russische Embargo für westliche Agrarprodukte, die Kriege in der arabischen Welt, die Marktmacht des Lebensmittelhandels und die weltweit guten Ernten im vergangenen Jahr werden als Gründe für den Preisverfall angeführt.

Manfred Venzl MEG Weiden
Manfred Venzl, Vorstand der Milcherzeugergemeinschaft Weiden

Bechtel Qualitäts-Programm großer Erfolg

Stolz ist Venzl auf die hohe Beteiligungsquote der MEG-Mitglieder am Bechtel Qualitäts-Programm (BQP). Schon über 95 Prozent nehmen daran teil. „Das ist für das Marketing unserer Molkereiprodukte sehr wichtig. Der Absatz mit Milchprodukten aus genfutterfrei erzeugter Milch hat einen stetig steigenden Markt und wird vermehrt nachgefragt“, betonte Venzl.

Neben zwölf Sitzungen und Versammlungen beteiligte sich die MEG am Bauernmarkt in Neustadt, am Tag der offenen Tür in Almesbach und der Einweihung des Milchviehstalls der Familie Schieder in Ellenbach. Eva Straßner ist seit Mai 2015 neue Geschäftsstellenleiterin der Milchberatungs-GmbH in Nordbayern. Dank richtete Venzl an die Molkerei Bechtel, die vier Molkereibesichtigungen mit über 220 Teilnehmer ermöglichte. Gleichzeitig warb der Vorstand um Verständnis für die Belange von Bechtel: „Eine Molkerei muss investieren und muss auch verdienen. Das ist auch für uns gut. Man sollte sich als Partner sehen und nicht aufeinander einhacken.“ An die Vorstandskollegen und die Mitglieder gewandt sagte Venzl: „Danke dass man selbst in so einer schwierigen Zeit miteinander reden kann.“

Förderung für Erstzertifizierung

Dr. Hans-Jürgen Seufferlein, Direktor vom Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) sprach über den neuen Standard beim Qualitätsmanagement Milch (QM-Milch). Bei Sauberkeit, Tiergesundheit und Hygiene gehe man über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Die Erstzertifizierung werde durch das Landwirtschaftsministerium mit bis zu 85 Euro gefördert. Kein Verständnis zeigte er für Negativschlagzeilen über Milch.

Was teilweise für missionarisch begabte Menschen den Milchkonsum madig machen – Donnerwetter!

kritisierte Dr. Seufferlein. Auch er äußerte den Wunsch nach einem weiterhin guten Miteinander: „Ich hoffe, dass wir uns die nächsten Wochen nicht zerfleischen. Manchmal wird’s sicherlich unterschiedliche Meinungen geben.“

DSC_4561
Hans Winter (Bild) stellte die Jahresrechnung 2015 vor. Revisor Hans Prölß bestätigte einwandfreie Kassenführung.
DSC_4582
Georg Müller von den Naabtaler Milchwerken verglich die Milchpreis aus den Jahren 2014 und 2015.
Saal
Die Milcherzeuger werden seit Jahren weniger. Erstmals hielt man die Mitgliederversammlung nicht mehr in Weiden, sondern in der kleineren Neustädter Stadthalle ab.

Bilder: B. Grimm

* Diese Felder sind erforderlich.