Wie Jugendliche heute das Internet nutzen

Waldsassen. Das Smartphone ist ihr ständiger Begleiter, nur selten wird es beiseite gelegt. Doch was ist es, das die Jugendlichen am Medium Internet so fasziniert? Und wozu nutzen sie es? Darüber klärte Medienpädagoge Philipp Reich am Montagabend im Vortrag “Immer on – Mediennutzung von Jugendlichen heute” auf.

Mehrere Väter und Mütter waren der Einladung der Stiftung Kultur- und Begegnungszentrum Abtei Waldsassen gefolgt und informierten sich über das Medienhandeln ihrer Kinder. Dabei stellte Philipp Reich die beliebtesten Online-Plattformen der Jugendlichen vor, beantwortete Fragen und gab Tipps dazu, wie Eltern mit der stark auf Onlineangebote fixierte Mediennutzung ihrer Kinder umgehen können.

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Medienpädagoge und Leiter des Jugendmedienzentrums Oberpfalz Nord Philipp Reich beschreibt die Hauptnutzungsmotive der Jugendlichen. Foto: KuBZ

Um die Bedeutung des Smartphones aufzuzeigen, forderte Reich seine Zuhörer auf, die analoge Variante aller Funktionen in eine fiktive Kiste zu legen. Nach kurzem Überlegen landeten die unterschiedlichsten Gegenstände in der Kiste: ein Wecker, ein Notizbuch, ein Computer, eine Uhr, eine Landkarte, ein Fotoapparat und noch vieles mehr. “Nur das Telefon, als eigentlich grundlegendste Funktion des Handys, wird in der Regel vergessen”, berichtete Reich.

Dennoch ist Kommunikation der wichtigste Aspekt der Internetnutzung von Jugendlichen. Diese findet aber zu einem großen Teil über den Messaging-Dienst WhatsApp statt. Insgesamt nehmen Community-Angebote in diesem Zusammenhang einen hohen Stellenwert ein. So wird auch die Videoplattform YouTube zum regen Austausch via Kommentare genutzt.

Ebenfalls von großer Bedeutung für die Heranwachsenden ist die Selbstdarstellung im Netz. Instagram, eine Fotocommunity, entwickelt sich immer mehr zum Favoriten der Jugendlichen, während Facebook Rückgänge verzeichnet. “Das liegt auch daran”, erklärte Reich, “dass Jugendliche sich Räume schaffen wollen, die frei von Erwachsenen sind. Und eben diese  sind immer häufiger bei Facebook aktiv.”

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Selbstdarstellung war schon immer ein wichtiger Aspekt in der Pubertät. Heute findet diese im Internet statt. Bild: KuBZ

Zwar wird die Möglichkeit, Privatsphären-Einstellungen vorzunehmen, bereits sehr bewusst genutzt. Dennoch sind die Gefahren des Internets nicht zu unterschätzen. Eine Erscheinung, die die ständige Verfügbarkeit online mit sich bringt, ist die Angst, etwas zu verpassen, genannt FOMO (engl. fear of missing out). Auch Cybermobbing ist ein präsentes Thema. Schwierig finde er den oft falschen Gebrauch des Begriffs “Mobbing”, so der Medienpädagoge. Nicht jeder Streit dürfe direkt als Mobbing bezeichnet werden.

Eltern sollten ihre Bedenken bezüglich des Internets offen bei ihren Kindern ansprechen. “Wird unerlaubt das Smartphone des Jugendlichen kontrolliert, ist das Vertrauen weg”, warnte Reich. Vielmehr sollten die Erwachsenen in Bezug auf Medien positiv auf ihre Kinder zugehen und Interesse zeigen. So können sie letztendlich auch dazu beitragen, dass diese die neuen Medien gewinnbringend einsetzen.

Philipp Reich ist der Leiter des grenzüberschreitenden Jugendmedienzentrums T1 in Tannenlohe. Er ist regelmäßig an Schulen unterwegs und unterrichtet Jugendliche im Umgang mit den modernen Medien. Bei Fragen und Problemen können sich aber auch Eltern immer an die Mitarbeiter des T1 wenden.

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