Witron-Workshop für Schüler: Starke Persönlichkeiten gesucht

Wiesau/Parkstein. Das Berufliche Schulzentrum Wiesau bildet seine Schüler nicht nur aus – es macht sie stärker. Deshalb wurde das BSZ als „Stark“-Modellschule 2021 ausgezeichnet. Witron-Personalchef Theo Zeitler ließ sich inspirieren und plant den Workshop „Stärken stärken“ (siehe Infokasten).

Die BSZ-Lehrkräfte Anja Wriedt-Wiesend (Mitte) und Kerstin Seuß (rechts) lassen eine Einzelhandelsklasse den Tower of Power im Teamwork bauen. Bild: Jürgen Herda

„Andere haben Fachkräftemangel. Wir in Wiesau kümmern uns um jede Nachwuchskraft.“ Der Slogan würde zur Image-Kampagne des Nordoberpfälzer Marktes passen, die das Berufliche Schulzentrum Wiesau (BSZ) zusammen mit der C3 Marketing Agentur entworfen hat. Denn darum geht es neben demografischem Wandel und notwendiger Zuwanderung beim Fachkräftemangel: Dass kein junges Talent auf der Strecke bleibt.

Jeder, der sich an die eigene Schullaufbahn erinnern kann, weiß doch, wie entscheidend die Fähigkeit der Lehrkräfte ist, Interesse zu wecken. Nur, wenn ein Funke überspringt, fangen junge Hirne zu rattern an. Wer den Mathe-Lehrer nur von hinten sieht, wie er rätselhafte Zahlenkolonnen auf die Tafel kritzelt, wird sich selten für den Zauber der Mathematik begeistern – mit der man das ganze Universum abbilden kann.

Witron-Workshop „Stärken stärken“

Nur wer im Beruf eine professionelle Heimat findet, wo er seine Stärken einbringen und Anerkennung finden kann, geht jeden Tag mit Begeisterung ins Büro oder die Werkstatt. Im Witron-Workshop können sich junge Talente mit professionellen Coaches über ihre Stärken klar werden. „Uns geht es nicht in erster Linie um die Anwerbung neuer Lehrlinge“, sagt Witron-Personalchef Theo Zeitler. „Wir wollen mithelfen, dass sich junge Menschen über ihre Fähigkeiten und Stärken klar werden können.“

Berufliche Orientierung sei allenfalls ein Nebenprodukt, erklärt Zeitler die Motivation für diesen Workshop. „Wir freuen uns einfach auf junge, neugierige Menschen, die sich ausprobieren wollen.“ Wer dazu bereit ist, eine Woche Faschingsferien zu opfern, tut nicht nur etwas für seine Karriere – vielleicht gelingt sogar ein erster Schritt ins berufliche Glück.

  • Wann? Faschingsferien (20. bis 24. Februar 2023)
  • Wer? Schüler der letzten oder vorletzten Jahrgangsstufe
  • Wozu? Mit professionellen Coaches herausfinden,
    was die eigenen Stärken sind.
  • Kontakt: Ann-Katrin Weißenburger, Telefon 09602/600-4057, E-Mail: karriere@witron.de

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Bayerische Wirtschaft fördert Stärke-Konzept

Weil Studien zeigen, dass die Entwicklung eigener Stärken maßgeblicher Faktor für schulischen und beruflichen Erfolg, für Selbstbewusstsein und Persönlichkeit sind, setzt das BSZ seit vier Jahren auf das Fach Persönlichkeitsentwicklung (PE) für alle Schüler und das Stark-Konzept des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft für Schüler im dualen System.

Thomas Metzler, Leiter des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums Wiesau mit sechs Fachschulen – drei Berufsfachschulen, eine Fachschule, eine Berufsschule und eine Meisterschule – sowie 1800 Schülern, betont, dass beide Konzepte auf wissenschaftlichen Erkenntnisse beruhen: „Es gibt immer Leute, die sagen, ,wir sind eine Schule, was soll das Esoterische?‘ – wir haben uns das nicht selber ausgedacht, das Kultusministerium und die Bayerische Wirtschaft würden nicht dahinter stehen, wenn sich nicht auch die Unternehmen einen Nutzen versprechen würden.“

Thomas Metzler, Leiter des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums Wiesau. Bild: Jürgen Herda

Nicht die Noten, sondern die Persönlichkeit ist entscheidend

Den Praxisbezug kann Theo Zeitler, Personalchef der Witron-Group, herstellen. Der Weltmarktführer in Sachen Logistik, der im September mit 110 neu eingestellten jungen Frauen und Männern einen neuen Rekord in Sachen Ausbildungsquote aufstellte, greift das Konzept der Berufsschule gerne auf: „Herr Metzler hat mich infiziert mit dem Ansatz, die Schüler erst einmal mit sich selbst zu konfrontieren – damit sie vor Antritt der Lehrstelle bereits eine Idee von ihren Stärken und Interessen bekommen.“

Früher seien die Noten entscheidend gewesen, heute viel stärker die Persönlichkeit des Bewerbers. „Vor 20 Jahren haben wir nach Mathe-Noten vorselektiert und 80 bis 100 Bewerber als Informatiker in Sporthallen getestet“, erzählt Zeitler von der Qual der Wahl in der guten alten Arbeitgeber-Ära.

Theo Zeitler, Personalchef der Witron-Group über die Ziele des Workshops. Bild: David Trott

Witron will die Persönlichkeiten stärken

„Heute sitzt einem oft ein junger Mensch bei einem Vorstellungsgespräch gegenüber, der mit ,keine Ahnung‘ auf die Frage antwortet, was er kann, was ihm gefällt.“ Ohne Idee, was einem Spaß machen, wo man sich einbringen könnte, wird keine Motivation erwachsen. Je mehr junge Menschen ausprobierten, desto mehr hätten sie zu erzählen: „Ob im Ehrenamt, auf Reisen oder bei Praktika – da sitzt einem ein ganz anderer Mensch mit einem Erfahrungshorizont gegenüber.“

Witron leistet dazu bereits mit Ferienworkshops und Exkursionen einen innerbetrieblichen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung des Nachwuchses. Für den Workshop in den Faschingsferien (20. Februar bis 24. Februar) konnte Zeitler Anastasia Schönfeld von der Berliner Initiative für neues Lernen als Coach gewinnen. „Ihr Ansatz liegt auf unserer Wellenlänge“, freut er sich auf die Motivationslehrerin, die auf „neue Denkweisen und Strategien des Lernens, Lehrens und miteinander Arbeitens auf Augenhöhe“ setzt.

Stärken und Schwächen früh genug erkennen

Einen ersten Eindruck, was das Fach Persönlichkeitsentwicklung leisten kann, vermitteln uns die beiden Projektleiterinnen, Anja Wriedt-Wiesend und Kerstin Seuß, die uns in eine IT- und eine Einzelhandelsklasse mitnehmen. „Was wollt ihr machen?“, fragt Power-Lehrerin Wriedt-Wiesend in die Runde im BSZ-Wohlfühlraum. „Was begeistert euch?“ Die zehn Jungs sind sich schnell einig. „Die Schiffsmetapher, echt? Wofür steht das Schiff?“

„Für unsere Persönlichkeiten … “, sagt ein Schüler. „Mit den Hölzern im Wald bauen wir unser Schiff“, ein anderer. „Genau, die Hölzer stehen für eure Stärken.“ Was auffällt: Die jungen Männer sind mit Feuereifer bei der Sache. Keiner spielt den Klassenclown, kein peinlich berührtes Gekicher, kein Ausgrenzen. „Was würde passieren, wenn wir das Schiff so zu Wasser lassen?“ – „Es würde untergehen.“ – „Genau, wir müssen die Hölzer verbinden und verdichten, die Lücken sind unsere Schwächen, die muss ich kennen.“  

„Jetzt brauchen wir noch eine Crew, die steht für unsere Charaktereigenschaften – weiß jemand noch, wofür der Kapitän stand?“ – „Für die linke und rechte Gehirnhälfte.“ Absolut. Das Schiff ist fertig, es kann losgehen zur Herzenswunschinsel: „Aber da ist eine Mauer. Wofür steht die?“ Für Menschen, die sagen: „Du kannst es nicht. Selbstzweifel. Hindernisse, die uns abhalten, das Ziel zu erreichen. Lassen wir uns von unserer Motivation, dem Wind treiben – trotz eines Wirbelsturms wie Corona.“

Teambuilding am Berufsschulzentrum Wiesau: Bei der Namenskette bleibt man zusammen in Bewegung. Bild: Jürgen Herda

Teambuilding durch spielerisches Lernen generieren

Spielerisches Lernen und Teambuilding steht auch bei der nächsten Übung, der Namenskette auf dem Programm: Die Jungs werfen einem Klassenkameraden einen Ball zu und sagen laut seinen Namen. So entsteht Vertrautheit, Routine, beim Vorwärtsball und beim Rückwärtsball. Alles in Bewegung. „Warum haben wir‘s gemacht?“

„Weil man sich orientieren muss, wo die andre Person steht.“ – „Damit wir die Namen nochmal besser kennenlernen.“ – „Damit wir Schwung reinbringen in unseren Kreislauf.“ – „Vielleicht merkt man sich Namen besser in Bewegung.“ – „Vielleicht ist es gut für die Koordination.“ Die Ideen rasen jetzt. „Und wir haben viel gelacht“, ergänzt Wriedt-Wiesend, „das ist das Optimum, „wir schütten die passenden Hormone aus.“

Gruppen-Dynamik für den Tower of Power

Kerstin Seuß hat eine erlebnispädagogische Übung für ihre Verkäufer-Klasse mitgebracht. „Eine Starter-Klasse, die Schüler haben erst im September mit der Ausbildung begonnen“, erklärt sie. „Wir zeigen euch heute mal, wie man eine Gruppe beim Power of Tower zusammenbringt – Konstantin hat ihn getragen, den würden wir einfach mal rausholen.“

Die Mädels und Jungs schauen etwas ratlos auf vier hölzerne Bauklötze. Und sie haben alle Hände voll zu tun mit der Entwirrung ihres Arbeitsgeräts: Eine hölzerne Scheibe, an der zehn doppelte Schnüre in verschiedenen Farben befestigt sind – je zwei pro Schüler. Schnell wird klar, wofür die Übung taugt. Die Gruppe muss einen gemeinsamen Rhythmus finden, um die Klötze mittels Ring aufeinander zu schichten. „Dürfen wir sprechen?“ – „Unbedingt!“ – „Alex, du bist Klassensprecher, mach was!“ – „Warum muss ich immer? Also, erst mal runter. … Michelle, du auch!“

Zusammen einen Turm bauen: Der Tower of Power verlangt den Schülern echtes Teamwork ab – Kommunikation, Entscheidungen, Koordination, Zieldefinition, Kurskorrektur, Konsensfindung. Bild: Jürgen Herda

Erfolgserlebnis im Team

Die Koordination klappt nicht auf Anhieb, wird aber immer besser. Der erste Klotz fällt. Dann gelingt ein Bauabschnitt. Ein zweiter Klotz stürzt. Und wieder folgt dem Rückschritt ein Fortschritt. Aus dem vielgliedrigen Wesen wird ein gemeinsamer Organismus, der sich im Gleichklang bückt, die Schnüre je nach Bedarf lockert oder anspannt.

„Muss das ein Turm aus vier Steinen, oder können das auch zwei Türme aus zwei sein?“ – Netter Versuch. Es muss die große Lösung her. „Alle mal ein bisschen lockerlassen. … Unser letzter Versuch … langsam, langsam, Cheyenne, machst du mal ein bisschen …“ – „Entschuldigung …“. Und dann ist es vollbracht. So geht Teamwork. So geht Erfolgserlebnis.

Heureka, es ist vollbracht, der Turm steht: Beifall von BSZ-Lehrerin Kerstin Seuß (links). Bild: Jürgen Herda

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