Marktplatzsanierung in Neustadt/Kulm: Ein erster Schritt zur Streitschlichtung?

Neustadt/Kulm. Es könnte ein erster Schritt auf dem Weg zum Durchbruch bei der Frage: „Wie bringe ich bei der Frage der Marktplatzsanierung alle Neustädter unter einen Hut“? gewesen sein. Die öffentliche Gemeinderatssitzung im evangelischen Gemeindehaus endete zwar erwartungsgemäß ohne konkrete Ergebnisse, aber immerhin konnten die beiden Gruppierungen, die „Interessengemeinschaft der Marktplatzanlieger“, und die Bewegung „Pro Neustadt“ ihre Vorstellungen vor fast 100 Besuchern in überraschend sachlicher Atmosphäre vortragen.

Von Udo Fürst

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Die Kreisstraße NEW 14 durch Neustadt am Kulm ist der Zankapfel bei der Marktplatzsanierung. Foto: Udo Fürst

Während die IG ihre altbekannten Ideen und einen eigenen Plan präsentierten, forderte „Pro Neustadt“, endlich mit dem Projekt zu beginnen. „Uns ist wichtig, dass überhaupt etwas passiert. Im Moment gibt es bei der ganzen Auseinandersetzung nur einen Verlierer und das ist die Stadt“, sagte Pro Neustadt-Sprecher Tim Preißinger. Der zurückhaltenden Art und den gut nachvollziehbaren Argumenten der neuen Gruppe war es wohl in erster Linie zu verdanken, dass die Veranstaltung so ruhig und größtenteils fair ablief. „Allein schon das miteinander Reden aller Beteiligten kann man als Hoffnungsschimmer am bislang so dunklen Neustädter Horizont sehen“, meinte ein Besucher nach der Sitzung und hoffte, dass die Marktplatzsanierung endlich beginnen könne.

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Tim Preißinger (links) und Michael Walter wollen, dass die Marktplatzsanierung endlich beginnt und in ihrer Stadt endlich etwas vorangeht. In der Gemeinderatssitzung überzeugten die Sprecher von „Pro Neustadt“ mit sachlichen und logischen Argumenten. Foto: Udo Fürst

Was Hirschau und Neustadt verbindet

Was hat Hirschau mit Neustadt am Kulm gemeinsam? Ganz einfach: Eine ähnliche Innenstadtsituation. Weil die Stadt des Kaolinabbaus ihre Marktplatzsanierung bereits hinter sich hat, wurde sie sowohl von den Gegnern der bisherigen Planung in der Kulmstadt als auch von Bürgermeister Wolfgang Haberberger als Musterbeispiel dafür hergenommen, wie man es machen beziehungsweise wie man es nicht machen sollte. In erster Linie ging es dabei um die Straßenführung und die Parkplatzsituation. Während die IG-Sprecher Jürgen Kopp, Hermann Pühl und Christa Tschirschnitz die Straßenführung und verkehrsberuhigten Bereiche in Hirschau als Vorbild heranzogen, befürchten Bürgermeister Wolfgang Haberberger und sein Stellvertreter Karlheinz Schultes bei einer ähnlichen Bauweise in ihrer Stadt den Wegfall zahlreicher Parkplätze und drei bis verschiedene Abrechnungsmodelle, durch die auch eine Gleichbehandlung der Anlieger ausgeschlossen sei.

Klar wurde, dass die Interessengemeinschaft (IG) auf ihrem Plan beharrt, den Verlauf der Kreisstraße durch die Stadt nicht zu verändern. „Das hat oberste Priorität“, sagten Kopp und Pühl unisono. Ähnlich wie in Hirschau sieht der IG-Plan vor, möglichst große Flächen als Marktplatz abzurechnen, um damit die Anlieger finanziell zu entlasten. Für die Marktplatzsanierung müsse die Stadt aufkommen, die dafür mit einem 80-prozentigen Zuschuss rechnen könne. Nur die Parkflächen, Gehwege und Anliegerstraßen müssten ohne Zuschuss auf die Anwohner umgelegt werden. Die vom Landkreis zu sanierende Kreisstraße NEW 14 könnte den größten Teil des Platzes erschließen. Schließlich fordern die Gegner des Projekts, ihren Plan dem kommunalen Prüfungsverband vorzulegen. Nach dessen Prüfung könne man über das Ergebnis nochmal sprechen.

Negativimage abstreifen

Tim Preißinger und Michael Walter von Pro Neustadt erläuterten ihre Motivation und verdeutlichten ihre Forderung, den Marktplatz moderat, aber zügig neu zu gestalten. „Wir sind doch auf einem guten Weg. Das neue Baugebiet Kulmblick, das Kulmhaus und jetzt noch ein schöner Marktplatz tun der Stadt gut. Wir müssen endlich das Negativimage, das uns der Streit der vergangenen Jahre eingebracht hat, abstreifen und durch mutige Veränderungen ins Positive umkehren.“

Bürgermeister Wolfgang Haberberger und seine Stadträte wollten sich mit dem Plan der Interessengemeinschaft nicht anfreunden, ließen aber Gesprächsbereitschaft erkennen. Haberberger schlug schließlich vor, gemeinsam nach Hirschau zu fahren und sich die dortige Situation anzuschauen.

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