Trinkwasser ist ein kostbares Gut: Wird das „blaue Gold“ in Speinshart bald knapp?

Speinshart. Klimawandel und Dürresommer wirken sich zunehmend auf die Niederschlagsmengen aus. Das hat auch Folgen für die Grundwasserneubildung. Die dauerhafte Sicherstellung der Wasserversorgung ist deshalb auch für die „Seitenthaler Gruppe“ ein Gebot der Stunde.

Über 100 Besucher interessierte bei einem Informationsabend der Gemeinden Speinshart und Neustadt am Kulm und des Wasserzweckverbandes Seitenthaler Gruppe das Thema „Trinkwasser in Zeiten des Klimawandels“ und die zukunftssichere Versorgung mit dem flüssigen Schatz aus den Tiefen des Kulmgaues. Foto: Robert Dotzauer

Der Wasserhahn liefert köstliches Nass, die Toilettenspülung rauscht, Dusche und Badewanne sind nicht wegzudenken. Warum also über sauberes Wasser nachdenken? In den Haushalten steht es 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Völlig normal. Oder doch nicht? Experten berichten seit mehreren Jahren über sinkende Grundwasserpegelstände in einigen Regionen. Das Thema elektrisiert auch die Verbraucher und den Versammlungsleiter. Speinsharts Bürgermeister Albert Nickl verkündet die allgemeine Problematik: „Das Wasser wird knapper“.

Trinkwasser hat emotionales Potential

Droht auch den Kunden der Seitenthaler Gruppe, einem Zweckverband zur Wasserversorgung der Gemeinde Speinshart und der Ortschaften Filchendorf und Scheckenhof, Wasserknappheit? Um diese Frage ging es bei einer Informationsversammlung im Gemeindezentrum Speinshart. Eine gemeinsame Veranstaltung der Gemeinden Speinshart, Neustadt am Kulm und des Zweckverbandes mit emotionalem Potential, wie sich herausstellen sollte.

Mehr als 100 Verbraucher interessierten sich für die Kurzvorträge von Helmut Jahn vom Wasserwirtschaftsamt Weiden und Benjamin Roder, Vorsitzender des Wasserzweckverbandes.

Quellschüttungen gehen zurück

Der „Wassermann“ der Fachbehörde beleuchtete zunächst das Gesamtszenario der Wasserneubildung und Wassergewinnung, blickte auf die Effekte des Klimawandels mit seinen Starkregenereignissen und Trockenperioden und resümierte: „Diese Entwicklung hat auch Einfluss auf die Grundwasserneubildung“. Auch einige Gebiete im Landkreis Neustadt/WN seien davon betroffen.

Helmut Jahn berichtete über Rückgänge von Quellschüttungen zwischen 1971 und 2018 bis zu einem Drittel. Defizite, die im Bruchschollenland des Kulmgaues wegen langer Neubildungszeiten noch nicht zu beobachten sei. Eine gute Nachricht für die Zuhörerschaft, die Helmut Jahn mit der Feststellung untermauerte: „Speinsharts Tiefbrunnen hat eine hervorragende Wasserbilanz“. Dennoch gelte auch für den Zweckverband die Devise, mit einer Bewusstseinskampagne für den Trinkwasserschutz und das Trinkwassersparen zu werben.

Kooperieren, ohne Anderen weh zu tun

Das „blaue Gold“ steht den Verbrauchern tagtäglich 24 Stunden zur Verfügung. Eine Selbstverständlichkeit. Doch viele Menschen vergessen, dass Trinkwasser ein kostbares Gut ist. In diesem Sinne warben die Veranstalter für mehr Bewusstseinsbildung beim Wassersparen. Foto: Robert Dotzauer

Die Präsentation beinhaltete deshalb auch Handlungsempfehlungen und einen Blumenstrauß an Lösungsansätzen für eine bedarfsgerechte Trinkwasserversorgung. Zudem postulierte Jahn für kleinteilige Wasserversorgungsstrukturen, wie zum Beispiel in Speinshart, den Trinkwasserschutz wegen der zunehmend komplexeren Wasserwirtschaft durch eine interkommunale Zusammenarbeit und mit Versorgungsverbünden zu stärken. Auch Konsequenzen für Wasserrechte und Schutzgebiete schloss der Experte nicht aus. Jahn wünschte sich zudem nachhaltige Spareffekte im privaten Bereich, vor allem aber in der Landwirtschaft und in der Industrie. Ergänzend dazu müsse die Bevölkerung für den Wert des Wassers und den sorgsamen Umgang mit der kostbaren Ressource verstärkt sensibilisiert werden.

Keine Wasserverluste im Versorgungsnetz

Erfreuliche Nachrichten verkündete Benjamin Roder. Der Vorsitzende der „Seitenthaler Gruppe“ bilanzierte in seinem „Zustandsbericht“: „Keine Auffälligkeiten bei der Grundwasserneubildung, hervorragende Trinkwasserqualität und kaum Wasserverluste im weitläufigen Versorgungsnetz“. Die Informationen reichten von der aktuellen Quellschüttung und der Pumpleistung des Tiefbrunnens bis zu den Verbrauchszahlen und Einzelheiten der Versorgungsstrategie. Als bemerkenswert bezeichnete er auch den guten Zustand der Versorgungsleitungen. „Die Wasserverluste gehen auf Null“.

Um die bedarfsgerechte Wasserversorgung auch künftig zu gewährleisten, kündigte Roder Investitionen in die Digitalisierung des Netzes an. Zudem habe der Zweckverband ein Sanierungs- und Strukturkonzept zur Ertüchtigung der Technik und ein hydraulisches Basisgutachten zur Ermittlung der Einzugsgebiete und neuer Bewirtschaftungsmodelle in Auftrag gegeben. Bei den kommunalen Investitionen sei der Zweckverband mit Leitungsarbeiten gefordert. Beispielhaft verwies Roder auf die Baulanderschließung im Gebiet Krummacker in Speinshart und auf die Sanierung der Kellerhausstraße.

Sprit kostet das 1000-fache

Eine Gefährdung der Trinkwasserversorgung durch einen geringfügig höheren Verbrauch schloss der Vorsitzende aus. Roder sprach schließlich von einem angemessenen Wasserpreis in Höhe von 1,74 Euro netto je 1.000 Liter Lebenselixier. Zum Vergleich verwies er auf den Spritpreis von 1,74 Euro je Liter. Die Schlussbemerkungen gehörten dem Thema Wassersparen. „Ein privater Swimmingpool passt nicht mehr in die Zeit“.

Diskussion – Kühe saufen am meisten

Die Sorge um eine Wassernot in Speinshart durch einen stetig steigenden Verbrauch trieb in der folgenden Diskussion Werner Schramm um. Der Münchsreuther zweifelte am Gleichgewicht zwischen Grundwasserneubildung und Gewinnung und bezichtigte die Gemeinde, sich rücksichtslos am wertvollen Wasser zu bereichern. Zudem forderte er die Landwirte als Wasser-Großverbraucher auf, Zisternen anzulegen, um Regenwasser zu ernten, „denn Kühe saufen am meisten“. Eine Sicht, die Bürgermeister Albert Nickl mit Schützenhilfe eines Vertreters des Landratsamtes für nicht praxistauglich befand.

Ohne Wasser keine regionalen Lebensmittel

In weiteren Diskussionsbeiträgen von Landwirten hieß es: „Ohne Wasser keine regionalen Lebensmittel. Wir liefern Fleisch, Milch, Obst und Gemüse“. Hermann Ott wünschte sich mehr Kostentransparenz bei der Gebührenkalkulation. Für den Zweckverbandsvorsitzenden ein Hinweis, auf die Verteuerung des Strompreises um das Dreifache und auf höhere Personalkosten aufmerksam zu machen. Schließlich waren sich alle Akteure einig: „Wasser geht uns alle an“. Gemeinsames Ziel müsse ein nachhaltiger Umgang mit dem Lebensmittel Nummer eins sein, um das kostbare Gut Trinkwasser auch für künftige Generationen zu sichern.

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1 Kommentare

Karl-Werner Schramm - 29.04.2024

Bauern soll nicht geholfen werden. Seit nunmehr fünf Jahren verschleppt die Gemeinde Speinshart Gegenmaßnahmen gegen die seit 2005 sinkenden Pegel des Tiefengrundwassers mit verstärktem negativen Trend seit 2017. Im Tiefengrundwasser kommt nur langsam neues Regenwasser an und das Wasser dieser eisernen Reserve laut Staatsregierung wird knapper. Dennoch plant die Gemeinde Speinshart immer mehr Wasserverbrauch durch Baugebiete und landwirtschaftliche Betriebe. Der Trend „Absenkpegel“ sagt, dass es ab 2070 problematisch werden kann und 2023 erreicht dieser Pegel sein bisher nicht beobachtetes Maximum trotz besseren Regenverhältnissen in dem Jahr. Das Konzept des Zweckverbandes/Gemeinde ist die Ausplünderung des Reservoirs, indem man möglichst viel Wasser verkauft und es dadurch auf Kosten unserer Nachkommen billig hält. Seit zwei Jahren wurde mit Herrn Jahn festgestellt, dass Handlungsbedarf besteht und Nickl bereits aufgefordert, sich als Landrat für Zisternen-Förderungen für Landwirte einzusetzen, denn die können auch helfen zu sparen. Nickl hat jedoch falsche Vorstellungen davon, die er auf der Veranstaltung auch noch vorträgt: „Man benötige riesige Zisternen und das sei alles viel zu teuer.“ Ein Behördenvertreter sprang ihm da nicht zur Seite, wie der Berichterstatter behauptet. Dass Sprit 1000-mal teurer ist scheint auch wichtiger für den Berichterstatter, als die Fakten zu berichten, wie Landwirte günstig Wasser sparen können. Nach Nickls „Vorstellungen“ über Zisternen für Landwirte zum Tränken gab es noch Gelegenheit zur Aufklärung, die der Berichterstatter verschweigt und hier nochmal berichtet wird: Mit einer Stalldachfläche von 1000 m2 können jährlich maximal 1000 m3 Wasser geerntet werden. Da die meisten Regenereignisse unter 20 Liter pro m2 bleiben, fallen pro Tagesereignis maximal 20 m3 Regen vom Dach an. Diese 20 m3 werden von den Großvieheinheiten innerhalb eines Tages verbraucht und die 20 m3 Zisterne wäre wieder leer für den nächsten Regen. Zweckverbandsvorsitzender Roder bestätigte daraufhin gleich, dass ein erster Betreib gerade zwei 20 m3 Zisternen installiert und demnächst fast 4000 Euro pro Jahr damit spart. Es geht also los – und den Letzten beißen die Hunde – zu Recht.