Unsere Landräte (1): Für Amberg-Sulzbachs Kirwa-Tradition schwingt Richard Reisinger sogar das Tanzbein

Amberg. Er ist der dienstälteste Oberpfälzer Landrat. Von seinem Amtssitz in Ambergs Kurfürstlichen Schloss aus koordiniert Richard Reisinger mit seiner Verwaltung die Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern des Landkreises „der 1000 Feuer und der heiligen Berge“.

Amberg-Sulzbachs Landrat Richard Reisinger vor seinem Amtssitz, der Kurfürstlichen Schloss mit Rosengarten. Foto: David Trott
Amberg-Sulzbachs Landrat Richard Reisinger vor seinem Amtssitz, der Kurfürstlichen Schloss mit Rosengarten. Foto: David Trott
Amberg-Sulzbachs Landrat Richard Reisinger vor seinem Amtssitz, der Kurfürstlichen Schloss mit Rosengarten. Foto: David Trott
Amberg-Sulzbachs Landrat Richard Reisinger vor seinem Amtssitz, der Kurfürstlichen Schloss mit Rosengarten. Foto: David Trott
Es gibt weniger repräsentative Arbeitsplätze:  OberpfalzECHO zu Besuch im Landratsamt Amberg-Sulzbach. Foto: David Trott
Es gibt weniger repräsentative Arbeitsplätze: OberpfalzECHO zu Besuch im Landratsamt Amberg-Sulzbach. Foto: David Trott
Amberg-Sulzbachs Landrat Richard Reisinger im Interview mit OberpfalzECHO. Foto: David Trott
Amberg-Sulzbachs Landrat Richard Reisinger im Interview mit OberpfalzECHO. Foto: David Trott
Landkreis der Vielfalt von der östlichen Grenze Amberg-Sulzbachs in Schnaittenbach bis zum fränkelnden nordöstlichsten Zipfel um Auerbach, vom Truppenübungsplatz Vilseck bis zur südlichsten Spitze bei Schmidmühlen. Foto: David Trott
Landkreis der Vielfalt von der östlichen Grenze Amberg-Sulzbachs in Schnaittenbach bis zum fränkelnden nordöstlichsten Zipfel um Auerbach, vom Truppenübungsplatz Vilseck bis zur südlichsten Spitze bei Schmidmühlen. Foto: David Trott
Landkreis der Vielfalt von der östlichen Grenze Amberg-Sulzbachs in Schnaittenbach bis zum fränkelnden nordöstlichsten Zipfel um Auerbach, vom Truppenübungsplatz Vilseck bis zur südlichsten Spitze bei Schmidmühlen. Foto: David Trott
Landkreis der Vielfalt von der östlichen Grenze Amberg-Sulzbachs in Schnaittenbach bis zum fränkelnden nordöstlichsten Zipfel um Auerbach, vom Truppenübungsplatz Vilseck bis zur südlichsten Spitze bei Schmidmühlen. Foto: David Trott
Die Stadtbrille: Ambergs Wahrzeichen ist Bauteil des Kurfürstlichen Schloss, in dem der Landrat residiert. Foto: David Trott
Die Stadtbrille: Ambergs Wahrzeichen ist Bauteil des Kurfürstlichen Schloss, in dem der Landrat residiert. Foto: David Trott
Die Stadtbrille: Ambergs Wahrzeichen ist Bauteil des Kurfürstlichen Schloss, in dem der Landrat residiert. Foto: David Trott
Die Stadtbrille: Ambergs Wahrzeichen ist Bauteil des Kurfürstlichen Schloss, in dem der Landrat residiert. Foto: David Trott
Amberg-Sulzbachs Landrat Richard Reisinger führt durch das Kurfürstliche Schloss. Foto: Jürgen Herda
Amberg-Sulzbachs Landrat Richard Reisinger führt durch das Kurfürstliche Schloss. Foto: Jürgen Herda
Der Landrat des Kreises Amberg-Sulzbach residiert in der ehemaligen Hauptstadt der Oberpfalz. Foto: David Trott
Der Landrat des Kreises Amberg-Sulzbach residiert in der ehemaligen Hauptstadt der Oberpfalz. Foto: David Trott
Amberg-Sulzbachs Landrat Richard Reisinger vor seinem Amtssitz, der Kurfürstlichen Schloss mit Rosengarten. Foto: David Trott
Amberg-Sulzbachs Landrat Richard Reisinger vor seinem Amtssitz, der Kurfürstlichen Schloss mit Rosengarten. Foto: David Trott
Es gibt weniger repräsentative Arbeitsplätze:  OberpfalzECHO zu Besuch im Landratsamt Amberg-Sulzbach. Foto: David Trott
Amberg-Sulzbachs Landrat Richard Reisinger im Interview mit OberpfalzECHO. Foto: David Trott
Landkreis der Vielfalt von der östlichen Grenze Amberg-Sulzbachs in Schnaittenbach bis zum fränkelnden nordöstlichsten Zipfel um Auerbach, vom Truppenübungsplatz Vilseck bis zur südlichsten Spitze bei Schmidmühlen. Foto: David Trott
Landkreis der Vielfalt von der östlichen Grenze Amberg-Sulzbachs in Schnaittenbach bis zum fränkelnden nordöstlichsten Zipfel um Auerbach, vom Truppenübungsplatz Vilseck bis zur südlichsten Spitze bei Schmidmühlen. Foto: David Trott
Die Stadtbrille: Ambergs Wahrzeichen ist Bauteil des Kurfürstlichen Schloss, in dem der Landrat residiert. Foto: David Trott
Die Stadtbrille: Ambergs Wahrzeichen ist Bauteil des Kurfürstlichen Schloss, in dem der Landrat residiert. Foto: David Trott
Amberg-Sulzbachs Landrat Richard Reisinger führt durch das Kurfürstliche Schloss. Foto: Jürgen Herda
Der Landrat des Kreises Amberg-Sulzbach residiert in der ehemaligen Hauptstadt der Oberpfalz. Foto: David Trott

Auch ein Landrat ist nur ein Mensch. Und auch wenn Richard Reisinger überzeugend als Chefdiplomat des Landratsamtes von der Vielfalt seines Kreises schwärmt – von der östlichen Grenze Amberg-Sulzbachs in Schnaittenbach bis zum fränkelnden nordöstlichsten Zipfel um Auerbach, vom Truppenübungsplatz Vilseck bis zur südlichsten Spitze bei Schmidmühlen.

Als Sulzbach-Rosenberger bekennt sich der CSU-Politiker, der im Juli seinen 60. Geburtstag feiert, zu seinem Lieblingsort dahoam in Sulzbach-Rosenberg: „Das ist der Annaberg.“ So sei er geprägt, aufgewachsen in der kirchlichen Jugend. Aber er könne überall Lieblingsplatze finden: „Vor allem, wenn dort ein entsprechendes Fest ist – die jeweiligen Bergfeste, die zeichnen uns ja aus“.

Seit 2008 residiert Reisinger als Landrat des Landkreises Amberg Sulzbach im Kurfürstlichen Schloss: „Hier und im angrenzenden Zeughaus ist der Hauptteil unserer Landkreis-Verwaltung untergebracht.“ Leben und Arbeiten im Schloss mit all den Herausforderungen: „Arbeit ist trotzdem genug vorhanden, rein residieren ist nicht drin.“

Tanzbär beim Kirwatanz-Marathon

Seit die Amberg-Sulzbacher Kirwan Teil des immateriellen Kulturerbes sind, nennen ihn Kollegen auch halb spöttisch, halb anerkennend: „Den Kirwa-Landrat.“ Wie gerne tanzt er denn selbst beim Kirwatanz-Marathon mit? „Der Frage würde ich gerne ausweichen“, sagt er verschmitzt. „Ja, ich gelte jetzt nicht als der große Tanzmeister.“ Schon der jährliche Landkreisball sei so ein bisschen eine Bedrohung für ihn: „Ich habe bei dem Kirwatanz-Marathon, den wir ja eigens für diese Würdigung als immaterielles Kulturerbe eingeführt haben, auch mehr als eine Pflichtrunde absolviert.“ Der Landrat als Tanzbär.

Ja, man sei in der Tat der Kirwa-Landkreis: „Das war schon immer so.“ Das lebendige Brauchtum habe man gebündelt, und junge pfiffige Touristiker hätten dann gesagt: „Das müssen wir eigentlich besser vermarkten, weil dort finden wirklich die Menschen zusammen.“ Da käme die junge Generation nicht nur aus den umliegenden Dörfern: „Es kommen sogar welche eigens in die Heimat zurück – sie wohnen inzwischen in Ballungsräumen, aber die Kirwa ist immer so ein Grund zur Heimkehr.“

Points of Interest: Asphalt-Kapelle bis Monte Kaolino

Wer heute noch in Reiseführern blättert, der findet als Top-Sehenswürdigkeiten im Landkreis die Asphalt-Kapelle des Künstlers Willi Koch in Etsdorf sowie diverse Burgen und Schlösser:

  • Auerbach: Historischer Ortskern, Bergbaumuseum Maffeischächte
  • Ehenfeld: Pfarrkirche Ehenfeld 5, Hirschau
  • Hirschau: Monte Kaolino, Aussichtsturm Rödlas, Industrielehrpfad
  • Hirschbach: Höhenglücksteig, Stadionmodell Oberklausen, Zyprianstein
  • Hohenburg: Fledermaushaus
  • Königstein: Ossinger mit Aussichtsturm
  • Schnaittenbach: Buchberg, Industrielehrpfad, Kräutergarten
  • Sulzbach-Rosenberg: Schloss
  • Ursensollen: Planetarium
  • Vilseck: Burg Dagestein, Vilsauen.

Was muss man im Amberg-Sulzbacher Land ansonsten gesehen haben? „Die bereits erwähnten heiligen Berge“, empfiehlt der Landrat, „man bezeichnet uns als das Land der 1000 Feuer und der heiligen Berge – da gibt’s den Mariahilfberg hier in Amberg, den Annaberg in Sulzbach-Rosenberg, den Frohnberg in Hahnbach oder den Gottvaterberg in Auerbach.“ Bergfeste werden auch auf dem Mausberg in Gebenbach und dem Axtheid-Berg in Vilseck gefeiert. Aber es gebe auch noch den Kreuzberg in Schmidmühlen, den Eggenberg und den Uschlberg im Vilstal: „Das sind dann schon fast Geheimtipps.“ Und wo Berge sind, gibt’s auch Bergbau. „Wir bauen ja noch Kaolin und Sand ab.“

Von Bergleuten umgeben

Im Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern im Kulturschloss Theuern ist der einstige Status des Landkreises als Ruhrgebiet des Mittelalters dokumentiert. „Die Eisenstraße geht von Pegnitz über Königstein, Sulzbach-Rosenberg bis runter nach Schmidmühlen und darüber hinaus.“ Dieses Bergbau- und spätere Industrieerbe sei noch sichtbar, wenn man mit offenen Augen durch die Region wandere – vor allem in der Maxhütte und Luitpoldhütte. „Da wissen wir, wo wir herkommen.“ Und dieses Erbe wolle man „noch ein bisschen lebendig halten“.

Natürlich sei der demografische Wandel nicht zu verleugnen – er zähle sich noch zur Generation der Erlebnis-Zeitzeugen: „Wir waren überall von Bergleuten und Maxhütten-Arbeitern umgeben.“ Die Vereine waren entsprechend organisiert. Aber zeitlos und am barrierefreisten seien tatsächlich die Kirchweihen charakteristisch für das Amberg-Sulzbacher Land. „Wir sind wieder bei 120 Kirwan, denn die leben ja in den Ortsteilen fort, ungeachtet irgendwelcher Gebietsreformen und administrativer Reformen.“

Wo der „Gort’n“ schon ein „Gat’n“ ist

Vielfalt sei ein weiterer Charakterzug des Landkreises: „Wir haben auch dialektale Unterschiede“, sagt Reisinger. „Im Westen merken wir die fränkischen Einflüsse, im südlichen Vilstal befinden wir uns schon im Vorraum der Stadt Regensburg.“ Rund um Auerbach gehe man nicht in die Arbeit, sondern in die „Erbat“. Im westlichen Landkreis sei der Garten noch ein „Gat’n“, östlich davon, irgendwo bei Sulzbach-Rosenberg, beginne der „Gort’n“. „Richtung Westen werden die Bratwürste dicker“, sagt der Landrat verträumt, „darüber könnte ich wahrscheinlich einen Kulturführer schreiben.“

Der Tourismus sei zwar noch ein zartes Pflänzchen, aber die Zahlen steigen. Vergangenes Jahr gab es einen neuen Übernachtungsrekord mit 331.000 Übernachtungen. Wie ordnet Reisinger das im Vergleich mit dem Oberpfälzer Wald oder der Schwandorfer Seenlandschaft ein? „Na ja, wir wollen uns jetzt nicht mit den ganz Großen messen, aber für uns ist das trotzdem schon bemerkenswert.“ Da gebe es einzelne Hotspots, die besonders zugkräftig sind. „Das ist der Monte Kaolino, das sind historische Städte wie Sulzbach-Rosenberg.“

Sterne-Menü und Leberkäs‘ mit Ei

Aber auf Freizeitmessen sei vor allem die noch weitgehend intakte Gastronomie nachgefragt: „Das Schlachtschüsselessen in den Gasthäusern auf dem Land, das es bei uns glücklicherweise in unverfälschter Form gibt.“ Man finde sowohl urige Bauernwirtschaften als auch Sterne-Gastronomie: „Wir haben zwei Ein-Sterne-Restaurants, das Cheval Blanc in Illschwang und das Soulfood in Auerbach.“ Ein Häusl weiter könne man aber auch köstlichen Leberkäs‘ mit Ei essen.

Alle Wirte des Landkreises schwingen bei den Schlemmer-Wochen gemeinsam die Kochlöffel. „Bei der Auftaktveranstaltung ist die Zugkraft erstaunlich“, sagt der Landrat über einen seiner Lieblingstermine. „Weil Touristen einfach die Vielfalt suchen.“ Aber natürlich sind auch die Amberg-Sulzbacher Gastronomen nicht vor gestiegenen Preisen und Personalmangel gefeit. „Manche haben die Öffnungszeiten einschränken müssen oder neue Schwerpunkte wie eine Metzgerei.“ Aber er sage ihnen immer: „Hauptsache nicht zumachen.“ Es gebe historische Wirtshäuser, in denen mittlerweile schon Ehrenamtliche im Bedienungsteam mitwirken.

Touristisch attraktiv sei auch die hügelige Landschaft, durchzogen von Flusstälern: „Es ist also für Mountain- und E-Biker sehr viel gegeben.“ Oft unterschätzt würden die Kletterparadiese im Westen:  „Der Höhenglücksteig südlich von Hirschbach im Schwarzen Brand in der Hersbrucker Alb oder die 20 Kletterfelsen mit weit über 1000 Anstiegen rund um Königstein sind bei renommierten Profis und passionierten Amateuren bekannter als das hier bei uns wohl selber im Landkreis der Fall ist.“

Was macht eigentlich so ein Landrat?

Funfact: In ihrem Podcasts „Talk ohne Gast“ (ab Minute 38:30) amüsieren sich die zwei Comedians Till Reiners und Moritz Neumeier über das vermeintlich gemütliche Leben eines Landrats. Der Neu-Berliner Stadtjunge Till kann sich das Landei Moritz gut als Grüß-Gott-Kasper vorstellen. Aber was macht ein Landrat eigentlich wirklich?

„Ich habe am Anfang auch gedacht, vor allem die Feste besuchen“, gibt Landrat Richard Reisinger unverblümt zu. „Aber da wird man sehr schnell eines Besseren belehrt, weil im Berufsalltag ist das eine wuchtige Behörde mit 654 Beschäftigten, zuständig für 27 Gemeinden mit rund 103.000 Einwohnern.“ Die müsse man erst einmal am Laufen halten, was ein Landrat natürlich nicht alleine kann: „Aber er muss koordinieren, er muss vermitteln – es brennt immer an einer anderen Front, und man weiß nicht, was so alles passiert, wenn man am Morgen im Amt erscheint.“

Darüber hinaus sei das Landratsamt in etwa 25 Zweckverbänden und Gremien organisiert. „Da können Sie nicht überall unvorbereitet hinlaufen, wenn sie gestalten und Strategien entwickeln wollen für die Region.“ Das sei mehr als ein Fulltime-Job. „Aber wenn Ihnen Multitasking gefällt und Sie nicht auf die Uhr schauen und keine Trennung zwischen Freizeit und Arbeit vornehmen, dann kommen Sie an, und dann ist es einer der schönsten Berufe, die es überhaupt gibt.“ Trotz der Erwartungshaltung der Social-Media-Ära: „Sie sind eigentlich immer erreichbar, auch für die Mitarbeiter.“

Als Chef der Landkreis-Behörde ist Reisinger auch oberster Aufseher der Bürgermeister – und umgekehrt ist der Regierungspräsident der Oberpfalz Aufsichtsbehördenchef des Landrats. Wie oft kommen Konflikte vor, bei denen er sich tatsächlich mit dem Bürgermeister auseinandersetzen muss, oder der Regierungspräsident eingreift? „Ganz selten“, sagt Reisinger, „weil die Zusammenarbeit sehr professionell organisiert ist, und wir barrierefrei miteinander umgehen.“

Die meisten Bürgermeister seien im Kreistag vertreten: „Also gestalten sie die Landkreispolitik mit.“ Die Festsetzung der Kreisumlage, das sei das kreispolitische Hochamt. „Da divergieren dann schon mal die Interessen.“ Mit Parteipolitik habe das nichts zu tun: „Jeder versucht, sich von diesem kommunalen Kuchen ein gutes Stück zu sichern – das ist legitim, aber hier haben wir uns noch immer geeinigt.“ Und so sei das auch mit der Regierung. „Wir sind eine sehr ökumenische Familie aus Landkreisbeschäftigen und Regierungsleuten, von daher fungieren wir auch wie in einer Familie – einmal hadern wir, einmal zerren wir aneinander, aber der familiäre Frieden ist schon gegeben.“

* Diese Felder sind erforderlich.